Ich bin schon mehrfach drum gebeten worden, mal etwas zum Thema Pflegestelle zu schreiben - und dem möchte ich nun nachkommen :-)
Dieser Beitrag richtet sich vor allem an jene, die überlegen, Pflegestelle zu werden oder grade zum ersten Mal Pflegestelle sind. Den alten Hasen kann ich eh nichts Neues erzählen :-D
Ich beschreibe hier auch nur das "Otto-normal-Prozedere" und keine Spezialfälle (sprich verhaltensauffällige oder deprivierte Hunde).
Viele Menschen verspüren, ob der Not oder der dringlichen Aufrufe in den sozialen Medien, den Drang, schnell und möglichst unkompliziert zu helfen. Dazu kommt dann das Foto eines besonders süßen Hundeexemplars, dem man das Leben retten möchte und der einem direkt ins Herz hüpft ...
Die Gründe, sich dann auch tatsächlich bei dem betreuenden Verein zu melden, sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Bei manchen ist es wirklich dieses pure "Helfen-Wollen" und einen Hund vor dem Tod oder einem Schicksal hinter Gittern zu bewahren.
Bei anderen auch mal gerne das "unverbindlich" Ausprobieren-Wollen, ob es mit dem Hund so klappt. Wenn man von vornherein als Adoptant auftritt, hat das Ganze ja doch einen deutlich ernsthafteren Charakter und so kann man mal sehen, wie das so funktioniert und im Zweifel den Hund ja dann doch weitervermitteln, ohne sich Beschimpfungen auszusetzen.
Auch werden Tierarztkosten (und manchmal auch Futterkosten) vom Verein übernommen.
Das schreibe ich völlig ohne Bewertung ... schwierig wird es nur, wenn die rosa Seifenblase zerplatzt, weil sich die Erwartung und die Vorstellung mal überhaupt gar nicht mit dem deckt, was dann passiert ... Genau deshalb ist dieser Beitrag entstanden.
Und so komme ich nun zu den verschiedenen Phasen, die man als Pflegestelle so durchlebt ...
Phase I (auch Hibbelphase genannt)
Man hat sich beim Verein beworben, die Vorkontrolle hat ihr Okay gegeben, der Verein auch und nun hat man auch endlich das Datum, an dem man den Hund abholen kann.
Häufig kommt da schon die erste zu bewältigende Hürde, weil man an dem Tag oder zu der Uhrzeit (die eh nie zu 1000 % sicher ist, weil sowohl Flugzeuge, aber vor allem Landtransporte natürlich auch massive Verspätungen haben können – oder auch mal viel früher kommen) den Hund selber nicht holen kann.
So muss man evtl. eine Fahrtkette oder auch eine Übernachtungsmöglichkeit für den Neuankömmling suchen. Diesen Part übernimmt meist der Verein selbst.
Vielen Leuten ist der Termin dann zu spät, weil man keine 3 Wochen mehr warten möchte.
Dass das organisatorische Gründe hat, ist eigtl. nachvollziehbar und absolut normal. Wir bestellen ja hier keine Pizza ;-)
Man selber wird immer aufgeregter, freut sich, dann kommt die Angst (Klappt alles? Wie ist der Hund in natura?), dann wieder die Euphorie ... dann wieder die Angst. Das erste Wechselbad der Gefühle :-D
Die Vorbereitungen werden getroffen ... Halsband UND Geschirr bzw. Sicherheitsgeschirr (das ist so wichtig, dass sich jeder, der einen Hund direkt aus dem Ausland bekommt, eines zulegen sollte – ich empfehle das Webmaster Harness von Ruffwear: http://www.ruff-wear.de/hundegeschirr ), Wasser und Leckerchen (kein Futter, man weiß nie, wie gut der Hund Auto fährt ;-) sonst hat man das Futter danach leicht angedaut in Box oder Kofferraum herumschwimmen).
Je nachdem, wo man den Hund abholt, empfiehlt es sich, das Tier möglichst schnell in das sichere Auto zu bugsieren. Ich finde das "Lösenlassen" vor Ort immer ein wenig schwierig (natürlich haben die Hunde nach einem Flug oder einem Landtransport einen Mordsdruck auf der Blase). Wenn die Abholung in einem sicher eingezäunten Auslauf stattfindet und nicht am Flughafen oder an einem Autobahnrastplatz, dann ist es kein Problem, mit dem Hund an der Leine so lange auf und ab zu laufen, bis er sich lösen kann.
Bei ungeeigneten Gegebenheiten oder sehr ängstlichen Tieren gehe ich GERNE das Risiko ein, dass sie mir ins Auto pullern (was auch schon mehrfach passiert ist ;-) ) – es entlaufen so viele Hunde direkt an den Ankunftsstellen und die Chance, diese Tiere jemals lebend wieder zu Gesicht zu bekommen, liegt nahe 0.
Da putze ich doch dann 1000 Mal lieber mein Auto mit Teppichschaum, nur um mal die Relation herzustellen. Außerdem kann man auch das planen, in dem man eine Box vorbereitet, die mit Handtüchern und Inkontinenzunterlagen ausgestattet wurde. Dasselbe eignet sich auch für die Ausstattung der Rückbank. Fährt der Hund auf der Rückbank, sollte man noch zusätzlich einen Sicherheitsgurt zum Einhaken in das Geschirr mitnehmen.
Die Sicherung IM Auto ist sehr wichtig. Man denkt nicht die ganze Zeit daran, dass der Hund evtl. einen Fluchtversuch unternimmt, und steigt dann an der Tankstelle oder zu Hause angekommen beiläufig (und/oder aufgeregt) aus – diesen Moment nutzte schon der ein oder andere Hund, um von Kofferraum oder Rückbank über die Mittelkonsole mit auszusteigen.
Wenn man keine geschlossene Box für den Transport verwendet, empfehlen sich Sicherheitsgurte oder eine um die Kopfstützen gewickelte Leine (die natürlich am Hund befestigt ist).
Faltboxen sind eine tolle Sache, allerdings sollte man auf der Hut sein und sich bei Neuankömmlingen nicht in Sicherheit wiegen – die weichen Stoffnetze sind sehr schnell mit Zähnen und Krallen ruiniert und der Hund aus der Box befreit ...
Ich möchte noch erwähnen, dass die Hunde nicht nach Rosenwasser duften, wenn sich die Transportboxen öffnen :-P Häufig sind auch noch Kot- oder Urinreste im Fell verklebt, die dann ihr Übriges zur Geruchsbelästigung tun ... :-) Und so kommen wir dann auch schon zu Phase II.
Phase II (Integration/Zusammenführung)
Dann folgt der nächste sehr aufregende Part. Je nachdem hat eine Pflegestelle vielleicht schon vorhandene Hunde, Katzen oder andere Kleintiere. Vielleicht sind auch Kinder da und natürlich der Partner/die Partnerin.
Partner/Partnerin lassen sich ja GsD (meistens) leicht instruieren :-D Bei Kindern wird das dann schon schwieriger und so sollte man sie darauf vorbereiten, dass der Hund vielleicht nicht gleich Kontakt möchte oder auch sehr ängstlich sein kann (im blödsten Fall weiß er sich dann schnell nicht mehr anders zu helfen als zu knurren und/oder zu schnappen).
Das ist für die Kinder in der Situation natürlich erstmal frustrierend, aber auch das gehört dazu.
Wenn man Hund/e hat, die nicht territorial sind und auch Besuchshunde in ihrem Bereich (Haus/Wohnung/Garten) immer freundlich geduldet haben, kann man eine relativ komplikationslose Zusammenführung in einem großen Raum (nicht zu eng, die Hunde müssen sich bewegen können) durchführen.
Hat man Zweifel, schnappt man sich einfach einen zweiten Menschen, der den eigenen Hund an die Leine nimmt, und läuft eine Runde draußen spazieren. Die Hunde sollten dabei die ersten Minuten keinen direkten Kontakt haben. Nach ein paar Minuten wird der Abstand zwischen den angeleinten Hunden immer weiter verringert. Danach geht man gemeinsam mit beiden Hunden ins Haus oder die Wohnung.
Bei größeren Hundegruppen sollte man darauf achten, dass sich nicht alle auf einmal auf den Neuankömmling stürzen – das macht Angst und ist nicht besonders höflich. Einer nach dem anderen ist da für alle Beteiligten angenehmer.
Bei vorhandenen Katzen sollte man anfangs vorsichtig sein und den Hund erstmal an der Leine mit der Katze zusammenführen.
Sieht man, dass der Hund eher ängstlich auf die Katze reagiert und die Katze die Möglichkeit hat, sich an einen für den Hund unzugänglichen Ort zu flüchten, kann man dann auch die Leine lösen. Ist er zu forsch oder zu neugierig, sollte man der Katze unbedingt Rückzugsmöglichkeiten, die außerhalb der Reichweite des Hundes liegen, zur Verfügung stellen und darauf achten, dass er die Katze nicht in Bedrängnis bringt oder gar jagt.
Katzen, die noch keine Hunde kennen, reagieren oft ängstlich und auch gerne mal beleidigt. Sie ziehen sich zurück und lassen ihre Besitzer deutlich spüren, was sie von dem Neuankömmling halten.
Dabei ist es sehr wichtig, Geduld zu haben ... nach 3 Tagen den Hund vor die Tür zu setzen, weil die Katze beleidigte Leberwurst spielt, ist nicht fair!
Phase III (der Alltag)
Nun beginnt die Eingewöhnung. Je nach Hund dauert diese unterschiedlich lange.
In dieser Zeit lernt man den Charakter des Hundes kennen ... und seine Mitbringsel aus dem Ausland.
Meist merkt man relativ schnell, wenn es auf dem Hund direkt krabbelt oder wimmelt.
Da hat man auch das Bedürfnis (und die Notwendigkeit!), das Tier schnellstmöglich unter die Dusche zu bringen.
Das gestaltet sich je nach Hund einfacher oder schwieriger ... der eine lässt es mit einer stoischen Ruhe über sich ergehen, während ein anderer um sein Leben kämpft. Man muss da mit Vorsicht herangehen und sich ggfs. auch Alternativen überlegen, weil es nichts bringt, wenn der Hund am Ende um sich schnappt und sich oder andere verletzt.
Als Hilfestellung bietet sich an:
- eine zweite Person, die den Hund festhalten kann
- ein dunkles (!) Handtuch, das auf den Boden der Badewanne gelegt wird, so sieht der Hund den Boden der Wanne
- weicher und lauwarmer (eher zu kalt als zu warm) Wasserstrahl, der langsam aufgedreht wird
- als Shampoo eignen sich entweder spezielle Hunde- oder Babyshampoos.
Alternativen für das Duschen ist z. B. ein nasser Waschlappen und/oder eine Schale mit lauwarmem Wasser. Wenn der Hund in der Badewanne oder der Dusche ruhig steht und nur vor dem zischenden Geräusch des Wasserstrahls Angst hat, kann man ihn auch mit lauwarmem Wasser abgießen. Ansonsten ist das Abgießen und -waschen im Garten (natürlich NICHT im Winter) auch eine Möglichkeit. Der Hund muss gut abgetrocknet werden und darf, solange er nicht trocken ist, nicht nach draußen (die Gefahr, sich eine Erkältung zuzuziehen, ist einfach zu groß).
Oft haben die Hunde eine Bindehautentzündung, die durch Zugluft beim Transport entstanden ist.
Als Erstmaßnahme kann man sich Euphrasia-Augentropfen (Augentrost) aus der Apotheke holen und diese dem Hund verabreichen, verschlimmert sich die Symptomatik (gelber oder grüner Schleim), sollte man zügig zum Tierarzt.
Bei Flöhen sollte man sich schnellstmöglich ein geeignetes Spot-On-Präparat oder ein Scalibor-Halsband beim Tierarzt besorgen.
Und von den Flöhen komme ich dann direkt zu den vielzähligen Endoparasiten (Würmer werden im Übrigen von Flöhen übertragen, was bedeutet, dass man bei einem Flohbefall IMMER auch entwurmen muss).
Endoparasiten bemerkt man auch relativ zügig, wenn man das Output des Neuankömmlings im Auge behält. Meist hat der Hund die ersten Tage so oder so Durchfall – durch den Stress und die Futterumstellung. Das ist also kein automatischer Indikator.
Würmer können kleine weiße "Stücke" im Haufen oder auch regelrechte Spaghettiansammlungen sein ...
Bei Giardien ist es nicht ganz so einfach. Giardien werden intermittierend ausgeschieden, d. h., sie sind mal im Kot und mal nicht. Wenn der Hund nun über mehrere Tage/Wochen immer mal wieder undefinierbaren, sehr stark riechenden Kot hat, gepaart mit schleimigen Absonderungen, sollte man einen Test machen und danach die Behandlung starten.
Sowohl bei Würmern als auch bei Giardien muss die Behandlung MEHRFACH stattfinden. Einmalig reicht NICHT aus.
Bei blutigem Stuhlgang, Nasenbluten, Fieber, Apathie etc. sollte man schnellstmöglich den TA aufsuchen und nicht unerwähnt lassen, dass der Hund aus dem Ausland stammt. Evtl. macht es Sinn, trotz im Ausland durchgeführtem Mittelmeerkrankheiten-Test, diesen zu wiederholen ...
Achtung: Bitte einen Tierarzt konsultieren, der bereits Erfahrung mit Auslandshunden hat – am besten mit dem Verein absprechen und sich eine Empfehlung geben lassen.
Man muss sich bewusst sein, dass ein Tier aus dem Ausland Krankheiten oder Parasiten mitbringen kann, die auch die Gesundheit vorhandener Tiere und Menschen gefährden können.
Möchte man dies nicht, sollte man auf das Pflegestellendasein verzichten.
Auch sollte man das berücksichtigen, wenn Menschen oder Tiere im Haus leben, die ein schwaches Immunsystem haben oder bereits krank sind.
Am ersten Tag sind die Hunde durch den Transport häufig sehr müde und schlafen viel.
In den nächsten Tagen wird sich das ändern – wichtig zu wissen: Stress kompensiert jeder Hund unterschiedlich. Es stehen aufregende Tage ins Haus – man lernt sich kennen!
Hier mal ein paar etwas anstrengendere Beispiele ;-) :
- ein Rüde hob bei jeder Gelegenheit - egal ob drinnen oder draußen – das Bein und verspritzte ein paar Tropfen Urin um sich herum
- extreme Unruhe und nicht zur Ruhe kommen (bei jeder Bewegung wieder aufspringen und sich an den Hintern des neuen Menschen kleben)
- Erkunden der neuen Umgebung = Nahrungssuche (dabei werden Anrichte, Mülleimer, vergessene Chipstüten oder Schokoriegel bevorzugt behandelt)
- der Hund jagt die vorhandene Katze oder will UNBEDINGT mit ihr spielen
- der alteingesessene Hund findet den Neuankömmling blöd und zeigt ihm das bei jeder
Gelegenheit.
Dieser Beitrag richtet sich vor allem an jene, die überlegen, Pflegestelle zu werden oder grade zum ersten Mal Pflegestelle sind. Den alten Hasen kann ich eh nichts Neues erzählen :-D
Ich beschreibe hier auch nur das "Otto-normal-Prozedere" und keine Spezialfälle (sprich verhaltensauffällige oder deprivierte Hunde).
Viele Menschen verspüren, ob der Not oder der dringlichen Aufrufe in den sozialen Medien, den Drang, schnell und möglichst unkompliziert zu helfen. Dazu kommt dann das Foto eines besonders süßen Hundeexemplars, dem man das Leben retten möchte und der einem direkt ins Herz hüpft ...
Die Gründe, sich dann auch tatsächlich bei dem betreuenden Verein zu melden, sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Bei manchen ist es wirklich dieses pure "Helfen-Wollen" und einen Hund vor dem Tod oder einem Schicksal hinter Gittern zu bewahren.
Bei anderen auch mal gerne das "unverbindlich" Ausprobieren-Wollen, ob es mit dem Hund so klappt. Wenn man von vornherein als Adoptant auftritt, hat das Ganze ja doch einen deutlich ernsthafteren Charakter und so kann man mal sehen, wie das so funktioniert und im Zweifel den Hund ja dann doch weitervermitteln, ohne sich Beschimpfungen auszusetzen.
Auch werden Tierarztkosten (und manchmal auch Futterkosten) vom Verein übernommen.
Das schreibe ich völlig ohne Bewertung ... schwierig wird es nur, wenn die rosa Seifenblase zerplatzt, weil sich die Erwartung und die Vorstellung mal überhaupt gar nicht mit dem deckt, was dann passiert ... Genau deshalb ist dieser Beitrag entstanden.
Und so komme ich nun zu den verschiedenen Phasen, die man als Pflegestelle so durchlebt ...
Phase I (auch Hibbelphase genannt)
Man hat sich beim Verein beworben, die Vorkontrolle hat ihr Okay gegeben, der Verein auch und nun hat man auch endlich das Datum, an dem man den Hund abholen kann.
Häufig kommt da schon die erste zu bewältigende Hürde, weil man an dem Tag oder zu der Uhrzeit (die eh nie zu 1000 % sicher ist, weil sowohl Flugzeuge, aber vor allem Landtransporte natürlich auch massive Verspätungen haben können – oder auch mal viel früher kommen) den Hund selber nicht holen kann.
So muss man evtl. eine Fahrtkette oder auch eine Übernachtungsmöglichkeit für den Neuankömmling suchen. Diesen Part übernimmt meist der Verein selbst.
Vielen Leuten ist der Termin dann zu spät, weil man keine 3 Wochen mehr warten möchte.
Dass das organisatorische Gründe hat, ist eigtl. nachvollziehbar und absolut normal. Wir bestellen ja hier keine Pizza ;-)
Man selber wird immer aufgeregter, freut sich, dann kommt die Angst (Klappt alles? Wie ist der Hund in natura?), dann wieder die Euphorie ... dann wieder die Angst. Das erste Wechselbad der Gefühle :-D
Die Vorbereitungen werden getroffen ... Halsband UND Geschirr bzw. Sicherheitsgeschirr (das ist so wichtig, dass sich jeder, der einen Hund direkt aus dem Ausland bekommt, eines zulegen sollte – ich empfehle das Webmaster Harness von Ruffwear: http://www.ruff-wear.de/hundegeschirr ), Wasser und Leckerchen (kein Futter, man weiß nie, wie gut der Hund Auto fährt ;-) sonst hat man das Futter danach leicht angedaut in Box oder Kofferraum herumschwimmen).
