Donnerstag, 1. September 2011

Wenn man eh schon 2 Hunde hat...

...dann fällt ein Dritter nicht weiter auf. Vor allem nicht so einer.

Part III das Phantom

Ich hatte die Pflegestelle von "Rufus" darum gebeten, mir noch 2 oder 3 Tage Ruhe zu lassen zwischen dem Auszug von Ruby und dem "Neuen". 
Tja, war nich, bitte schnell und sofort.
Also fuhr ich mit meinen zwei Irren zum Treffpunkt, wo ich den "Neuen" entgegennehmen sollte.

Man traf sich am Rande eines Kaffs in der Nähe von Ulm für die Übergabe. Lustigerweise fanden meine Beiden den schmächtigen, zarten Kerl sofort sympathisch. Das Kerlchen war von Anfang an zurückhaltend aber freundlich. So wies die Irren am Liebsten haben.

Körperlich war er allerdings in einem desolaten Zustand. Aber dazu später mehr. Er fuhr auf dem Beifahrersitz mit uns zurück nach Karlsruhe in sein neues Leben.
Was ziemlich lustig war, weil er die ganze Zeit press aus der Frontscheibe glotzte und alles so spannend fand, dass er ganz vergaß wie müde er war.
Zuhause angekommen fiel Loki dann in sein Körbchen und pennte.

Er war (oder sagen wir mal wäre) von Anfang an stubenrein (gewesen) und einfach nur ein perfekter Mitläufer.
Allerdings wurde er mir schon mit blutigem Durchfall übergeben.
Mit Ananas-Enzymen, die man mir freundlicherweise zur Behandlung mitgegeben hatte, war nach 2 Tagen Schluss.
Dem Hund ging es immer schlechter, mal abgesehen von der haarlosen und stark juckenden Stelle an seinem Kinn.

Also ab zum Doc. Nach ein paar Tagen war klar, dass es sich nicht einfach nur um Durchfall handelte. Der hörte nämlich trotz medikamentöser Behandlung nicht auf. Also erstmal ordentlich Blut von dem Tier abzapfen und alles abklären.
Er war zwar noch in Spanien auf die sogenannten Mittelmeerkrankheiten (Infektionskrankheiten, die hauptsächlich in den südlichen Ländern vorkommen und über Parasiten übertragen werden) getestet worden - und zwar negativ - aber das hieß erstmal gar nix.
Also auch nochmal die Mittelmeerkrankheiten mittesten, großes Blutbild, Urin- und Stuhlprobe, Bauchspeicheldrüse (der Kot sah verdächtig aus).
Achso, nicht zu vergessen das Hautgeschabsel an der Stelle am Kinn.

Diagnose: akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), Demodikose (Befall mit Demodexmilben am Kinn) und ein positiver Leishmaniose-Titer vervollkommnete das Bild des Jammers.

Die Demodex-Stelle wurde fort an (gottseiesgedankt: es war Sommer) einmal täglich auf dem Balkon mit einer widerlichst stinkenden Tinktur "betupft".
Die Pankreatitis wurde mit Spritzen, die anfangs alle 2 Tage und später einmal wöchentlich gegeben werden mussten, behandelt. Zusätzlich, je nachdem wie es ihm ging, waren noch Infusionen nötig, bei denen man 3 Stunden ausgiebigst Zeit hatte, die wahnsinnig spannende Inneneinrichtung der Tierklinik zu betrachten. Nach 2 Wochen konnte ich die Abstammung der Katzen ab der Falbkatze bis hin zu den einzelnen Rassekatzenlinien (Dank an Eukanuba) referieren. Das Poster hing genau gegenüber im Wartebereich.

Die Leishmaniose ließen wir erstmal in Ruhe, da der Titer nicht so hoch war und man nicht genau sagen konnte, ob er nur wegen seines bescheidenen Allgemeinzustandes (=miserables Immunsystem) verursacht war oder umgekehrt: sein schlechter Allgemeinzustand und seine Pankreatitis als Ursache die Leishmanien hatten.

Nach einem dreiviertel Jahr war er stabil und es ging ihm deutlich besser. Die Tage ohne Durchfall wanderten in den zweistelligen Bereich. Das Immunsystem wurde besser und besser. So gut sogar, dass er beim letzten Blutcheck vor 2 Jahren sogar negativ auf Leishmaniose getestet wurde.
Man muss dazu sagen, dass die Canine Leishmaniose als nicht heilbar gilt.

Heute ist er ein äußerst agiler, lustiger Kerl (nach 3 Jahren fing er auch endlich an zu spielen), der durch die Pflegehunde, die da noch kamen, immer selbstbewusster wurde. Bis auf ein nicht ganz so tolles Hautbild - aber da kann ja beim Menschen ein ganzer Industriezweig von leben -  merkt man bei ihm von seiner langen Rekonvaleszenz überhaupt nichts mehr.



Er ist von Anfang an voll ins Rudel integriert worden und heute sogar so selbstbewusst, dass er mit Nomi zusammen andere Hunde ordentlich verbellt.
Loki ist ein sehr spezieller Charakter, der Eigenheiten hat, wo man sich, wenn man fertig mit am Kopf kratzen ist, eigentlich nur noch vor Lachen beäumeln kann.

DEN muss man kennengelernt haben, Spitznamen sind u.a. "Prinz Valium" und "Mickey Maus".

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen