Dienstag, 30. August 2011

Ruby...kleines Angsthäschen

Ein paar Monate später, die ich neben fleissig arbeiten an Nomi und ihren kleinen Verhaltensbaustellen und ordentlich Tierschutzarbeit verbrachte, stolperte ich bei einem befreundeten Verein über ein kleines Bündel Elend.

Eine kleine rauhaarige (optisch einfach nur zottelig) rote Hündin, die ein wenig Ähnlichkeit mit einem Dackel hatte, sah mit einem entsetzten Blick umgeben von Gittern und Betonboden in die Kamera.

Sie wurde einem Jäger geklaut und war zu dem Zeitpunkt auch noch trächtig. Die Tierschützer in Madrid kümmerten sich darum, dass die Welpen nicht dem gleichen Elend entgegenblicken mussten.

Aber die "Mama" war ja da...und sie traute den Zweibeinern nicht mehr über den Weg. Kein Wunder bei ihrer Geschichte.
So wollte ich mich ganz bewusst, dieses kleinen Hundemädchens und des Themas "Angsthund" annehmen.

Die Vermittlungschancen für so einen Hund sind gleich Null. Aber ich wollte diesem Tier seine Chance geben.

Also kam Ruby an einem Nachmittag am Stuttgarter Flughafen an. Allein sie aus der Flugbox zu holen, war schon sehr abenteuerlich, da nich wirklich klar war, ab welchem Zeitpunkt es nicht mehr bei einem Zurückweichen mit Fluchtversuch bleiben würde.

Es dauerte 4 Wochen - und das obwohl sie mit zur Arbeit kam, ich also quasi 24 h mit ihr zusammen war - bis sie mir ein Leckerli aus der Hand nahm.

Das Zusammenleben mit ihr glich einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Hoffnung und Freude über Verzweiflung, ja, bis hin zu Wut...

Morgens wenn man aufwachte und anfing zu blinzeln, hörte man ein lautes "klackklackklack". Das war ihre Rute, die anfing auf die Matratze zu schlagen. "Jipiieh, ein neuer Tag". Dann robbte sie sich langsam auf dem Bauch Richtung Gesicht und fing an, einem mit kleiner flinker Zunge das Gesicht zu waschen.

6 Monate vergingen, keiner interessierte sich für das süße Mäuschen. Gut, ihr extrem ausgeprägter Jagdtrieb machte das Ganze nicht leichter.
Ich ließ mich nicht stressen, so lange wie sie bleibt, bleibt sie. Fertig.

Im April fuhr ich einen Teil einer Fahrtkette für einen vermittelten Hund und traf am Ankunftspunkt des Transportes das erste Mal auf "Rufus". Ich kannte ihn von Vermittlungsfotos und war erstaunt, wie klein und zart der Hundebub war, der dort im Schnee herumstakste. Ich hatte ihn für mindestens doppelt so hoch gehalten...
Bevor sich mein Hirn weiter in Fantasien verlor, klinkte der Verstand wieder ein und der sagte ziemlich laut und deutlich: der Hund geht in eine Pflegefamilie, die sich schon auf ihn freut. Und Du hast Ruby auch noch nicht vermittelt.

So fuhr ich leichten Gewissens nach Hause, lieferte den Hund, für den ich die Fahrtkette übernommen hatte, bei seinen Adoptanten ab und kehrte zu meiner Bande zurück.

Ein paar Tage später, nahm ich mit einer Tierschützerin eines anderen Vereins Kontakt auf, da sie bei sich in der Umgebung eine Vorkontrolle übernehmen sollte. Zufällig stellte sich heraus, dass sie Rufus zu sich geholt hatte (mit ein paar anderen Hunden dieses Transportes) und sie schnellstmöglich die Hunde weiterbringen musste, da sie sich verletzt hatte und so nicht Gassi gehen konnte.
Die Hunde waren bei ihren Eltern einquartiert, die nach 2 Wochen wieder arbeiten mussten und die Hunde nun Gefahr liefen über 8 h allein im Keller zu sitzen.

So. Meine ersten Gedanken zu dieser Frau will ich nicht weiter ausbreiten. Und ich befand mich in einer Zwickmühle. Mit einer guten Freundin, die mittags mit meinen Hunden Gassi ging, sprach ich über meine Schwierigkeiten und da kam sie *plopp*, die Lösung.