Je nachdem, wo man den Hund abholt, empfiehlt es sich, das Tier möglichst schnell in das sichere Auto zu bugsieren. Ich finde das "Lösenlassen" vor Ort immer ein wenig schwierig (natürlich haben die Hunde nach einem Flug oder einem Landtransport einen Mordsdruck auf der Blase). Wenn die Abholung in einem sicher eingezäunten Auslauf stattfindet und nicht am Flughafen oder an einem Autobahnrastplatz, dann ist es kein Problem, mit dem Hund an der Leine so lange auf und ab zu laufen, bis er sich lösen kann.
Bei ungeeigneten Gegebenheiten oder sehr ängstlichen Tieren gehe ich GERNE das Risiko ein, dass sie mir ins Auto pullern (was auch schon mehrfach passiert ist ;-) ) – es entlaufen so viele Hunde direkt an den Ankunftsstellen und die Chance, diese Tiere jemals lebend wieder zu Gesicht zu bekommen, liegt nahe 0.
Da putze ich doch dann 1000 Mal lieber mein Auto mit Teppichschaum, nur um mal die Relation herzustellen. Außerdem kann man auch das planen, in dem man eine Box vorbereitet, die mit Handtüchern und Inkontinenzunterlagen ausgestattet wurde. Dasselbe eignet sich auch für die Ausstattung der Rückbank. Fährt der Hund auf der Rückbank, sollte man noch zusätzlich einen Sicherheitsgurt zum Einhaken in das Geschirr mitnehmen.
Die Sicherung IM Auto ist sehr wichtig. Man denkt nicht die ganze Zeit daran, dass der Hund evtl. einen Fluchtversuch unternimmt, und steigt dann an der Tankstelle oder zu Hause angekommen beiläufig (und/oder aufgeregt) aus – diesen Moment nutzte schon der ein oder andere Hund, um von Kofferraum oder Rückbank über die Mittelkonsole mit auszusteigen.
Wenn man keine geschlossene Box für den Transport verwendet, empfehlen sich Sicherheitsgurte oder eine um die Kopfstützen gewickelte Leine (die natürlich am Hund befestigt ist).
Faltboxen sind eine tolle Sache, allerdings sollte man auf der Hut sein und sich bei Neuankömmlingen nicht in Sicherheit wiegen – die weichen Stoffnetze sind sehr schnell mit Zähnen und Krallen ruiniert und der Hund aus der Box befreit ...
Ich möchte noch erwähnen, dass die Hunde nicht nach Rosenwasser duften, wenn sich die Transportboxen öffnen :-P Häufig sind auch noch Kot- oder Urinreste im Fell verklebt, die dann ihr Übriges zur Geruchsbelästigung tun ... :-) Und so kommen wir dann auch schon zu Phase II.
Phase II (Integration/Zusammenführung)
Dann folgt der nächste sehr aufregende Part. Je nachdem hat eine Pflegestelle vielleicht schon vorhandene Hunde, Katzen oder andere Kleintiere. Vielleicht sind auch Kinder da und natürlich der Partner/die Partnerin.
Partner/Partnerin lassen sich ja GsD (meistens) leicht instruieren :-D Bei Kindern wird das dann schon schwieriger und so sollte man sie darauf vorbereiten, dass der Hund vielleicht nicht gleich Kontakt möchte oder auch sehr ängstlich sein kann (im blödsten Fall weiß er sich dann schnell nicht mehr anders zu helfen als zu knurren und/oder zu schnappen).
Das ist für die Kinder in der Situation natürlich erstmal frustrierend, aber auch das gehört dazu.
Wenn man Hund/e hat, die nicht territorial sind und auch Besuchshunde in ihrem Bereich (Haus/Wohnung/Garten) immer freundlich geduldet haben, kann man eine relativ komplikationslose Zusammenführung in einem großen Raum (nicht zu eng, die Hunde müssen sich bewegen können) durchführen.
Hat man Zweifel, schnappt man sich einfach einen zweiten Menschen, der den eigenen Hund an die Leine nimmt, und läuft eine Runde draußen spazieren. Die Hunde sollten dabei die ersten Minuten keinen direkten Kontakt haben. Nach ein paar Minuten wird der Abstand zwischen den angeleinten Hunden immer weiter verringert. Danach geht man gemeinsam mit beiden Hunden ins Haus oder die Wohnung.
Bei größeren Hundegruppen sollte man darauf achten, dass sich nicht alle auf einmal auf den Neuankömmling stürzen – das macht Angst und ist nicht besonders höflich. Einer nach dem anderen ist da für alle Beteiligten angenehmer.
Bei vorhandenen Katzen sollte man anfangs vorsichtig sein und den Hund erstmal an der Leine mit der Katze zusammenführen.
Sieht man, dass der Hund eher ängstlich auf die Katze reagiert und die Katze die Möglichkeit hat, sich an einen für den Hund unzugänglichen Ort zu flüchten, kann man dann auch die Leine lösen. Ist er zu forsch oder zu neugierig, sollte man der Katze unbedingt Rückzugsmöglichkeiten, die außerhalb der Reichweite des Hundes liegen, zur Verfügung stellen und darauf achten, dass er die Katze nicht in Bedrängnis bringt oder gar jagt.
Katzen, die noch keine Hunde kennen, reagieren oft ängstlich und auch gerne mal beleidigt. Sie ziehen sich zurück und lassen ihre Besitzer deutlich spüren, was sie von dem Neuankömmling halten.
Dabei ist es sehr wichtig, Geduld zu haben ... nach 3 Tagen den Hund vor die Tür zu setzen, weil die Katze beleidigte Leberwurst spielt, ist nicht fair!
Phase III (der Alltag)
Nun beginnt die Eingewöhnung. Je nach Hund dauert diese unterschiedlich lange.
