Wie das ja so ist, als Pflegestelle, kommen irgendwann die ersten Interessenten. Da es sich bei Galgos ja doch um was "Spezielleres"handelt, war ich etwas überrascht, wie schnell sich die ersten Interessenten meldeten.
Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass es Mitte der zweiten Woche war. Sie hatten ihn auf der Seite des Vereins entdeckt und sich dann über die Vermittlerin mit mir in Verbindung gesetzt.
Eine nette, junge Familie aus der Rastatt (nur ca. 20 km entfernt) mit Haus und Garten. Die Kinder schon über 10 Jahre alt, hörte sich alles supergenial an. Vor allem, als man mir dann noch mitteilte, dass die Schwiegereltern einen Galgomix im gleichen Alter hatten!
Perfekt. Also kamen Mr. und Mrs. X zum Beschnüffeln. Ich hatte sie schon vorgewarnt, dass Odin sich nicht anfassen lassen würde. Mr. X war hin und weg vom Nasenbärli. Mrs. X fragte mich, wie groß er mal werden würde.
Da ich leider auch noch nicht in der Lage bin in die Zukunft zu sehen, gab ich anhand der dicken Pfoten und seiner momentanen Größe eine Schätzung (die sich im Nachhinein als gar nich so verkehrt erwies *hüpf*) ab, die sich auf eine Schulterhöhe von uuuungefääähr 70 cm belief.
Tja, dann kam als Antwort: der is ja viel größer als der von den Schwiegereltern. Ich startete dann den vorsichtigen Versuch, dass sich der Rassestandard bei Rüden ja auch um die 65 bis knapp 70 cm bewege.
Joa, zwei Tage später kam die Absage - aber immerhin erhielt ich eine !
Numero Due war eine Frau aus der Nähe von Gießen, die sich auch über den Verein meldete. Sie hatte bereits ein Galgo-Rudel, wusste worauf sie sich einließ und war von Vorne bis Hinten auf Windhund eingestellt. Großartig ! Ich wurde leicht euphorisch. Bis sich rausstellte, dass sich die Gutste bei diversen Vereinen für Galgobabys interessierte und auch noch diverses - sagen wir mal - Unseriöses im Hintergrund abspielte.
Es wurde irgendwie immer dubioser... Die dritten Interessenten waren aus Ettlingen (Katzensprung von Karlsruhe entfernt) und meldeten sich über eine Kleinanzeige.
Auch dabei handelte es sich um ein junge Familie mit Kind (aus den Untiefen der Erinnerung erscheint die Zahl 7 oder 8 (Jahre alt)) . Der Vater hatte Kontakt aufgenommen. Hundeerfahrung nahe Null.
Die Mutter hatte eher Angst vor Hunden, da der Golden Retriever mit dem sie als Kind das Haus teilte, durch einen Gehirntumor unberechenbar aggressiv wurde.Windhunde hatten sie bestenfalls auf Fotos gesehen.
Naja, ich bin ja nich so. Und wer weiß...?
Nachdem an dem kommenden Wochenende in der Nähe auf einer Windhundrennbahn "Der Tag des Windhundes" stattfand, lud ich die Drei dorthin ein. So konnte man sich kennenlernen und die Familie sich mit dem Thema Windhund anfreunden.
Es stellte sich heraus, dass der Sohnemann am Liebsten einen bällchenspielenden Kumpel haben wollte, dem auch der Mann sehr zugetan gewesen wäre - wenn, ja, wenn da nich Frau Mama gewesen wäre, die die Windis einfach "schön" findet. Weiterhin sollte der Sohnemann (Alter siehe oben) mit dem Hund auch mal Gassigehen. Mal ganz abgesehen von Größe, Gewicht und Verhaltensproblemen auf Odins Seite, ist es in Deutschland schlichtweg verboten, Kinder unter 14 Jahre allein mit dem Hund auf Tour zu schicken. Damit waren sie als Odin´s Familie disqualifiziert.