Meine Freundin meinte nämlich "Ich will Ruby. In meinem Rudel, in meiner Familie, in meinem Leben." Das war für Ruby wie ein 6er im Lotto. Sie kannte meine Freundin seit dem Tag ihrer Anreise, hatte Vertrauen und kannte auch die andere vorhandene Hündin.

Und "Loki" konnte kommen.

Bevor ich allerdings von Loki erzähle, will ich Rubys Geschichte fertig erzählen.
Sie hatte zwei Monate ihre eigene Familie. Genau das, was sich jeder Hund wünscht und jeder Hund verdient hat. Sie wurde geliebt, mit ihren Macken und für ihre Macken.
2 Monate später wand sie sich durch einen unglücklichen Zufall beim Spazierengehen aus ihrem Geschirr. Nachdem mehrere Spaziergänger sie versuchten einzufangen (was in so einem Fall IMMER kontraproduktiv ist!!!), entschied sie sich, schon mal heimzulaufen und vor Ort auf ihre Familie zu warten.
Der Weg führte über eine 4spurige Schnellstraße. Wir hatten noch die Chance uns in der Tierklinik von ihr zu verabschieden.

Run Free, mein Schatz....

Montag, 29. August 2011

Der Weg in den Wahnsinn...oder wie man zur Pflegestelle wird

Bandido

Nachdem ich mich nun also in einem Verein engagierte, um dem Elend nicht untätig gegenüberzustehen, kam ich nun mit allerhand Hunden in Kontakt.
Dies beschränkte sich im Allgemeinen auf Fotos, Beschreibungen und den Kontakten mit möglichen Interessenten.

Irgendwann stellte eine der Kontaktpersonen im andalusischen Hinterland das Foto ihres neuesten Findlings ein. Es handelte sich um einen Podenco Ibicenco Rüden im zarten Alter von ca. 10 Wochen. Sie hatte ihn Zigeunern abgenommen, die ihn an einer Kette an ihrem Wohnwagen festgebunden hatten. Das Tierchen wog knappe 2,5 kg, was für einen Hund dieser Größe natürlich viel zu wenig war und so fackelte sie nicht lange und nahm ihn mit.

Die Gemeinschaft der TierschützerINNEN des Vereins suhlte sich von nun an in einem Oxitocin-Bad (Oxitocin=umgangssprachlich "Mutter-Hormon"). "Oooohaaaahhhwiesüüüüüüüß"

Er wurde Bandido getauft und wuchs und gedieh von nun an, was uns mit diversen Fotos auch regelmäßig bewiesen wurde.
Irgendwann war das "Kerlchen" 1,5 Jahre alt und knappe 65 cm groß.
Und es fand alles Kleingetier, was in so in Feld und Flur vor sich hin vegetetierte, mehr als spannend.
So zog er vom Haus der Tierschützerin in die nebenan stehenden Zwingeranlagen, weil er jedes Mal, sobald die Tür aufging erstmal 3 Std. verschwunden war.
Zwinger fand Bandido einfach nur kacke. Unglaublich öde, nix los und die Katzen vorm Gitter zeigen einem den Stinkefinger.

Also fing er an, seine musikalische Seite zu entdecken und jodelte sein Elend der Welt entgegen. Gleichzeitig um die körperliche Ertüchtigung nicht zu vernachlässigen, begann er aus dem Zwinger zu kraxeln...

In DE derweil interessierte sich niemand für diesen ausgesprochen hübschen Hund, so dass er die Chance auf ein eigenes Zuhause hätte.

Elena war irgendwann verzweifelt. Sie wusste nicht mehr weiter mit dem Kerl und war ernsthaft am Überlegen den Kerl einschläfern zu lassen.

Tja, und da kam dann mein Oxitocin zum Einsatz. Gesunder Menschenverstand ade.

In einer Einzimmerwohnung mit zwei eigenen Hunden, gottseiesgedankt zu mindest zu dem Zeitpunkt nicht voll berufstätig, mitten in der Stadt. Naja, was solls. Irgendwie muss. Und nachdem sich die anderen, bei denen es vielleicht einen Deut einfacher gewesen wäre, sich mit Floskeln aus der Affäre zogen, kam Bandido dann irgendwann spät nachts mit dem Flieger aus Spanien nach München.
Wo er von mir schon mit flauem Magen erwartet wurde.