In dieser Zeit lernt man den Charakter des Hundes kennen ... und seine Mitbringsel aus dem Ausland.
Meist merkt man relativ schnell, wenn es auf dem Hund direkt krabbelt oder wimmelt.
Da hat man auch das Bedürfnis (und die Notwendigkeit!), das Tier schnellstmöglich unter die Dusche zu bringen.
Das gestaltet sich je nach Hund einfacher oder schwieriger ... der eine lässt es mit einer stoischen Ruhe über sich ergehen, während ein anderer um sein Leben kämpft. Man muss da mit Vorsicht herangehen und sich ggfs. auch Alternativen überlegen, weil es nichts bringt, wenn der Hund am Ende um sich schnappt und sich oder andere verletzt.
Als Hilfestellung bietet sich an:
- eine zweite Person, die den Hund festhalten kann
- ein dunkles (!) Handtuch, das auf den Boden der Badewanne gelegt wird, so sieht der Hund den Boden der Wanne
- weicher und lauwarmer (eher zu kalt als zu warm) Wasserstrahl, der langsam aufgedreht wird
- als Shampoo eignen sich entweder spezielle Hunde- oder Babyshampoos.
Alternativen für das Duschen ist z. B. ein nasser Waschlappen und/oder eine Schale mit lauwarmem Wasser. Wenn der Hund in der Badewanne oder der Dusche ruhig steht und nur vor dem zischenden Geräusch des Wasserstrahls Angst hat, kann man ihn auch mit lauwarmem Wasser abgießen. Ansonsten ist das Abgießen und -waschen im Garten (natürlich NICHT im Winter) auch eine Möglichkeit. Der Hund muss gut abgetrocknet werden und darf, solange er nicht trocken ist, nicht nach draußen (die Gefahr, sich eine Erkältung zuzuziehen, ist einfach zu groß).
Oft haben die Hunde eine Bindehautentzündung, die durch Zugluft beim Transport entstanden ist.
Als Erstmaßnahme kann man sich Euphrasia-Augentropfen (Augentrost) aus der Apotheke holen und diese dem Hund verabreichen, verschlimmert sich die Symptomatik (gelber oder grüner Schleim), sollte man zügig zum Tierarzt.
Bei Flöhen sollte man sich schnellstmöglich ein geeignetes Spot-On-Präparat oder ein Scalibor-Halsband beim Tierarzt besorgen.
Und von den Flöhen komme ich dann direkt zu den vielzähligen Endoparasiten (Würmer werden im Übrigen von Flöhen übertragen, was bedeutet, dass man bei einem Flohbefall IMMER auch entwurmen muss).
Endoparasiten bemerkt man auch relativ zügig, wenn man das Output des Neuankömmlings im Auge behält. Meist hat der Hund die ersten Tage so oder so Durchfall – durch den Stress und die Futterumstellung. Das ist also kein automatischer Indikator.
Würmer können kleine weiße "Stücke" im Haufen oder auch regelrechte Spaghettiansammlungen sein ...
Bei Giardien ist es nicht ganz so einfach. Giardien werden intermittierend ausgeschieden, d. h., sie sind mal im Kot und mal nicht. Wenn der Hund nun über mehrere Tage/Wochen immer mal wieder undefinierbaren, sehr stark riechenden Kot hat, gepaart mit schleimigen Absonderungen, sollte man einen Test machen und danach die Behandlung starten.
Sowohl bei Würmern als auch bei Giardien muss die Behandlung MEHRFACH stattfinden. Einmalig reicht NICHT aus.
Bei blutigem Stuhlgang, Nasenbluten, Fieber, Apathie etc. sollte man schnellstmöglich den TA aufsuchen und nicht unerwähnt lassen, dass der Hund aus dem Ausland stammt. Evtl. macht es Sinn, trotz im Ausland durchgeführtem Mittelmeerkrankheiten-Test, diesen zu wiederholen ...
Achtung: Bitte einen Tierarzt konsultieren, der bereits Erfahrung mit Auslandshunden hat – am besten mit dem Verein absprechen und sich eine Empfehlung geben lassen.
Man muss sich bewusst sein, dass ein Tier aus dem Ausland Krankheiten oder Parasiten mitbringen kann, die auch die Gesundheit vorhandener Tiere und Menschen gefährden können.
Möchte man dies nicht, sollte man auf das Pflegestellendasein verzichten.
Auch sollte man das berücksichtigen, wenn Menschen oder Tiere im Haus leben, die ein schwaches Immunsystem haben oder bereits krank sind.
Am ersten Tag sind die Hunde durch den Transport häufig sehr müde und schlafen viel.
In den nächsten Tagen wird sich das ändern – wichtig zu wissen: Stress kompensiert jeder Hund unterschiedlich. Es stehen aufregende Tage ins Haus – man lernt sich kennen!
Hier mal ein paar etwas anstrengendere Beispiele ;-) :
- ein Rüde hob bei jeder Gelegenheit - egal ob drinnen oder draußen – das Bein und verspritzte ein paar Tropfen Urin um sich herum
- extreme Unruhe und nicht zur Ruhe kommen (bei jeder Bewegung wieder aufspringen und sich an den Hintern des neuen Menschen kleben)
- Erkunden der neuen Umgebung = Nahrungssuche (dabei werden Anrichte, Mülleimer, vergessene Chipstüten oder Schokoriegel bevorzugt behandelt)
- der Hund jagt die vorhandene Katze oder will UNBEDINGT mit ihr spielen
- der alteingesessene Hund findet den Neuankömmling blöd und zeigt ihm das bei jeder
Gelegenheit.
etc. pp.
Da heißt es erst einmal Ruhe bewahren und dem Neuankömmling liebevoll und behutsam zeigen, was im Haushalt erwünscht ist und was nicht.
Viele der Hunde haben noch nie in einem Haus(halt) gelebt – sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und was man von ihnen erwartet.
Viele Hunde graben sich beinah manisch in Sofa oder Körbchen ein (teilweise, bis diese kaputtgehen) – was u. a. daran liegen kann, dass sie sich bisher ihr Nachtlager immer im Boden graben mussten. Sie haben noch nie einen Fernseher oder Staubsauger gesehen.
