Donnerstag, 12. März 2015

Pflegestelle werden ist nicht schwer, Pflegestelle SEIN dagegen sehr....

Ich bin schon mehrfach drum gebeten worden, mal etwas zum Thema Pflegestelle zu schreiben - und dem möchte ich nun nachkommen :-)

Dieser Beitrag richtet sich vor allem an jene, die überlegen, Pflegestelle zu werden oder grade zum ersten Mal Pflegestelle sind. Den alten Hasen kann ich eh nichts Neues erzählen :-D
Ich beschreibe hier auch nur das "Otto-normal-Prozedere" und keine Spezialfälle (sprich verhaltensauffällige oder deprivierte Hunde).

Viele Menschen verspüren, ob der Not oder der dringlichen Aufrufe in den sozialen Medien, den Drang, schnell und möglichst unkompliziert zu helfen. Dazu kommt dann das Foto eines besonders süßen Hundeexemplars, dem man das Leben retten möchte und der einem direkt ins Herz hüpft ...

Die Gründe, sich dann auch tatsächlich bei dem betreuenden Verein zu melden, sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Bei manchen ist es wirklich dieses pure "Helfen-Wollen" und einen Hund vor dem Tod oder einem Schicksal hinter Gittern zu bewahren.
Bei anderen auch mal gerne das "unverbindlich" Ausprobieren-Wollen, ob es mit dem Hund so klappt. Wenn man von vornherein als Adoptant auftritt, hat das Ganze ja doch einen deutlich ernsthafteren Charakter und so kann man mal sehen, wie das so funktioniert und im Zweifel den Hund ja dann doch weitervermitteln, ohne sich Beschimpfungen auszusetzen.
Auch werden Tierarztkosten (und manchmal auch Futterkosten) vom Verein übernommen.
Das schreibe ich völlig ohne Bewertung ... schwierig wird es nur, wenn die rosa Seifenblase zerplatzt, weil sich die Erwartung und die Vorstellung mal überhaupt gar nicht mit dem deckt, was dann passiert ... Genau deshalb ist dieser Beitrag entstanden.

Und so komme ich nun zu den verschiedenen Phasen, die man als Pflegestelle so durchlebt ...


Phase I (auch Hibbelphase genannt)

Man hat sich beim Verein beworben, die Vorkontrolle hat ihr Okay gegeben, der Verein auch und nun hat man auch endlich das Datum, an dem man den Hund abholen kann.
Häufig kommt da schon die erste zu bewältigende Hürde, weil man an dem Tag oder zu der Uhrzeit (die eh nie zu 1000 % sicher ist, weil sowohl Flugzeuge, aber vor allem Landtransporte natürlich auch massive Verspätungen haben können – oder auch mal viel früher kommen) den Hund selber nicht holen kann.
So muss man evtl. eine Fahrtkette oder auch eine Übernachtungsmöglichkeit für den Neuankömmling suchen. Diesen Part übernimmt meist der Verein selbst.
Vielen Leuten ist der Termin dann zu spät, weil man keine 3 Wochen mehr warten möchte.
Dass das organisatorische Gründe hat, ist eigtl. nachvollziehbar und absolut normal. Wir bestellen ja hier keine Pizza ;-)

Man selber wird immer aufgeregter, freut sich, dann kommt die Angst (Klappt alles? Wie ist der Hund in natura?), dann wieder die Euphorie ... dann wieder die Angst. Das erste Wechselbad der Gefühle :-D

Die Vorbereitungen werden getroffen ... Halsband UND Geschirr bzw. Sicherheitsgeschirr (das ist so wichtig, dass sich jeder, der einen Hund direkt aus dem Ausland bekommt, eines zulegen sollte – ich empfehle das Webmaster Harness von Ruffwear: http://www.ruff-wear.de/hundegeschirr ), Wasser und Leckerchen (kein Futter, man weiß nie, wie gut der Hund Auto fährt ;-) sonst hat man das Futter danach leicht angedaut in Box oder Kofferraum herumschwimmen).