Die Fahrt über schlief er gemütlich im Kofferraum. Vor Ort konnte er mit dem Begriff "Gassigehen" erstmal überhaupt nichts anfangen und ließ sich im Dunkeln nachts um halb 3 Uhr morgens über die Wiese führen.
Er machte nichts. Weder "groß" noch "klein".

Dafür aber dann am nächsten Mittag. Ins Hundekörbchen. Kaum das wir wieder vom Spazierengehen zu Hause waren. Mindestens einen Liter.

Bandido war ein lieber, lustiger Kerl. Außer man wollte etwas von ihm, was er nicht wollte. Zum Beispiel Autofahren. Oder dass er nicht jedesmal, wenn die Haustür aufgeht, das Treppenhaus bis zum Keller inspiziert. Da konnte er ungemütlich bis garstig werden.
Nach 6 Wochen hatte ich endlich die passende Familie für ihn gefunden. Sie sind tatsächlich bis heute mit dem Kerlchen glücklich.
Auch wenn er bis heute Autofahren doof findet und seine Menschen daher sehr häufig und teils auch größere Strecken zu Fuß zurücklegen.

Danach war erstmal wieder Ruhe eingekehrt. Bis das Schicksal erneut zuschlug.

Sonntag, 28. August 2011

Historie "Das Schnecki"

Part III Die Zippe


Nachdem ich über besagte "Foren-Community" über das Elend spanischer Hunde stolperte, wurde das Projekt 2. Hund konkret.


Einige Inserate auf den Internet-Seiten von diversen Tierschutzorganisationen später, stand das Hundemädchen, das aus Spanien kommen sollte, fest.
"Astra" hieß das Mäuschen, war rappeldürr und musste noch kastriert, gechipt und geimpft werden. Im August 2005, war es dann soweit.


Die 6 Wochen zwischen "Aussuchen" und "Anreise" verbrachte ich mit einer akuten Scheinschwangerschaft irgendwo zwischen Freude, Irrsinn und Verzweiflung.


War es die richtige Entscheidung? Wird mein Hund den neuen Hund zerfleischen? Zerfleischt der neue Hund, den "Alten"? Komm ich mit dem Neuen zurecht? Achso ja, und es ist ja ein PODENCO (in Fachkreisen wird diese Rassebezeichnung zeitweise als eine Art Beschimpfung für besonders selbstständige Hunde verwendet, deren Besitzer sich gerne Klappstühle mit ins Feld zum Spazierengehen nehmen - damit sie eine bequeme Sitzgelegenheit haben, bis sich ihr Hund nach 3 Stunden Jagdausflug im strömenden Regen wieder sehen lässt).
Kann ich dieses Tier jemals ohne Leine laufen lassen oder bin ich ab sofort stolzer Besitzer zweier Schleppleinenträger?


Irgendwann war die Zeit rum und ich düste mit einer Bekannten Richtung Frankfurter Flughafen...
Dort angekommen stellte ich fest, dass es sich nicht um einen Flughafen, sondern um eine Kleinstadt mit eigener Infrastruktur handelte. Etwas desorientiert eierte ich also - im Schlepptau die Bekannte - durch die Terminals und Ladenzeilen. Immer auf der Suche nach der Flugpatin, die mir meinen Hund übergeben sollte.


Nach diversen Telefonaten, machte mich die Bekannte darauf aufmerksam, dass ca. 10 m entfernt, eine Frau genauso hysterisch mit einem Handy hantierte wie ich. Ob sie das nicht sein könne...? Nö, die hat keine Hundebox dabei. Aber fragen kostet nichts. Und tatsächlich: Genau DIE war es!


Ein Blick in die eine Etage weiter unten geparkte Hundebox, zeigte ein zu einer winzigen Kugel zusammengeklumptes Hundemädchen, das etwas verschüchtert in die neue Welt blickte.
Mit Endorphinen bis unters Kinn, verfrachteten wir Box mit Hund Richtung Auto.
Nicht ohne einer Gruppe Rentner noch eine Anekdote für die Daheimgebliebenen zu liefern. Fingen die nicht an, ihre Finger durch die Lüftungsgitter der Box zu stecken! Zu MEINEM Hund, den ich bis dato selber noch nicht einmal angefasst hatte!