Viele der Hunde mussten in ihren Ursprungsländern um ihr Futter kämpfen – daher ist es wichtig, dass der Hund IN RUHE fressen kann. Geschützt vor den anderen Haustieren und auch vor den Kindern. In keinem Fall sollte man, wenn der Hund knurrt, ihm das Futter wegnehmen o. Ä. Besser ist es, sich zu entfernen und ihm Vertrauen zu vermitteln, dass er sich nun keine Sorgen mehr machen muss.
Bitte verzichtet darauf, den Hund in den ersten Stunden/Tagen sämtlichen Familienangehörigen und Freunden "vorzuführen" - er muss sich nun erstmal an die neue Situation gewöhnen und so macht man ihm das nicht leichter.
Ganz, ganz wichtig: Geduld, Geduld, Geduld und liebevolle Konsequenz vom ersten Tag an.
Zum Thema Kind und Hund möchte ich nun noch ein paar Zeilen schreiben – Kinder und Hunde können in der Kombination etwas Wunderschönes sein ... es gibt aber auch ein sehr großes Konfliktpotenzial. Besonders bei Hunden, die man selber noch nicht einschätzen kann.
Bitte achtet immer darauf, dass der Hund Rückzugsmöglichkeiten hat, die für die Kinder tabu sind.
Zu viel Körperlichkeit bietet ebenfalls Potenzial, dass sich der Hund entziehen oder wehren muss.
Besonders Futter und Spielzeug am Anfang nur unter strenger Aufsicht und mit Vorsicht.
Ich möchte auch noch mal eindringlich auf das Sichern in der häuslichen Umgebung hinweisen.
Sehr oft kommt es vor, dass die Hunde in den ersten Tagen (also in der empfindlichsten Phase, weil sie noch keinen Bezug haben) aus der Haustür oder durch das versehentlich offen gelassene Gartentürchen entwischen. Weiterhin hat man vielleicht nicht damit gerechnet, dass der 1,20 m hohe Zaun nicht wirklich ein Hindernis darstellt.
Dazu hab ich auch noch eine kleine Anekdote ... im Herbst kam eine kleine ukrainische Hündin (ca. 40 cm SH) zu uns in Pflege. Wie alle Hunde, die ich noch nicht einschätzen kann, war sie im Garten mit Geschirr und Schleppleine gesichert. Gott sei Dank!!!! Madame nahm nämlich Anlauf und versuchte über das Gartentor zu klettern! Zum Drüberspringen war sie zu klein, zum Drüberklettern nicht ...
Es gibt auch Spezialisten, die sich unterm Zaun durchquetschen oder durchgraben (grade Terriermischlinge oder Podencos) und das in einer affenartigen Geschwindigkeit.
Das Sichern umfasst hierbei nicht nur das Entwischen des Hundes, sondern auch die Gestaltung der Wohnräume ... Elektrokabel, Schokoladenkuchen, Reiniger etc. Wie bei einem Kleinkind eben auch :-D
Des Weiteren sei darauf hingewiesen: "Ein bisschen Schwund ist immer" – es gibt Hunde, die sich recht problemlos und schnell integrieren, bei anderen bleiben Fernbedienungen, Fußleisten, Tapete oder Couch auf der Strecke (vor allem wenn man sie zu schnell alleine lässt und das nicht übt). Auch andere innenarchitektonische Kreativitäten wie das Verteilen von Müll oder ausgegrabene Zimmerpflanzen im ganzen Wohnzimmer - einschließlich Couch oder vielleicht sogar Bett ... Das kann passieren ...
Die Stubenreinheit ist ebenfalls noch ein anzusprechendes Thema. Nahezu alle der Neuankömmlinge sind nicht stubenrein. Die meisten erwachsenen Hunde lernen es meist recht schnell (aber nicht alle), bei den Welpen dauert es naturgemäß etwas länger. Grundsätzlich gilt die Devise: Nach dem Essen, Schlafen, Spielen -> sofort rausgehen. Und dazwischen auch – wenn der Hund unruhig wirkt.
Das hört sich immer etwas beiläufig an – kann aber zu einer echten Belastungsprobe werden, vor allem wenn der Hund parasitär belasteten Stuhl hat oder riesige Lachen auf Laminat oder Parkett (... im Bett hatten wir das auch schon) hinterlässt.
Phase IV (Interessentenbetreuung)
Nun folgt mit die emotional anstrengendste Phase: die Vermittlung. Das kann aus ganz unterschiedlichen Gründen belastend werden.
- man hat sich in den Hund verliebt und möchte ihn eigtl. gar nicht mehr hergeben (das wird erfahrungsgemäß umso schlimmer je länger der Hund da ist)
- die Leute, die sich melden, sind ungeeignet/unentschlossen/unzuverlässig/etc. – das stellt sich aber natürlich auch erst im Verlauf dar.
- Zeitaufwand, passende Leute zu finden bzw. mit diesen zu telefonieren, zu schreiben und sich zu treffen
Das Inserieren und Vorstellen der Hunde übernimmt meist der Verein, er setzt den Hund mit einer Beschreibung und Fotos, die ihm die Pflegestelle schickt, auf die Homepage und in entsprechende Portale.
Man selber kann immer im Bekanntenkreis oder auch auf Spaziergängen die Augen und Ohren offen halten.
Hat man nun jemanden gefunden, der sich für den Hund interessiert, werden Vorgespräche geführt (das übernimmt meist schon der Verein) und Besuchs- bzw. Kennenlerntermine in der Pflegestelle vereinbart. So kann man sehen, ob Hund und Interessent zusammenpassen.
Als Pflegestelle sehe ich meine Aufgabe darin, den Hund wahrheitsgemäß (!!!!) zu beschreiben und durch Fragen und Gespräche festzustellen, ob beide zusammenpassen.
Wenn alles passt, wird eine Vorkontrolle gemacht (meist vom Verein organisiert, ich mach diese je nach Entfernung meist selber) und wenn diese positiv ausfällt, kann der Hund ausziehen.
Nur weil der Interessent den Hund haben möchte, heißt das nicht, dass diese zusammenpassen.