Je nachdem, wo man den Hund abholt, empfiehlt es sich, das Tier möglichst schnell in das sichere Auto zu bugsieren. Ich finde das "Lösenlassen" vor Ort immer ein wenig schwierig (natürlich haben die Hunde nach einem Flug oder einem Landtransport einen Mordsdruck auf der Blase). Wenn die Abholung in einem sicher eingezäunten Auslauf stattfindet und nicht am Flughafen oder an einem Autobahnrastplatz, dann ist es kein Problem, mit dem Hund an der Leine so lange auf und ab zu laufen, bis er sich lösen kann.
Bei ungeeigneten Gegebenheiten oder sehr ängstlichen Tieren gehe ich GERNE das Risiko ein, dass sie mir ins Auto pullern (was auch schon mehrfach passiert ist ;-) ) – es entlaufen so viele Hunde direkt an den Ankunftsstellen und die Chance, diese Tiere jemals lebend wieder zu Gesicht zu bekommen, liegt nahe 0.
Da putze ich doch dann 1000 Mal lieber mein Auto mit Teppichschaum, nur um mal die Relation herzustellen. Außerdem kann man auch das planen, in dem man eine Box vorbereitet, die mit Handtüchern und Inkontinenzunterlagen ausgestattet wurde. Dasselbe eignet sich auch für die Ausstattung der Rückbank. Fährt der Hund auf der Rückbank, sollte man noch zusätzlich einen Sicherheitsgurt zum Einhaken in das Geschirr mitnehmen.

Die Sicherung IM Auto ist sehr wichtig. Man denkt nicht die ganze Zeit daran, dass der Hund evtl. einen Fluchtversuch unternimmt, und steigt dann an der Tankstelle oder zu Hause angekommen beiläufig (und/oder aufgeregt) aus – diesen Moment nutzte schon der ein oder andere Hund, um von Kofferraum oder Rückbank über die Mittelkonsole mit auszusteigen.
Wenn man keine geschlossene Box für den Transport verwendet, empfehlen sich Sicherheitsgurte oder eine um die Kopfstützen gewickelte Leine (die natürlich am Hund befestigt ist).
Faltboxen sind eine tolle Sache, allerdings sollte man auf der Hut sein und sich bei Neuankömmlingen nicht in Sicherheit wiegen – die weichen Stoffnetze sind sehr schnell mit Zähnen und Krallen ruiniert und der Hund aus der Box befreit ...

Ich möchte noch erwähnen, dass die Hunde nicht nach Rosenwasser duften, wenn sich die Transportboxen öffnen :-P  Häufig sind auch noch Kot- oder Urinreste im Fell verklebt, die dann ihr Übriges zur Geruchsbelästigung tun ... :-) Und so kommen wir dann auch schon zu Phase II.


Phase II (Integration/Zusammenführung)

Dann folgt der nächste sehr aufregende Part. Je nachdem hat eine Pflegestelle vielleicht schon vorhandene Hunde, Katzen oder andere Kleintiere. Vielleicht sind auch Kinder da und natürlich der Partner/die Partnerin.

Partner/Partnerin lassen sich ja GsD (meistens) leicht instruieren :-D Bei Kindern wird das dann schon schwieriger und so sollte man sie darauf vorbereiten, dass der Hund vielleicht nicht gleich Kontakt möchte oder auch sehr ängstlich sein kann (im blödsten Fall weiß er sich dann schnell nicht mehr anders zu helfen als zu knurren und/oder zu schnappen).
Das ist für die Kinder in der Situation natürlich erstmal frustrierend, aber auch das gehört dazu.

Wenn man Hund/e hat, die nicht territorial sind und auch Besuchshunde in ihrem Bereich (Haus/Wohnung/Garten) immer freundlich geduldet haben, kann man eine relativ komplikationslose Zusammenführung in einem großen Raum (nicht zu eng, die Hunde müssen sich bewegen können) durchführen.
Hat man Zweifel, schnappt man sich einfach einen zweiten Menschen, der den eigenen Hund an die Leine nimmt, und läuft eine Runde draußen spazieren. Die Hunde sollten dabei die ersten Minuten keinen direkten Kontakt haben. Nach ein paar Minuten wird der Abstand zwischen den angeleinten Hunden immer weiter verringert. Danach geht man gemeinsam mit beiden Hunden ins Haus oder die Wohnung.
Bei größeren Hundegruppen sollte man darauf achten, dass sich nicht alle auf einmal auf den Neuankömmling stürzen – das macht Angst und ist nicht besonders höflich. Einer nach dem anderen ist da für alle Beteiligten angenehmer.




Bei vorhandenen Katzen sollte man anfangs vorsichtig sein und den Hund erstmal an der Leine mit der Katze zusammenführen.
Sieht man, dass der Hund eher ängstlich auf die Katze reagiert und die Katze die Möglichkeit hat, sich an einen für den Hund unzugänglichen Ort zu flüchten, kann man dann auch die Leine lösen. Ist er zu forsch oder zu neugierig, sollte man der Katze unbedingt Rückzugsmöglichkeiten, die außerhalb der Reichweite des Hundes liegen, zur Verfügung stellen und darauf achten, dass er die Katze nicht in Bedrängnis bringt oder gar jagt.
Katzen, die noch keine Hunde kennen, reagieren oft ängstlich und auch gerne mal beleidigt. Sie ziehen sich zurück und lassen ihre Besitzer deutlich spüren, was sie von dem Neuankömmling halten.
Dabei ist es sehr wichtig, Geduld zu haben ... nach 3 Tagen den Hund vor die Tür zu setzen, weil die Katze beleidigte Leberwurst spielt, ist nicht fair!