Das musste nicht ausgesprochen werden, sie meldeten sich einfach nicht mehr.
So und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, kam Interessentenfamilie Nummer 4.
Die hatten Odin auf der Vereinsseite entdeckt. Ihr eigener Hund, ein Galgo-Mix, war 4 Tage bevor ich das erste Mal deren Namen hörte, auf Bahnschienen überfahren worden. Suum cuique, jeder trauert auf seine Art...
Ich schwörte die Dame am Telefon ausgiebigst darauf ein, dass Odin ein Angstproblem mit Fremden hat und er sich daher weder über deren Auftauchen freuen, noch sich anfassen lassen würde. Jaja, das wäre okay.
Ich fasste den Entschluss, wenn es diesmal auch nicht sein sollte, bleibt Hoshi-Hamster bei mir.
Wunderbar. Den Tag drauf fielen sie drei Mann hoch bei mir ein: Die Frau, mit der ich telefoniert hatte, der Lebensgefährte (arbeitslos, daher zu Hause) und die 16jährige Tochter der Dame (körperlich ungepflegt und mit einem - harmlos ausgedrückt - muffligen Gesichtsausdruck).
Sooo. Man pflanzte sich auf die Couch, ich machte fleissig Kaffee (Odin immer an meinem Rockzipfel) und verteilte die Tassen. Die anderen drei Hunde versuchten durch eine höfliche Freundlichkeit die Situation aufzulockern..."Uns könnt Ihr anfassen, haaalloooo, wir sind auch dahaaa"
Als man dann so auf der Couch saß, stellte sich heraus, dass es sich bei dem Lebensgefährten um einen Hundeflüsterer handelte. Leider hatte man das den Hunden so nicht mitgeteilt und daher interessierte es sie nicht sonderlich - und die hatten den Vorteil, dass sie das Gebabbel von dem Kerl nicht verstanden. Im Gegensatz zu mir.
Der Kerl plumpste mit Bauchplatschern von einem Erziehungs-Fettnäpfchen ins Nächste.
Naja, auch das ist Ansichtssache. Die absolute Dreistigkeit kam dann relativ zum Schluss. Man unterhielt sich auf der Couch. Odin klemmte zwischen Lehne und mir in der Ecke und hatte seine Nase in mein Dekolleté vergraben.
Der Typ rückte immer näher und begann dann irgendwann Odin am Kopf zu streicheln. Am Liebsten hätte ich kräftig zugebissen. Mal abgesehen davon, dass Odins Angst nicht zu übersehen war, war UNSERE Individualdistanz aber sowas von deutlich unterschritten...!
Ich beförderte die Sippe relativ zügig zur Tür hinaus. Sie wollten sich melden. Haben sie nie getan, was ihnen eine Gardinenpredigt ohne Gleichen erspart hat.
Und ich stand nu da. Mit neuem Hund. Ich hatte ne Woche Bauchschmerzen mit der Entscheidung, aber sie war gefallen. Einen Tag nachdem ich das Formelle mit dem Verein geklärt hatte, meldete sich ein junger Mann. Mit Windhunderfahrung, selbstständiger Fotograf, angenehm im Gespräch. Ich sagte ihm, dass Odin bei mir bleibt. Er wollte ihn trotzdem sehen und kennenlernen. Also kam er auf nen Kaffee vorbei und wir unterhielten uns nett.
Eine Woche vorher und Odin wäre nicht bei mir geblieben, sondern zu dem netten jungen Mann gezogen.
Schicksal? Was auch immer...seitdem hab ich ne Menge gelacht und einiges an Nerven gelassen. Aber er ist schon was Besonderes. Eine Mischung aus Schlammschwein, Hamster, Innenarchitekt, Kackbratze, Dackel, Wasserratte und Mistsau (davon ganz besonders viel!).
So was kriegt man nicht an jeder Straßenecke !
Dann kennt Ihr jetzt die Historie und wir können endlich ins Alltagsgeschehen eintauchen...
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