Mittwoch, 6. Juni 2012

Fee

Es fällt mir sehr sehr schwer, diesen Post zu füllen - aber irgendwie ist es mir der Vollständigkeit halber wichtig...

Hier also nun Fee´s und meine Geschichte.

Fee kam im April zu uns. Am 11.April, einen Tag vor Ostern. Eigentlich hätte sie erst 3 Wochen später reisen sollen. Da wäre dann der nächste Stuttgart-Flug gekommen. An dem Wochenende stand aber schon lang fest, dass mein Schatz, ich und ein Teil des Rudels (Nomi und Odin, die sind am schwersten unterzubringen) für zwei Übernachtungen in die Schweiz fahren - Bekannte besuchen. 

Ich hab darum um irgendeinen Flug gebeten, nur möglichst schnell. Der ging dann nach Düsseldorf, aber das war mir egal. Noch bevor der Flugtermin stand, hatte ich hier im Ort (2 Häuser weiter) meine Bekannte gefragt, ob sie sich zutraut (und natürlich ob sie es möchte), Fee an diesem Wochenende zu betreuen. Sie war begeistert, hatte ja auch schon überlegt sich zu ihrem Hund noch einen Zweiten (evtl Galgo) zu holen und ihr Hund (Pointermix aus der Tierherberge Donzdorf) war wohl als sie ihn bekam auch sehr ängstlich.

Fee war eine zarte Galga, die als Panikhund beschrieben wurde. Kein Vertrauen zum Menschen, so schlimm, dass kein Landtransport in Frage gekommen wäre und man mich bat, den Hund (der vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln war), bevor wir nicht zu Hause wären, nicht aus der Box zu lassen. 
Ich erwähnte schon, dass es sein kann, dass die Box nicht ins Auto passt und ich sie deswegen vor Ort rausholen muss.

Eine Bekannte, die inzwischen auch Angsthundeerfahren ist und in Düsseldorf lebt, kam mit - 4 erfahrene Augen sind besser als 2.

Fee war bis Oberkante Unterlippe mit Beruhigungsmitteln zugedröhnt und lag, in einen blauen Mantel eingepackt, auf ihrem Stofftier in der Box. Schon der erste Anblick berührte mich ganz tief...
Wir hatten die Box in das Flughafen-Behinderten-Klo gebracht, wo wir viel Platz hatten den Deckel abzuklappen, abschließen konnten und sicherheitshalber nochmal Wachen davor postiert hatten.

Vorsichtig verpackte ich das Mäuschen in das Sicherheitsgeschirr (plus Halsband), an der Schulter befand sich ein hühnereigroßer zugenäht Abszess, und trug sie zum Auto (meine Armmuskeln haben GEBRANNT) , setzte sie auf die mit weichen Decken ausgelegte Rückbank. 

Den langen Heimweg verschlief sie komplett...die Hunde hier nahmen sie mit sehr viel Rücksicht und Zärtlichkeit auf. So legte ich sie in das Hundebett und an diesem ersten Abend zeigte sie mir für einen kurzen Augenblick ihre Seele - ich sah dieses traumatisierte, zugedröhnte, körperlich zerschundene, elfengleiche Wesen da liegen und sie berührte mich im Innersten. Sie blickte mir direkt in die Seele - es war als ob wir füreinander geboren wären. Sie zeigte mir gegenüber nie diese Panik, sie Fraß aus meiner Hand, lutschte mir bei ihren nächtlichen Spieleflashs an den Zehen, kaute auf meiner Hand herum. Sie spielte mit Kuscheltieren und schmiss ihren kleinen Stoffelefanten nachts um 3 durch das Zimmer....

Körperlich war noch ein wenig zu tun...der Abszess war noch nicht abgeheilt, sie hatte vaginalen Ausfluss. Und ihr ganzer Körper war mit Narben übersät. Wie mir die Vermittlerin erzählte, war sie nachdem sie von dem Jäger abgeholt wurde, erstmal 3 Wochen in Spanien in der Klinik. Die anderen Hunde hatten sie regelrecht zerfetzt. 
Autofahren fand sie gelinde gesagt zum K***, sie schaffte es, auf einem Weg von 30 Min rund 6 mal ins Auto zu reihern....

Ansonsten machten wir tolle Fortschritte, bald konnte ich die ersten Spaziergänge mit ihr machen, sie fing an im Garten zu spielen und wir waren nach 3 Wochen soweit, dass wir einmal täglich spazieren gehen konnten- mehr noch: sie wollte es!!!

Und dann kam dieses oben erwähnte Wochenende. Ich brachte Fee gegen 10.00 zu der Bekannten. Bat sie und ihren Vater (der hat im gleichen Haus eine Wohnung) aufzupassen, sie kann Türen öffnen, bitte alles abschließen...Blablabla....was man halt so an die Leute hinquatscht.

Ich wusste, dass sie ihre Praxisräume im Erdgeschoss an dem WE für ein Tierkommunikationsseminar zur Verfügung stellte und fand das auch nich schlecht, weil Fee dann Ruhe vor ihr fremden Menschen hatte.

Schatzi und ich fuhren los. Es war ein sehr heißer Tag...Der erste dieses Jahr, Schatzis Geburtstag. Gegen 14.00 Uhr, wir waren gerade im Schwarzwald an der Wutach Schlucht angekommen, und hatten die Hunde zum Wandern fertig gemacht, klingelt mein Handy.

Die Bekannte dran..."Fee ist aus dem Dachfenster gesprungen, die Polizei ist schon da, zwei Bekannte und die Polizei bringen sie in die Tierklinik"

Ich musste mich sammeln, Schatzi und die Hunde ins Auto und dann zurück Richtung Tierklinik. Auf dem Weg wieder mit ihr telefoniert - das Röntgen hat ergeben, dass zwei Halswirbel gebrochen sind, sie wollen sie einschläfern.
Ich bat sie mir die Nummer der Klinik per SMS zu schicken und rief sofort an..."was wollen sie? Der Hund ist schon tot"

Da ist irgendwas in mir kaputt gegangen...ich konnte nur noch denken "ich hätte sie behalten, sie war mein Hund, niemals wäre sie irgendwo anders gewesen als bei uns..."

Die Bekannte war zum Zeitpunkt des "Unfalls" mit der TK Gruppe Mittagessen. Sie hat wegen der Hitze das Fenster extra geöffnet (sie behauptet in der Zwischenzeit anderen Menschen gegenüber, dass das Fenster nicht offen war), Fee ist auf die Küchenanrichte geklettert und aus dem Fenster gestürzt.

Die Bekannte verhält sich seitdem mir gegenüber wie ein Aas, aber das ist eine andere Geschichte. Das ist nervig, aber nicht mehr...

Sie fehlt mir, dass es unbeschreiblich ist, es fühlt sich an als ob ein Teil meines Herzens mit ihr gegangen ist und das hat eine tiefe Wunde hinterlassen. Der Schmerz ist unbeschreiblich. Immer noch. Wer weiß schon wie lange noch.


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