Auch hier wieder eine Anekdote: Für eine sehr agile und sportliche Schäfermixhündin (1,5 Jahre alt) meldete sich ein Pärchen Mitte 70, das bei unserem ersten Treffen mit Gehhilfe ankam.
Auf die Frage, wie sie sich vorstellten, den Hund im Zweifel halten zu können (und zwar ohne sich dabei massiv zu verletzen oder zu stürzen), wurden Ausflüchte gesucht. Sie wollten Maya unbedingt haben – ich habe 2 Stunden gebraucht, um zu erklären, dass DAS vielleicht nicht der richtige Hund ist und ihnen angeboten, ein passenderes Exemplar herauszusuchen.
Der Fairness halber sei gesagt, dass, wenn man den Hund nicht mehr abgeben kann oder möchte, man sich entsprechend schnell bei dem Verein meldet und eine Adoption vornimmt ... es kommt nicht selten vor, dass Interessenten regelrecht vor den Kopf geschlagen werden, weil sich die Pflegestelle im allerletzten Moment (quasi einen Tag vor der Abholung) entscheidet, den Hund zu behalten.
Phase V (der Abschied)
Da kommen wir dann direkt zu der finalen Phase ... dem Auszug unseres geliebten Pfleglings.
Wir haben viel investiert, um diesem Hund einen möglichst gelungenen Start in sein neues Leben zu ermöglichen.
Wir haben ihm gezeigt, wie man als Haushund in DE so lebt, dass Lkws und schreiende kleine Kinder nicht gefährlich sind. Wie gut Fleisch- und Leberwurst schmecken und wie komfortabel es ist, auf einer Couch oder in einem Hundebett zu liegen. Wie schön es ist, ausgelassen mit Hundekumpels über die Wiese zu toben und dass es auch Spaß machen kann, an der Leine zu laufen ...
Wir haben Unmengen an Geld in Zooläden und Drogeriemärkten gelassen (der DM verdient sich an meinen Ausgaben an Küchenpapier und Wischtüchern allein schon eine goldene Nase ;-) ), vielleicht auch das ein oder andere in unserer Wohnung reparieren oder ersetzen müssen ...
Und dann kommen die neuen Besitzer und nehmen "unseren" Hund mit. Wir müssen erstmal einen riesigen Vertrauensvorschuss geben, wir handeln nach bestem Wissen und Gewissen. Aber wir können den Leuten immer nur VOR den Kopf gucken. Wir bleiben "alleine" zurück ...
Den Lohn haben wir dann aber ein paar Tage/Wochen später ... die Bilder und Berichte von unserem übers ganze Gesicht strahlenden Ex-Pflegling, der in den Armen SEINER Menschen liegt. Der weiß, dass er endlich zu Hause angekommen ist ... und wir wissen wieder, warum wir uns das alles wieder und wieder "antun". <3
Da heißt es erst einmal Ruhe bewahren und dem Neuankömmling liebevoll und behutsam zeigen, was im Haushalt erwünscht ist und was nicht.
Viele der Hunde haben noch nie in einem Haus(halt) gelebt – sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und was man von ihnen erwartet.
Viele Hunde graben sich beinah manisch in Sofa oder Körbchen ein (teilweise, bis diese kaputtgehen) – was u. a. daran liegen kann, dass sie sich bisher ihr Nachtlager immer im Boden graben mussten. Sie haben noch nie einen Fernseher oder Staubsauger gesehen.
Viele der Hunde mussten in ihren Ursprungsländern um ihr Futter kämpfen – daher ist es wichtig, dass der Hund IN RUHE fressen kann. Geschützt vor den anderen Haustieren und auch vor den Kindern. In keinem Fall sollte man, wenn der Hund knurrt, ihm das Futter wegnehmen o. Ä. Besser ist es, sich zu entfernen und ihm Vertrauen zu vermitteln, dass er sich nun keine Sorgen mehr machen muss.
Bitte verzichtet darauf, den Hund in den ersten Stunden/Tagen sämtlichen Familienangehörigen und Freunden "vorzuführen" - er muss sich nun erstmal an die neue Situation gewöhnen und so macht man ihm das nicht leichter.
Ganz, ganz wichtig: Geduld, Geduld, Geduld und liebevolle Konsequenz vom ersten Tag an.
Zum Thema Kind und Hund möchte ich nun noch ein paar Zeilen schreiben – Kinder und Hunde können in der Kombination etwas Wunderschönes sein ... es gibt aber auch ein sehr großes Konfliktpotenzial. Besonders bei Hunden, die man selber noch nicht einschätzen kann.
Bitte achtet immer darauf, dass der Hund Rückzugsmöglichkeiten hat, die für die Kinder tabu sind.
Zu viel Körperlichkeit bietet ebenfalls Potenzial, dass sich der Hund entziehen oder wehren muss.
Besonders Futter und Spielzeug am Anfang nur unter strenger Aufsicht und mit Vorsicht.
Ich möchte auch noch mal eindringlich auf das Sichern in der häuslichen Umgebung hinweisen.
Sehr oft kommt es vor, dass die Hunde in den ersten Tagen (also in der empfindlichsten Phase, weil sie noch keinen Bezug haben) aus der Haustür oder durch das versehentlich offen gelassene Gartentürchen entwischen. Weiterhin hat man vielleicht nicht damit gerechnet, dass der 1,20 m hohe Zaun nicht wirklich ein Hindernis darstellt.
Dazu hab ich auch noch eine kleine Anekdote ... im Herbst kam eine kleine ukrainische Hündin (ca. 40 cm SH) zu uns in Pflege. Wie alle Hunde, die ich noch nicht einschätzen kann, war sie im Garten mit Geschirr und Schleppleine gesichert. Gott sei Dank!!!! Madame nahm nämlich Anlauf und versuchte über das Gartentor zu klettern! Zum Drüberspringen war sie zu klein, zum Drüberklettern nicht ...
Es gibt auch Spezialisten, die sich unterm Zaun durchquetschen oder durchgraben (grade Terriermischlinge oder Podencos) und das in einer affenartigen Geschwindigkeit.