Phase III (der Alltag)

Nun beginnt die Eingewöhnung. Je nach Hund dauert diese unterschiedlich lange.
In dieser Zeit lernt man den Charakter des Hundes kennen ... und seine Mitbringsel aus dem Ausland.
Meist merkt man relativ schnell, wenn es auf dem Hund direkt krabbelt oder wimmelt.
Da hat man auch das Bedürfnis (und die Notwendigkeit!), das Tier schnellstmöglich unter die Dusche zu bringen.
Das gestaltet sich je nach Hund einfacher oder schwieriger ... der eine lässt es mit einer stoischen Ruhe über sich ergehen, während ein anderer um sein Leben kämpft. Man muss da mit Vorsicht herangehen und sich ggfs. auch Alternativen überlegen, weil es nichts bringt, wenn der Hund am Ende um sich schnappt und sich oder andere verletzt.

Als Hilfestellung bietet sich an:
- eine zweite Person, die den Hund festhalten kann
- ein dunkles (!) Handtuch, das auf den Boden der Badewanne gelegt wird, so sieht der Hund den Boden der Wanne
- weicher und lauwarmer (eher zu kalt als zu warm) Wasserstrahl, der langsam aufgedreht wird
- als Shampoo eignen sich entweder spezielle Hunde- oder Babyshampoos.

Alternativen für das Duschen ist z. B. ein nasser Waschlappen und/oder eine Schale mit lauwarmem Wasser. Wenn der Hund in der Badewanne oder der Dusche ruhig steht und nur vor dem zischenden Geräusch des Wasserstrahls Angst hat, kann man ihn auch mit lauwarmem Wasser abgießen. Ansonsten ist das Abgießen und -waschen im Garten (natürlich NICHT im Winter) auch eine Möglichkeit. Der Hund muss gut abgetrocknet werden und darf, solange er nicht trocken ist, nicht nach draußen (die Gefahr, sich eine Erkältung zuzuziehen, ist einfach zu groß).
Oft haben die Hunde eine Bindehautentzündung, die durch Zugluft beim Transport entstanden ist. 
Als Erstmaßnahme kann man sich Euphrasia-Augentropfen (Augentrost) aus der Apotheke holen und diese dem Hund verabreichen, verschlimmert sich die Symptomatik (gelber oder grüner Schleim), sollte man zügig zum Tierarzt.




Bei Flöhen sollte man sich schnellstmöglich ein geeignetes Spot-On-Präparat oder ein Scalibor-Halsband beim Tierarzt besorgen.
Und von den Flöhen komme ich dann direkt zu den vielzähligen Endoparasiten (Würmer werden im Übrigen von Flöhen übertragen, was bedeutet, dass man bei einem Flohbefall IMMER auch entwurmen muss).

Endoparasiten bemerkt man auch relativ zügig, wenn man das Output des Neuankömmlings im Auge behält. Meist hat der Hund die ersten Tage so oder so Durchfall – durch den Stress und die Futterumstellung. Das ist also kein automatischer Indikator.
Würmer können kleine weiße "Stücke" im Haufen oder auch regelrechte Spaghettiansammlungen sein ...
Bei Giardien ist es nicht ganz so einfach. Giardien werden intermittierend ausgeschieden, d. h., sie sind mal im Kot und mal nicht. Wenn der Hund nun über mehrere Tage/Wochen immer mal wieder undefinierbaren, sehr stark riechenden Kot hat, gepaart mit schleimigen Absonderungen, sollte man einen Test machen und danach die Behandlung starten.
Sowohl bei Würmern als auch bei Giardien muss die Behandlung MEHRFACH stattfinden. Einmalig reicht NICHT aus.

Bei blutigem Stuhlgang, Nasenbluten, Fieber, Apathie etc. sollte man schnellstmöglich den TA aufsuchen und nicht unerwähnt lassen, dass der Hund aus dem Ausland stammt. Evtl. macht es Sinn, trotz im Ausland durchgeführtem Mittelmeerkrankheiten-Test, diesen zu wiederholen ...
Achtung: Bitte einen Tierarzt konsultieren, der bereits Erfahrung mit Auslandshunden hat – am besten mit dem Verein absprechen und sich eine Empfehlung geben lassen.