Auf meinen Hinweis, dass ich den Hund selber noch nicht kenne und das Tier durchaus im Besitz eines vollständigen Scherengebisses sei, folgte lautes Gelächter.
"Der hat bestimmt den Nachtwächter gefressen" Die Gruppe war am Grölen. Das aber plötzlich verstummte, als ich in einem Nebensatz fallen ließ, dass das Tier noch nicht versichert sei.


Am Auto angekommen, öffnete ich die Box und Nomi trat in mein Leben.

Relativ schnell stellte sich heraus, dass sie eine begnadete Sopranistin ist und ihre Stimme (die eine Tonlage hat, grad wenns hysterisch wird, die einem wie eine Kreissäge an den Nerven sägt) gerne laut, leise, singend, kreischend, heulend, nölend, grunzend oder einfach nur um überhaupt etwas zu sagen, einsetzt.


Anfangs noch etwas zurückhaltend, schloss Nemo die Neue gleich in sein Herz. Die Zwei spielten und tobten - am Liebsten an der Leine, das verheddert so schön - das einem das Herz auf ging. Während Nomis Unsicherheit fremden Männern gegenüber schnell nachließ, behielt sie ihren Affentanz mit Theater fremden Hunden gegenüber bis zum heutigen Tage bei.


Etliche Trainerstunden, Eigenversuche, viel Gebrülle und noch mehr Leckerlis später, hab ich mich mit ihrer "Macke" abgefunden.
Und Situationen, in denen ich am Liebsten im Erdboden verschwunden wäre, gibt es kaum noch. Weil ich ein Meideverhalten entwickelt habe - wenn's irgendwo pfeift, klimpert oder bellt, such ich schnellstmöglich das Weite.
Falls das nicht geht, weil der Pudel vor mir aus dem Boden gewachsen ist und ich gerade nicht die Straßenseite wechseln kann, weil der Feierabendverkehr mit Tempo 80 vorbeirauscht, heißts Augen zu und durch.
Meistens wird der Hund recht schnell aus unserer Reich- und Sichtweite entfernt, weil "die Bestie" das kleine Püppi kalt machen will.
Will sie nicht, hat sie auch noch nicht - aber sollen's die Leute nur glauben...




Durch Nomi kam ich, wie oben angedeutet, zum Tierschutz in Spanien und wurde in der Folge recht aktiv. Als Vermittler, als Vorkontrolle, als Fahrtkette...kurzum Mädchen für alles.

Und so kommen wir zum zum nächsten Teil...

Samstag, 27. August 2011

Die Historie

Wie kommt man also zu 4 Hunden?

Eigentlich fing alles ganz harmlos an. Schon als Kind fand ich die Vorstellung einen vierbeinigen Begleiter zu haben sehr verlockend. In einer Münchner Vierzimmerwohnung großgeworden, fanden meine Eltern die Idee allerdings gelinde gesagt "abwegig".
Ein Hund gehört nicht in die Stadt und schon gar nicht in eine Wohnung.Punkt.

Ein Jahrzehnt später in einer Zweizimmerwohnung in Karlsruhe in einer recht unglücklichen Zweibeinerpartnerschaft, keimte der Wunsch nach dem Partner, der mit mir durch Dick und Dünn geht, komme was wolle, von Neuem.

Part I Das Baby:

Ein kleiner Hund sollte es sein, aber kein Fifi...ein gewitzter Kerl, der auch einen eigenen Willen hat.
So kam mir der Jack Russel Terrier in den Sinn. Welpe macht Sinn. Weil einem ja von allen Seiten zugetragen wird, ein "alter" Hund lernt nix mehr.
Kinderverträglich sollte das Kleine auch sein, weil Sohnemann von damaligem Zweibeinerpartner ja auch ab und an mit in der Zweizimmerwohnung rumturnte.

Also fing ich an Inserate zu studieren. Irgendwann stolperte ich über eine Anzeige, in der (ohne Foto) in zwei Zeilen ein 3 Monate altes Rüssel-Baby feilgeboten wurde.
Ein paar Tage später machte ich mich mit einer Freundin zusammen auf den Weg, den Rüssler persönlich live und in Farbe kennenzulernen.
Die Tür ging auf, Rüssler rüsselte und ich war verliebt. Das kleine Teil lag während dem Kaffee-Trinken zwischen meinen Beinen und pennte tiefenentspannt.

