Dienstag, 13. September 2011

Going with the Flow

Linus - die Fortsetzung

...schon auf dem kurzen Weg zum Auto und in Richtung Wohnung stellte sich heraus: Linus fand an der Leine laufen irgendwie doof.
Vor allem wenn sie durchhängt. Also tat er sein Möglichstes um diesen Zustand zu vermeiden. Kurz gesagt: er zog wie ein Ochse.

Nachdem wir die Hunde in der Grünanlage vor Ort "behutsam" aneinander geführt hatten, ging es dann in die Wohnung. Linus fand selbst nach dem Fressen keine Ruhe und wuselte wie ein Geisteskranker durch die Wohnung was meine Hunde und mich ziemlich jeck machte.
Irgendwann parkte ich ihn dann bestimmt in einem Körbchen und hieß ihn an, dort zu bleiben. Sehr beeindruckend festzustellen, dass man innerhalb von 15 Minuten gefühlte 1000 Mal von der Couch aufstehen konnte, um den Hund mit reiner Willensgewalt wieder auf den Platz zu nageln. Ha, ich kann konsequent sein (wenn ich will).
Mein Ex unterstellte mir kurz vor dem 699. Mal tierquälerische Absichten und beschloss, dass der "arme" Hund die Nacht bei ihm verbringt. So passierte es dann auch.

Um kurz nach 7.30 Uhr am nächsten Morgen erhielt ich eine MMS mit einer Nahaufnahme eines Kothaufens. Hä? Also angerufen und gemeint "Super, Kerle hat seinen ersten Haufen gelegt! Glückwunsch. Auch gut geschlafen?" "Ja, ne, da im Haufen sind so weiße Dinger." "Puh, ja, kann sein, dass er nochmal entwurmt werden muss." "Ich bring ihn Dir rüber."

Gut, dann war das soweit auch geklärt, der Hund war 2 Minuten später wieder bei mir und ich eilte zum Tierarzt, um mich mit Wurmtabletten für die ganze Bagage einzudecken.

Linus fand Menschen toll. Andere Hunde fand er auch toll. Er fand eigentlich alles toll. Aber Passanten finden es meistens nicht ganz so klasse, mit Zungenkuss auf dem Trottoir von fremden Hunden begrüßt zu werden. Und so war Linus für mich aufgrund seiner Ausmaße doch eine ganz neue Herausforderung.

Einmal stand er abends mit einem leicht abwesenden Gesichtsausdruck im Flur und glotze leer durch die Wohnzimmertür. Bis ich realisierte, dass er grade die Wand im Flur mit seinem Eau de Pisse tränkte.
DAS hatte noch keiner gebracht. Durch die schiere Höhe hatte ich aber noch Zeit mit Taschentüchern bewaffnet Richtung Flur zu stürzen bevor sich das Malheur in die Ritzen der Laminatzierleiste verteilen konnte.

Linus sah aus wie eine Mischung aus kleinem und großem Münsterländer und schenkte mir am zweiten Tag sein Herz auf einem Silbertablett. Seine Schnute passte perfekt in die Handflächen und war einfach nur warm, angenehm und weich. Mit dem treudoofen Blick gesegnet, war er durch und durch Herzensbrecher und einfach nur ein toller (aber dem Alter entsprechend - ca. 1,5 Jahre - sehr sehr sehr anstrengender) Hund.
Allerdings war er mit neuen Situationen schnell überfordert, was sich durch eine extreme Hibbeligkeit äußerte. Sobald man ihn in der Situation aber anfing zu steuern und an die Hand zu nehmen, war er in der Lage innerhalb von 5 Minuten in einen Tiefschlaf in Komanähe zu meinen Füßen zu fallen.

Es dauerte nicht lange und es meldete sich eine Frau aus der Nähe von Essen. Sie hatte schon mal einen kleinen Münsterländer gehabt, ihre Tochter war viel mit Pferden unterwegs, bei denen der Hund auch gerne mitlaufen sollte und sie arbeitete selbstständig als Psychologin mit eigener Praxis, so dass der Hund den ganzen Tag mit dabei wäre. Ansonsten natürlich Haus mit Garten in wunderschöner Lage. Geld für Versorgung etc. pp. natürlich auch mehr als vorhanden.
Aufgrund der Entfernung sollte Linus, wenn das "Kennenlern-Schnuppern" positiv verlaufen würde, gleich mit ausziehen.
Und so kam es, dass sich Mutter und Tochter an einem Samstag zwei Wochen nach Linus´ Einzug in ihr Auto setzten und nach Karlsruhe düsten. Ich wartete mit dem Kerlchen schon unten. Sie stiegen aus, sagten O-Ton "DER isses!" und da war eigentlich schon alles in Tüten. Kurzer Spaziergang auf der Grünfläche und sie packten meinen Dicken ins Auto.
Er hätte es nicht besser treffen können, ich freu mir bis heute ein Loch in den Bauch, dass dieser Hund ein so tolles Zuhause gefunden hat.

Linus heißt heute Sammy, die Bilder stammen von seiner neuen Familie :-)


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