Man muss sich bewusst sein, dass ein Tier aus dem Ausland Krankheiten oder Parasiten mitbringen kann, die auch die Gesundheit vorhandener Tiere und Menschen gefährden können.
Möchte man dies nicht, sollte man auf das Pflegestellendasein verzichten.
Auch sollte man das berücksichtigen, wenn Menschen oder Tiere im Haus leben, die ein schwaches Immunsystem haben oder bereits krank sind.

Am ersten Tag sind die Hunde durch den Transport häufig sehr müde und schlafen viel.
In den nächsten Tagen wird sich das ändern  – wichtig zu wissen: Stress kompensiert jeder Hund unterschiedlich. Es stehen aufregende Tage ins Haus – man lernt sich kennen!

Hier mal ein paar etwas anstrengendere Beispiele ;-) :
- ein Rüde hob bei jeder Gelegenheit - egal ob drinnen oder draußen – das Bein und verspritzte ein paar Tropfen Urin um sich herum
- extreme Unruhe und nicht zur Ruhe kommen (bei jeder Bewegung wieder aufspringen und sich  an den Hintern des neuen Menschen kleben)
- Erkunden der neuen Umgebung = Nahrungssuche (dabei werden Anrichte, Mülleimer, vergessene Chipstüten oder Schokoriegel bevorzugt behandelt)
- der Hund jagt die vorhandene Katze oder will UNBEDINGT mit ihr spielen
- der alteingesessene Hund findet den Neuankömmling blöd und zeigt ihm das bei jeder 
  Gelegenheit.
etc. pp.

Da heißt es erst einmal Ruhe bewahren und dem Neuankömmling liebevoll und behutsam zeigen, was im Haushalt erwünscht ist und was nicht.
Viele der Hunde haben noch nie in einem Haus(halt) gelebt – sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und was man von ihnen erwartet.
Viele Hunde graben sich beinah manisch in Sofa oder Körbchen ein (teilweise, bis diese kaputtgehen) – was u. a. daran liegen kann, dass sie sich bisher ihr Nachtlager immer im Boden graben mussten. Sie haben noch nie einen Fernseher oder Staubsauger gesehen. 

Viele der Hunde mussten in ihren Ursprungsländern um ihr Futter kämpfen – daher ist es wichtig, dass der Hund IN RUHE fressen kann. Geschützt vor den anderen Haustieren und auch vor den Kindern. In keinem Fall sollte man, wenn der Hund knurrt, ihm das Futter wegnehmen o. Ä. Besser ist es, sich zu entfernen und ihm Vertrauen zu vermitteln, dass er sich nun keine Sorgen mehr machen muss.

Bitte verzichtet darauf, den Hund in den ersten Stunden/Tagen sämtlichen Familienangehörigen und Freunden "vorzuführen" - er muss sich nun erstmal an die neue Situation gewöhnen und so macht man ihm das nicht leichter.

Ganz, ganz wichtig: Geduld, Geduld, Geduld und liebevolle Konsequenz vom ersten Tag an.

Zum Thema Kind und Hund möchte ich nun noch ein paar Zeilen schreiben – Kinder und Hunde können in der Kombination etwas Wunderschönes sein ... es gibt aber auch ein sehr großes Konfliktpotenzial. Besonders bei Hunden, die man selber noch nicht einschätzen kann.
Bitte achtet immer darauf, dass der Hund Rückzugsmöglichkeiten hat, die für die Kinder tabu sind. 
Zu viel Körperlichkeit bietet ebenfalls Potenzial, dass sich der Hund entziehen oder wehren muss.
Besonders Futter und Spielzeug am Anfang nur unter strenger Aufsicht und mit Vorsicht.

Ich möchte auch noch mal eindringlich auf das Sichern in der häuslichen Umgebung hinweisen. 
Sehr oft kommt es vor, dass die Hunde in den ersten Tagen (also in der empfindlichsten Phase, weil sie noch keinen Bezug haben) aus der Haustür oder durch das versehentlich offen gelassene Gartentürchen entwischen. Weiterhin hat man vielleicht nicht damit gerechnet, dass der 1,20 m hohe Zaun nicht wirklich ein Hindernis darstellt.