Er war zwar weder geimpft noch gechipt, aber hey, wofür braucht man das runde Ding zwischen den Schultern - auch Kopf genannt - eigentlich. Hatte es eh im Auto vergessen.
Ne ordentliche Summe Geld wechselte eine Woche später den Besitzer und ich hatte ein 4 Monate altes Jack Russel Baby auf dem Schoß.

Es war Winter und Nemo fand kaltes Wetter einfach nur beknackt. Er setzte sich mitten auf den Gehweg und bewegte sich keinen Meter mehr. Soviel wusste ich schon, mit Zwang und lauten Worten auf ein Hundebaby einwirken ist böse. Ganz ganz böse. Also saß er am Ende der 5 Meter Flexi-Leine und ich stand am anderen Ende und lockte mit Leckerlis, lieben Worten und Streicheleinheiten.
Nix. Irgendwann fing das kleine Teilchen an zu zittern. War ja kalt. Ich überlegte einen klitzekleinen Augenblick, ob nicht ein Mäntelchen....? Nee. Absolut uncool. Und wenn sich Hundi erstmal bewegt ist ihm ja auch nicht mehr kalt.
Und während ich noch überlegte - auch ob der Stubenreinheit, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ansatzweise vorhanden war -  wie schnell so ein kleines Hundejüngelchen wohl eine Blasenentzündung bekommen kann, fasste ich einen Entschluss, der den kompletten Erziehungsweg auch in Zukunft deutlich beeinflussen würde:

Hundi kommt mit. Fertig. Hat eh Geschirr an (was er übrigens bis heute regelrecht verabscheut), gibt also keine Luftröhrenstauchung mit Spätfolgen für die Schilddrüse. Also lernte er, dass wenn man seine Beinchen nicht bewegt, wenn die Ische am anderen Ende der Leine vorwärtsgeht, man unsanft über den Boden schleift. Knallharte Logik: Beinchen bewegen.
Und siehe da, es ist nicht mehr kalt, man lernt neue Kumpels kennen und die Ische führt Freudentänze auf. Alles gut.

Auch für mich gab es viel Neues. Während ich pflichtbewusst mit Hundekotbeuteln die Mini-Köttel meines Minihundes einsammelte, tat das der Rest der hundebesitzenden Menschheit definitv nicht.
Evidenzen dafür fanden sich fest eingetreten in meinen Profilsohlen. Leider waren das auch keine Mini-Köttel, sondern mindestens Deutsche-Schäferhund-mit-ordentlich-Durchfall-Minen. Die sich dann beim leichten Abgleiten im winterlichen Schneematsch morgens um 6 bis hin auf den Jeans-Saum verteilten.
Besonders großartig: man merkt es erst, nachdem man (die Schuhe hat man ja vor der Haustür stehen gelassen) einmal quer durch die mit Teppich ausgelegte Wohnung gelatscht ist.

Mit einem Hund lernt man in relativ kurzer Zeit sehr viele Menschen kennen. Solche und solche. Aber solche haben IMMER Tips und Ratschläge mit denen sie einem frischgebackenen Hundebesitzer (manchmal auch schon langjährigen) die Hundewelt und vor allem den eigenen Hund erklären.
Irgendjemand meinte, für die Sozialisierung des "Babys" sei es besonders wichtig eine sogenannte Welpenspielgruppe zu besuchen. Dort lerne er den Umgang mit Seinesgleichen.

Also meldete ich Nemo bei einer Hundeschule in der Welpenspielgruppe an. Wollte ich doch alles richtig machen und wusste irgendwie noch nicht richtig wie. Und Hundeschule ist doch immer gut.

