Dienstag, 30. August 2011

Ruby...kleines Angsthäschen

Ein paar Monate später, die ich neben fleissig arbeiten an Nomi und ihren kleinen Verhaltensbaustellen und ordentlich Tierschutzarbeit verbrachte, stolperte ich bei einem befreundeten Verein über ein kleines Bündel Elend.

Eine kleine rauhaarige (optisch einfach nur zottelig) rote Hündin, die ein wenig Ähnlichkeit mit einem Dackel hatte, sah mit einem entsetzten Blick umgeben von Gittern und Betonboden in die Kamera.

Sie wurde einem Jäger geklaut und war zu dem Zeitpunkt auch noch trächtig. Die Tierschützer in Madrid kümmerten sich darum, dass die Welpen nicht dem gleichen Elend entgegenblicken mussten.

Aber die "Mama" war ja da...und sie traute den Zweibeinern nicht mehr über den Weg. Kein Wunder bei ihrer Geschichte.
So wollte ich mich ganz bewusst, dieses kleinen Hundemädchens und des Themas "Angsthund" annehmen.

Die Vermittlungschancen für so einen Hund sind gleich Null. Aber ich wollte diesem Tier seine Chance geben.

Also kam Ruby an einem Nachmittag am Stuttgarter Flughafen an. Allein sie aus der Flugbox zu holen, war schon sehr abenteuerlich, da nich wirklich klar war, ab welchem Zeitpunkt es nicht mehr bei einem Zurückweichen mit Fluchtversuch bleiben würde.

Es dauerte 4 Wochen - und das obwohl sie mit zur Arbeit kam, ich also quasi 24 h mit ihr zusammen war - bis sie mir ein Leckerli aus der Hand nahm.

Das Zusammenleben mit ihr glich einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Hoffnung und Freude über Verzweiflung, ja, bis hin zu Wut...

Morgens wenn man aufwachte und anfing zu blinzeln, hörte man ein lautes "klackklackklack". Das war ihre Rute, die anfing auf die Matratze zu schlagen. "Jipiieh, ein neuer Tag". Dann robbte sie sich langsam auf dem Bauch Richtung Gesicht und fing an, einem mit kleiner flinker Zunge das Gesicht zu waschen.

6 Monate vergingen, keiner interessierte sich für das süße Mäuschen. Gut, ihr extrem ausgeprägter Jagdtrieb machte das Ganze nicht leichter.
Ich ließ mich nicht stressen, so lange wie sie bleibt, bleibt sie. Fertig.

Im April fuhr ich einen Teil einer Fahrtkette für einen vermittelten Hund und traf am Ankunftspunkt des Transportes das erste Mal auf "Rufus". Ich kannte ihn von Vermittlungsfotos und war erstaunt, wie klein und zart der Hundebub war, der dort im Schnee herumstakste. Ich hatte ihn für mindestens doppelt so hoch gehalten...
Bevor sich mein Hirn weiter in Fantasien verlor, klinkte der Verstand wieder ein und der sagte ziemlich laut und deutlich: der Hund geht in eine Pflegefamilie, die sich schon auf ihn freut. Und Du hast Ruby auch noch nicht vermittelt.

So fuhr ich leichten Gewissens nach Hause, lieferte den Hund, für den ich die Fahrtkette übernommen hatte, bei seinen Adoptanten ab und kehrte zu meiner Bande zurück.

Ein paar Tage später, nahm ich mit einer Tierschützerin eines anderen Vereins Kontakt auf, da sie bei sich in der Umgebung eine Vorkontrolle übernehmen sollte. Zufällig stellte sich heraus, dass sie Rufus zu sich geholt hatte (mit ein paar anderen Hunden dieses Transportes) und sie schnellstmöglich die Hunde weiterbringen musste, da sie sich verletzt hatte und so nicht Gassi gehen konnte.
Die Hunde waren bei ihren Eltern einquartiert, die nach 2 Wochen wieder arbeiten mussten und die Hunde nun Gefahr liefen über 8 h allein im Keller zu sitzen.

So. Meine ersten Gedanken zu dieser Frau will ich nicht weiter ausbreiten. Und ich befand mich in einer Zwickmühle. Mit einer guten Freundin, die mittags mit meinen Hunden Gassi ging, sprach ich über meine Schwierigkeiten und da kam sie *plopp*, die Lösung.

Meine Freundin meinte nämlich "Ich will Ruby. In meinem Rudel, in meiner Familie, in meinem Leben." Das war für Ruby wie ein 6er im Lotto. Sie kannte meine Freundin seit dem Tag ihrer Anreise, hatte Vertrauen und kannte auch die andere vorhandene Hündin.

Und "Loki" konnte kommen.

Bevor ich allerdings von Loki erzähle, will ich Rubys Geschichte fertig erzählen.
Sie hatte zwei Monate ihre eigene Familie. Genau das, was sich jeder Hund wünscht und jeder Hund verdient hat. Sie wurde geliebt, mit ihren Macken und für ihre Macken.
2 Monate später wand sie sich durch einen unglücklichen Zufall beim Spazierengehen aus ihrem Geschirr. Nachdem mehrere Spaziergänger sie versuchten einzufangen (was in so einem Fall IMMER kontraproduktiv ist!!!), entschied sie sich, schon mal heimzulaufen und vor Ort auf ihre Familie zu warten.
Der Weg führte über eine 4spurige Schnellstraße. Wir hatten noch die Chance uns in der Tierklinik von ihr zu verabschieden.

Run Free, mein Schatz....

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