Dazu hab ich auch noch eine kleine Anekdote ... im Herbst kam eine kleine ukrainische Hündin (ca. 40 cm SH) zu uns in Pflege. Wie alle Hunde, die ich noch nicht einschätzen kann, war sie im Garten mit Geschirr und Schleppleine gesichert. Gott sei Dank!!!! Madame nahm nämlich Anlauf und versuchte über das Gartentor zu klettern! Zum Drüberspringen war sie zu klein, zum Drüberklettern nicht ...
Es gibt auch Spezialisten, die sich unterm Zaun durchquetschen oder durchgraben (grade Terriermischlinge oder Podencos) und das in einer affenartigen Geschwindigkeit.

Das Sichern umfasst hierbei nicht nur das Entwischen des Hundes, sondern auch die Gestaltung der Wohnräume ... Elektrokabel, Schokoladenkuchen, Reiniger etc. Wie bei einem Kleinkind eben auch :-D
Des Weiteren sei darauf hingewiesen: "Ein bisschen Schwund ist immer" – es gibt Hunde, die sich recht problemlos und schnell integrieren, bei anderen bleiben Fernbedienungen, Fußleisten, Tapete oder Couch auf der Strecke (vor allem wenn man sie zu schnell alleine lässt und das nicht übt). Auch andere innenarchitektonische Kreativitäten wie das Verteilen von Müll oder ausgegrabene Zimmerpflanzen im ganzen Wohnzimmer - einschließlich Couch oder vielleicht sogar Bett ... Das kann passieren ...

Die Stubenreinheit ist ebenfalls noch ein anzusprechendes Thema. Nahezu alle der Neuankömmlinge sind nicht stubenrein. Die meisten erwachsenen Hunde lernen es meist recht schnell (aber nicht alle), bei den Welpen dauert es naturgemäß etwas länger. Grundsätzlich gilt die Devise: Nach dem Essen, Schlafen, Spielen -> sofort rausgehen. Und dazwischen auch – wenn der Hund unruhig wirkt.

Das hört sich immer etwas beiläufig an – kann aber zu einer echten Belastungsprobe werden, vor allem wenn der Hund parasitär belasteten Stuhl hat oder riesige Lachen auf Laminat oder Parkett (... im Bett hatten wir das auch schon) hinterlässt.


Phase IV (Interessentenbetreuung)

Nun folgt mit die emotional anstrengendste Phase: die Vermittlung. Das kann aus ganz unterschiedlichen Gründen belastend werden. 

- man hat sich in den Hund verliebt und möchte ihn eigtl. gar nicht mehr hergeben (das            wird erfahrungsgemäß umso schlimmer je länger der Hund da ist)
- die Leute, die sich melden, sind ungeeignet/unentschlossen/unzuverlässig/etc. – das stellt sich aber natürlich auch erst im Verlauf dar.
- Zeitaufwand, passende Leute zu finden bzw. mit diesen zu telefonieren, zu schreiben und sich zu treffen

Das Inserieren und Vorstellen der Hunde übernimmt meist der Verein, er setzt den Hund mit einer Beschreibung und Fotos, die ihm die Pflegestelle schickt, auf die Homepage und in entsprechende Portale.
Man selber kann immer im Bekanntenkreis oder auch auf Spaziergängen die Augen und Ohren offen halten.

Hat man nun jemanden gefunden, der sich für den Hund interessiert, werden Vorgespräche geführt (das übernimmt meist schon der Verein) und Besuchs- bzw. Kennenlerntermine in der Pflegestelle vereinbart. So kann man sehen, ob Hund und Interessent zusammenpassen.
Als Pflegestelle sehe ich meine Aufgabe darin, den Hund wahrheitsgemäß (!!!!) zu beschreiben und durch Fragen und Gespräche festzustellen, ob beide zusammenpassen.
Wenn alles passt, wird eine Vorkontrolle gemacht (meist vom Verein organisiert, ich mach diese je nach Entfernung meist selber) und wenn diese positiv ausfällt, kann der Hund ausziehen.

Nur weil der Interessent den Hund haben möchte, heißt das nicht, dass diese zusammenpassen.
Auch hier wieder eine Anekdote: Für eine sehr agile und sportliche Schäfermixhündin (1,5 Jahre alt) meldete sich ein Pärchen Mitte 70, das bei unserem ersten Treffen mit Gehhilfe ankam.
Auf die Frage, wie sie sich vorstellten, den Hund im Zweifel halten zu können (und zwar ohne sich dabei massiv zu verletzen oder zu stürzen), wurden Ausflüchte gesucht. Sie wollten Maya unbedingt haben – ich habe 2 Stunden gebraucht, um zu erklären, dass DAS vielleicht nicht der richtige Hund ist und ihnen angeboten, ein passenderes Exemplar herauszusuchen. 