Das Sichern umfasst hierbei nicht nur das Entwischen des Hundes, sondern auch die Gestaltung der Wohnräume ... Elektrokabel, Schokoladenkuchen, Reiniger etc. Wie bei einem Kleinkind eben auch :-D
Des Weiteren sei darauf hingewiesen: "Ein bisschen Schwund ist immer" – es gibt Hunde, die sich recht problemlos und schnell integrieren, bei anderen bleiben Fernbedienungen, Fußleisten, Tapete oder Couch auf der Strecke (vor allem wenn man sie zu schnell alleine lässt und das nicht übt). Auch andere innenarchitektonische Kreativitäten wie das Verteilen von Müll oder ausgegrabene Zimmerpflanzen im ganzen Wohnzimmer - einschließlich Couch oder vielleicht sogar Bett ... Das kann passieren ...
Die Stubenreinheit ist ebenfalls noch ein anzusprechendes Thema. Nahezu alle der Neuankömmlinge sind nicht stubenrein. Die meisten erwachsenen Hunde lernen es meist recht schnell (aber nicht alle), bei den Welpen dauert es naturgemäß etwas länger. Grundsätzlich gilt die Devise: Nach dem Essen, Schlafen, Spielen -> sofort rausgehen. Und dazwischen auch – wenn der Hund unruhig wirkt.
Das hört sich immer etwas beiläufig an – kann aber zu einer echten Belastungsprobe werden, vor allem wenn der Hund parasitär belasteten Stuhl hat oder riesige Lachen auf Laminat oder Parkett (... im Bett hatten wir das auch schon) hinterlässt.
Phase IV (Interessentenbetreuung)
Nun folgt mit die emotional anstrengendste Phase: die Vermittlung. Das kann aus ganz unterschiedlichen Gründen belastend werden.
- man hat sich in den Hund verliebt und möchte ihn eigtl. gar nicht mehr hergeben (das wird erfahrungsgemäß umso schlimmer je länger der Hund da ist)
- die Leute, die sich melden, sind ungeeignet/unentschlossen/unzuverlässig/etc. – das stellt sich aber natürlich auch erst im Verlauf dar.
- Zeitaufwand, passende Leute zu finden bzw. mit diesen zu telefonieren, zu schreiben und sich zu treffen
Das Inserieren und Vorstellen der Hunde übernimmt meist der Verein, er setzt den Hund mit einer Beschreibung und Fotos, die ihm die Pflegestelle schickt, auf die Homepage und in entsprechende Portale.
Man selber kann immer im Bekanntenkreis oder auch auf Spaziergängen die Augen und Ohren offen halten.
Hat man nun jemanden gefunden, der sich für den Hund interessiert, werden Vorgespräche geführt (das übernimmt meist schon der Verein) und Besuchs- bzw. Kennenlerntermine in der Pflegestelle vereinbart. So kann man sehen, ob Hund und Interessent zusammenpassen.
Als Pflegestelle sehe ich meine Aufgabe darin, den Hund wahrheitsgemäß (!!!!) zu beschreiben und durch Fragen und Gespräche festzustellen, ob beide zusammenpassen.
Wenn alles passt, wird eine Vorkontrolle gemacht (meist vom Verein organisiert, ich mach diese je nach Entfernung meist selber) und wenn diese positiv ausfällt, kann der Hund ausziehen.
Nur weil der Interessent den Hund haben möchte, heißt das nicht, dass diese zusammenpassen.
Auch hier wieder eine Anekdote: Für eine sehr agile und sportliche Schäfermixhündin (1,5 Jahre alt) meldete sich ein Pärchen Mitte 70, das bei unserem ersten Treffen mit Gehhilfe ankam.
Auf die Frage, wie sie sich vorstellten, den Hund im Zweifel halten zu können (und zwar ohne sich dabei massiv zu verletzen oder zu stürzen), wurden Ausflüchte gesucht. Sie wollten Maya unbedingt haben – ich habe 2 Stunden gebraucht, um zu erklären, dass DAS vielleicht nicht der richtige Hund ist und ihnen angeboten, ein passenderes Exemplar herauszusuchen.
Der Fairness halber sei gesagt, dass, wenn man den Hund nicht mehr abgeben kann oder möchte, man sich entsprechend schnell bei dem Verein meldet und eine Adoption vornimmt ... es kommt nicht selten vor, dass Interessenten regelrecht vor den Kopf geschlagen werden, weil sich die Pflegestelle im allerletzten Moment (quasi einen Tag vor der Abholung) entscheidet, den Hund zu behalten.
Phase V (der Abschied)
Da kommen wir dann direkt zu der finalen Phase ... dem Auszug unseres geliebten Pfleglings.
Wir haben viel investiert, um diesem Hund einen möglichst gelungenen Start in sein neues Leben zu ermöglichen.
Wir haben ihm gezeigt, wie man als Haushund in DE so lebt, dass Lkws und schreiende kleine Kinder nicht gefährlich sind. Wie gut Fleisch- und Leberwurst schmecken und wie komfortabel es ist, auf einer Couch oder in einem Hundebett zu liegen. Wie schön es ist, ausgelassen mit Hundekumpels über die Wiese zu toben und dass es auch Spaß machen kann, an der Leine zu laufen ...
Wir haben Unmengen an Geld in Zooläden und Drogeriemärkten gelassen (der DM verdient sich an meinen Ausgaben an Küchenpapier und Wischtüchern allein schon eine goldene Nase ;-) ), vielleicht auch das ein oder andere in unserer Wohnung reparieren oder ersetzen müssen ...
Und dann kommen die neuen Besitzer und nehmen "unseren" Hund mit. Wir müssen erstmal einen riesigen Vertrauensvorschuss geben, wir handeln nach bestem Wissen und Gewissen. Aber wir können den Leuten immer nur VOR den Kopf gucken. Wir bleiben "alleine" zurück ...
Den Lohn haben wir dann aber ein paar Tage/Wochen später ... die Bilder und Berichte von unserem übers ganze Gesicht strahlenden Ex-Pflegling, der in den Armen SEINER Menschen liegt. Der weiß, dass er endlich zu Hause angekommen ist ... und wir wissen wieder, warum wir uns das alles wieder und wieder "antun". <3