Nemo fand das richtig klasse. Jede Menge Spielkameraden - vom Neufundländer über Beagle und diversen Fusshupenmixen war da so ziemlich alles dabei.
Ich hatte auch Spaß, vor allem an dem Tag, an dem der 9 Monate alte Schäferhund der Trainerin freudig grüßend an mir hochsprang und seine Pfoten auf meinen Schultern plazierte. Wäre es ein sonniger, trockener Nachmittag gewesen, hätte ich wohl schmunzelnd das Tier von mir geschoben und den Sabber aus dem Gesicht gewischt. War es aber nicht. Es war ein schlammiger Februarnachmittag, an dem es sowohl geregnet wie auch geschneit hatte. Und das Hundespiel"zimmer" ist weder mit Teppichboden noch mit PVC ausgelegt.
Es handelt sich schlicht und ergreifend um eine Wiese. Naja, irgendwann mal. An dem Tag war es eine einzige Matschpfütze. Und so sah ich danach auch aus.

Bei Welpenspielgruppen ist es durchaus üblich, die vorhandenen Geschicke und Interessen seines Hundes zu entdecken, um den Hund dann später nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern. Daher werden einige seltsam anmutende (da waren Nemo und ich uns völlig einig) Übungen durchgeführt.
Wahrscheinlich dienen sie nur dem Entertainment der Zuschauer, deren Hunde dem Welpenalter schon entwachsen sind und die daher (immer einen guten Ratschlag auf den Lippen) um den Zaun plaziert, Schwätzchen halten.
Eine dieser Übungen bestand darin, sich unauffällig aus dem Welpengatter zu entfernen, während die Hunde spielten, und sich dann außer Sicht, hinzuhocken. Die Trainerin beobachtete derweil die Welpen, um herauszufinden welcher Welpe nach seiner Bezugsperson sucht und welcher nicht. So könne man etwas über die Bindung sagen.
Na toll, sowas hat meinem Hund aber keiner gesagt. Während die anderen Würstchen alle heulend nach "Mama" suchen, sagt meiner "Hä, was is denn mit Euch los? Kommt Party machen, yeah!"

Tja, ist halt ein Terrier. An peinliche Situationen in denen man von seinen Mitmenschen mitleidig beäugt wird, hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt eh schon gewöhnt.

Und irgendwie kam er dann auch schon in die Pubertät.


Part II Der Prolet:

Punkt 6. Monat gings los. Kerl hat Eier. Und die sind auch einsatzbereit. Zwischen den Ohren befindet sich nur noch Vakuum. Alles was bis dahin mühsam erarbeitet in den Kopf des Hundes getrichtert wurde, ist auf einmal weg. Im Nirwana. Verzweiflung macht sich auf meiner Seite breit.

Nachdem ich schon seit dem Einzug des Hundis, Mitglied in einer "Forum-Communitiy" rund um den Hund bin, bin ich mit Ratschlägen mehr als versorgt. Das Zauberwort von nun an heißt: Schleppleine.

Nemo findet seine Artgenossen klasse. Zum Spielen, zum Verprügeln, zum *hüstel* sagen wir mal zum Bespringen. Sobald er einen Hund in 10 km Entfernung sieht, interessiert ihn mein verzweifeltes Kreischen in der immer größer werdenden Entfernung nicht mehr. Er muss hin. Und am Liebsten würde er diesen Artgenossen auch mit nach Hause begleiten.
Während ich meinen Hund peinlich berührt und dankbar, dass der andere Hundehalter nicht einfach ignorant mit einem zweiten Hund (MEINEM Hund) nach Hause marschiert, meinen Hund abpflücke, wächst langsam eine Idee in meinem kranken Hirn.

Ein zweiter Hund muss her...Die können dann schön zusammen spielen, man muss nicht mehr auf die Gassigehzeiten anderer Hundehalter Rücksicht nehmen. Man hat sozusagen einen Entertainer für den Entertainer.

Soweit der Plan.






Der Blick hinter die Kulissen

Wenn man mit 4 Hunden die öffentlichen Straßen, Wege oder Parkanlagen betritt, gerät man ganz automatisch in den Fokus der dort wohnenden, flanierenden und vorbeifahrenden Mitbürger.

Während die meisten brav die Klappe halten und sich ihren Teil denken ("oh mein Gott, ein MESSIE ! Da hab ich doch erst letztens im Fernsehen einen Beitrag drüber gesehen !!!"), kann ein anderer Teil den netten Kommentar im Oberstübchen nicht für sich behalten und posaunt - während sich meine Hündin im Gras erleichtert - "Aber schön wegmachen, die Sauerei !!!" woraufhin ich mir denke, wie ich neben Kacktüten, Leckerlis und Hundepfeife, zukünftig auch noch Urinfläschchen mitnehmen soll...Mal abgesehen davon, müsste ich das ja dann während sie pinkelt, drunter halten....?? Ja, wie...?

Bevor ich mir das Prozedere noch weiter in sämtlichen Farben ausmale, brülle ich dem "Anwohner" (der stand im 3. Stock des gegenüberliegenden Hauses und telefonierte nebenher) ein "DIE pinkelt nur, das is ne HÜNDIN!" entgegen.

Der 3. Teil zeigt ernsthaftes Interesse und stellt Fragen, wie z.B. "Sind Sie Hundegassigänger?" oder "Sind DAS ALLES Ihre?" (mit einem extrem ungläubigen Unterton).

Dem will ich nun Rechnung tragen und das Rätsel lüften wie man ruckzuck von einem Ottonormalverbraucher zu einem Assi wird -> wie kommt man (bzw. frau)  zu vier Hunden?

Freitag, 26. August 2011

Aller Anfang braucht ... müde Hunde !

So, nun denn...

Der erste Eintrag. Spannend. Draußen stürmts und die Meute liegt seelig pennend verteilt im Umkreis.
Nachdem eine Hälfte vorher noch bei "Oma" je 1,5 hartgekochte Eier (nein, die waren nicht eh schon übrig, die wurden EXTRA für den vierbeinigen Besuch gekocht) verschnabuliert hat um danach bei den Zweibeinern am Tisch nach ner netten Beilage zu "fragen". Die andere Hälfte blieb zu Hause, schwitzte und langweilte sich ein wenig.

Also endlich mal Zeit das Projekt "Beklopptenkarussell" anzupacken.

Das Beklopptenkarussell besteht aus 4 Hunden unterschiedlichster Farben, Größen, Alterskategorien und Geschlechter - achso ja: und Rassen.
Für die Wartung, Pflege und Bespaßung des Karussells sind 2 Zweibeiner je einmal weiblich und einmal männlich zuständig, die sich seit Mai einen Haushalt teilen.

Figur 1 im Karussel: Nemo

Nemo ist ein 7jähriger Parson Russel Terrier, schwarzweiß und wie es sich gehört mit ordentlich Grips zwischen den beiden Ferkelohren.
Mit 5 kastriert worden, hat ihm das leider jemand vergessen zu sagen. Seitdem hat er aber ein neues Hobby: Fressen. Alles.

Figur 2 im Karussell: Nomi

Aus der spanischen Tötung über den Frankfurter Flughafen direkt auf die Couch. Alter schwierig zu sagen, irgendwas um die 7. Ihres Zeichens rote Pommestütenlanghaarzippenpodenca. Im Rudel absolute "Queen of f*** everything". Hobbies: wenn sich etwas bewegt, kann man es jagen. Oder ausgraben.

Figur 3 im Karussell: Loki

Auch aus der spanischen Tötung, aufgrund seines damaligen desolaten Zustandes, in einer deutschen Tierklinik inzwischen vergoldet. Ebenfalls Pommestütenkurzhaarphantompodenco in schwarzweiß und ungefähr 5 Lenze. Spitzname "Prinz Valium".
Jagt nichts, was nicht mindestens 6 Beine hat - wenns fliegen kann, umso besser!

Figur 4 im Karussell: Odin

Und der dritte Spanier...ein nicht erwachsenwollenwerdender Chaot (noch nicht ganz zwei Jahre alt) im Körper eines rotweißen, windschnittigen Galgos verpackt. Begnadeter Innenarchitekt, der sich gerne in dreckigen Pfützen an Feldwegen wälzt. Eleganz und Grazie sind für ihn Fremdwörter und Leckerlis lutscht er am Liebsten anstatt sie schnell und gierig einzuatmen, wie das jeder normale Hund tun würde...

Dann sind die Hauptbeteiligten unseres Alltags ja schon mal in der Kurzfassung vorgestellt.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und vielleicht entdeckt sich der Ein oder Andere in unseren Alltagsgeschichten...Ach ja, und es wäre großartigst, wenn Ihr das dann auch kommuniziert.
Dann fühl ich mich nicht mehr ganz so alleine in meinem Irrenhaus ;)