Der Fairness halber sei gesagt, dass, wenn man den Hund nicht mehr abgeben kann oder möchte, man sich entsprechend schnell bei dem Verein meldet und eine Adoption vornimmt ... es kommt nicht selten vor, dass Interessenten regelrecht vor den Kopf geschlagen werden, weil sich die Pflegestelle im allerletzten Moment (quasi einen Tag vor der Abholung) entscheidet, den Hund zu behalten.





Phase V (der Abschied)

Da kommen wir dann direkt zu der finalen Phase ... dem Auszug unseres geliebten Pfleglings.
Wir haben viel investiert, um diesem Hund einen möglichst gelungenen Start in sein neues Leben zu ermöglichen.
Wir haben ihm gezeigt, wie man als Haushund in DE so lebt, dass Lkws und schreiende kleine Kinder nicht gefährlich sind. Wie gut Fleisch- und Leberwurst schmecken und wie komfortabel es ist, auf einer Couch oder in einem Hundebett zu liegen. Wie schön es ist, ausgelassen mit Hundekumpels über die Wiese zu toben und dass es auch Spaß machen kann, an der Leine zu laufen ...
Wir haben Unmengen an Geld in Zooläden und Drogeriemärkten gelassen (der DM verdient sich an meinen Ausgaben an Küchenpapier und Wischtüchern allein schon eine goldene Nase ;-) ), vielleicht auch das ein oder andere in unserer Wohnung reparieren oder ersetzen müssen ...

Und dann kommen die neuen Besitzer und nehmen "unseren" Hund mit. Wir müssen erstmal einen riesigen Vertrauensvorschuss geben, wir handeln nach bestem Wissen und Gewissen. Aber wir können den Leuten immer nur VOR den Kopf gucken. Wir bleiben "alleine" zurück ...

Den Lohn haben wir dann aber ein paar Tage/Wochen später ... die Bilder und Berichte von unserem übers ganze Gesicht strahlenden Ex-Pflegling, der in den Armen SEINER Menschen liegt. Der weiß, dass er endlich zu Hause angekommen ist ... und wir wissen wieder, warum wir uns das alles wieder und wieder "antun". <3





Montag, 9. Februar 2015

Lotta Rakete

Und hier kommt Lotta....



Mein absolutes Wunschkind <3 Was habe ich gehibbelt...wie schon lang nicht mehr.
Und so kam mein Galgobaby mit knapp 3 Monaten wenige Tage vor Weihnachten.

Sie wurde Ende August über den Zaun des Refugios geworfen, verletzte sich an der Pfote...gsd nichts Dramatisches.

Sie ist so zuckersüß und hat gleichzeitig Pfeffer für 4 Hunde im Hintern. Ihre Erholungsphasen dauern ca. 30 bis 45 Minuten und dann geht es volles Rohr weiter. Zerfleddern, zerstören, andere Hunde malträtieren,...





Von Anfang an zeigte sie, was für ein starker Charakter in ihrem zarten kleinen Körper heranwächst...

Vilma ist ihre beste Freundin und muss manches Mal als lebender Dummy herhalten - aber sie macht es gerne....

Lotta ist nun vor einer Woche ausgezogen und lebt mit ihrer neuen Ma und zwei gleichaltrigen Whippetmädchen in Hessen.

Alles Liebe, mein Schatz!




Ausflug in den ukrainischen Tierschutz

Eine Freundin arbeitet seit 2012 im ukrainischen Tierschutz...dazu muss man erklären, dass die Zustände in der Ukraine 2012 bekannt wurden, weil zu diesem Zeitpunkt eine regelrechte Straßensäuberung aufgrund der EM durchgeführt wurde.
Tausende Straßenhunde fielen dem zum Opfer...sie wurden lebendig verbrannt, erschlagen, vergiftet,...

Nach der EM wurde es wieder sehr still. Es sind nur wenige Vereine geblieben, weil die Hilfe in einem Nicht-EU-Land nicht ganz einfach ist. Angefangen beim Zoll über Titer-Bestimmungen, die zwingend für die Ausreise sind und schwierige Transportwege.

Nun ist der Bürgerkrieg ausgebrochen und die Menschen vor Ort in noch größerer Not. Das macht die Situation für die Tiere noch schwieriger.
Aber es gibt nach wie vor Menschen, die sich mit allem was sie haben, für die Tiere einsetzen.
So ein besonderer Mensch ist Asia. Eine inzwischen 70jährige Frau, die sich mit ein paar Volontären um über 800 Hunde und Katzen im Gostomel, einer Auffangstation in der Nähe von Kiev, kümmert.

Der Verein White Paw unterstützt Asia durch das Sammeln von Spenden und auch die Vermittlung von Tieren aus dem Gostomel.

Als meine Freundin die Fotos von ihrer letzten Reise postete, waren da ein Bild dabei, auf dem eine kleine weiße Hündin auf dem Dach einer gespendeten Hütte lag.
In diese kleine weiße Hündin verliebte sich mein Mann...er wollte sie unbedingt zur Pflege.
Und ich fragte ihn, ob wir noch einen der Welpen mit aufnehmen, er stimmte zu und die beiden wurden ausreisefertig gemacht.





Älva - so wurde die weiße Hündin genannt - war so verfloht, dass sie die ersten 3 Tage in Quarantäne in unserem Badezimmer verbrachte und an den anderen Hunden vorbei durch den Keller in den Garten gebracht wurde.
Sie wurde mein Schatten - auf einen unaufdringliche und angenehme Weise. Sie ist ein sehr spezieller und ausgeprägter Charakter...Draußen durchaus auch mal schnell überfordert und ängstlich, in gewohnter Umgebung souverän, überlegt und immer erhaben beobachtend.
Sie hat ein wundervolles Zuhause gefunden, in dem sie genau für das abgöttisch geliebt wird.

Älva's erste Schritte:







Lotus - ein 5monatiger Schäfermix - ist ebenfalls ein sehr besonderer Charakter....selten habe ich einen so entspannten, ausgeglichenen und tief in sich ruhenden Hund erlebt. Vor allem in dem Alter!
Er wurde wurde mit wenigen Wochen auf der Straße gefunden als er von Kindern mit Steinen beworfen wurde. Er wurde mitgenommen und hochgepäppelt, weil er fast verhungert war.
Wir sind alle dankbar, dass wir ihn kennenlernen durften.




Lotus wurde von einem jungen Pärchen aus Zürich adoptiert....sie wissen, was für einen besonderen Hund sie haben und lieben ihn aus ganzem Herzen....

Lotus erste Schritte am Abend seiner Ankunft:



Mit seiner Familie:














Rosie Partypraline

Rosie...eine sehr spezielle Hundedame mit sehr undämlichen Eigenheiten :-P

Eine Freundin, die für das Pforzheimer Tierheim arbeitet, fragte mich (recht vorsichtig), ob wir eine Galgodame für ein paar Wochen zwischenparken könnten, weil sie reisen könnte, aber das Tierheim im Moment keine Kapazität hätte.

Kurzes Überlegen und dann die Zusage :-)


Rosie stammte ursprünglich aus der Perrera Gesser, die einen sehr schlechten Ruf hat und die Hunde meist in einem katastrophalen gesundheitlichem Zustand herauskommen.
Rosie kam danach in eine spanische Pension, in der sie beinah ein Jahr verbrachte...

Ihrem fröhlichen Gemüt und ihrer selbstbewussten Art tat das alles kein Abbruch. Wie zäh diese Hunde doch sind!
Sie kam hier rein, sehr sehr dünn....und sehr sehr menschenbezogen. Am Liebsten wäre sie die ganze Zeit IN einem. Sobald man irgendwo saß, stand oder lag war da Rosie. Auf die Dauer bei einer großen Gruppe nicht unanstrengend.
Sie hatte Giardien im Gepäck, die wir aber sehr schnell im Griff hatten.
Und bis auf die sehr eigenartigen Marotte ins Bett zu kacken, war sie im Handling absolut unkompliziert.... o.O

Es gab einige Interessenten für sie...und einige Wochenenden, die mit deren Betreuung verbracht wurden.
Nach 6 Wochen kam sie dann...die richtige Familie! Zwei Kinder, zwei Katzen, ein freundlicher Rüde, der sich aber nicht unterbuttern lässt und ein Pärchen, dass für ihre Hunde so ziemlich alles tut.

Rosie hat nun genügend Hände und Aufmerksamkeit...so viel Liebe, die sie so lang vermisst hat....
Es ist schön zu sehen, wie sie geliebt wird und wie sie sich entwickelt hat!

Sie besucht uns immer noch ab und an....



Hercules - oder wie Tierschutz NICHT aussehen sollte...

Ich werde es kurz halten, versprochen...

Um Ostern (2014) herum, wurde von einer Vermittlerin ein Platz für einen LM positiven Galgo-Buben gesucht.
Es ging nur um wenige Tage bis die Adoptanten ihn abholen konnten, weil der Flug ungünstig lag.

Nachdem sich über 2 Wochen niemand meldete, sagte ich zu.

Er kam am Flughafen an, marschierte aus seiner Box und war da :-)
Bis auf ein paar Kratzer und etwas Eiter im Skrotum sah er hervorragend aus...ein Bild von einem Rüden.




Die Mäuse hatten zusammen viel Spaß...und bis auf die etwas nervtötende Marotte bei jedem Hundekontakt (im Haus) sofort das Bein zu heben war er so unkompliziert.
Ein sehr souveräner und gelassener Bube, der mit eigenen und unabhängigen Ideen brillierte :-P

Als er abgeholt wurde, hatte ich kein gutes Gefühl...und es bestätigte sich leider in der Folge.

Er kam nach 3 Monaten wieder zurück und das leider in einem sehr desolaten Zustand. Nähere Umstände möchte ich nicht erzählen, wen es interessiert, der kann mich gerne anschreiben.



Er sucht immer noch ein Zuhause und ist seit August auf einer Pflegestelle in Kaufbeuren, wer sich für ihn interessiert, möge sich an den Verein wenden.










Samstag, 31. Mai 2014

Fräulein Smilla lernt lächeln...

...etwas länger war es ruhig im Beklopptenkarussell. Das hatte u.a. Gründe, wie den Umzug in ein großes Haus mit einem großen Garten Ende letzten Jahres, um die Meute der Glückseligkeit noch ein wenig näher zu bringen :-)

Und dann kam da diese Nachricht. Mitte November, mitten im Renovierungsstress...eher beiläufig erwähnte eine Freundin, dass eine "mega-ängstliche" Galga dringend ein Zuhause suchen würde.
Und auf Nachfrage bekam ich folgende Fotos zugeschickt:






















Ich erkannte sie sofort wieder...einige Monate früher war sie mir in einer FB Gruppe aufgefallen, in der eine Auktion lief, um die Operationskosten für ihr verletztes Bein zusammenzubekommen.

Und nun brauchte sie dringend Hilfe, das Bein war soweit verheilt - aber es wurde Zeit, endlich zu leben. In der Pflegestelle konnte sie auf Dauer nicht bleiben...

Nachdem mein Mann sein Okay gegeben hatte, holte ich sie zwei endlose Wochen später auf dem Rückweg unseres Silvesterurlaubs bei ihrer Pflegestelle ab.

Ihr Name stand schon fest: Smilla! Smilla bedeutet Lächeln und genau das sollte sie nun lernen.
Dass das ein längerer Weg wird, mit vielen Auf und Abs war mir bewusst...und ich rechnete wirklich mit dem Schlimmsten.

Seit Anfang Januar ist sie nun fester Bestandteil des Beklopptenkarussells...und was soll ich sagen, sie macht sich einfach nur großartig. Mehr noch, sie passt mit ihrer albernen, lustigen und eigensinnigen Art hier perfekt rein. Alle lieben sie...

...und ich nochmal mehr...wie ich vor einigen Wochen über Kommissar Zufall mitbekommen habe, stammt sie von dem gleichen Jäger wie Fee...sie wurde damals ebenfalls befreit, in einem erbärmlichen Zustand.

                           















Getreu den Worten von Paulo Coelho: “When someone leaves, it's because someone else is about to arrive.”

Sie ist ein Teil von uns, von mir...und ich liebe sie aus dem Tiefsten meines Herzens - sie macht eine furchtbare Wunde in mir zumindest erträglich.

Und hier ein paar Bilder, wie sie mit uns lebt...



























Wir haben noch einen Weg vor uns...aber die ersten Schritte sind gemacht :-D

Freitag, 8. November 2013

In Erinnerungen schwelgen....

Vor ein paar Monaten hat mich eine Freundin gebeten, ihr alte Bilder von meinen Mäusen zur Verfügung zu stellen...

Ich habe lange gekramt, durch einen PC-Wechsel ist im Laufe der Jahre natürlich einiges verloren gegangen.

Hier meine Ausbeute...

Nemo mit ca. 4 oder 5 Monaten:















Nemo heute
















Nomi noch in Spanien:



















Frisch in Deutschland angekommen:


















Nomi heute




























Loki noch in Spanien:



















Loki dieses Jahr in SEINEM Garten






































Odin noch in Spanien:















Und da wo ein kleines Hundebaby hingehört:















Odin heute

































Vilma - noch als Vierbein in Spanien:
















Vilma heute

















Viel Zeit ist vergangen - Nomis Näschen wird langsam weiß und Odin wird diesen Monat 4 Jahre alt. 
Viel Zeit mit noch mehr Liebe...

Da möchte ich doch gerne Gandhi zitieren:

"Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann."