Dienstag, 25. Oktober 2011

Katzenkacke und andere Widrigkeiten

Ja, Hunde sind eklig. Und die Evidenz wird nun im Folgenden geführt...
Hunde sind angeschirrt, man freut sich auf einen schönen Spaziergang und sichert sich dadurch ab, eine möglichst abgelegene Strecke zu wählen auf der man a) keine Menschen und b) keine anderen Hunde trifft.

Weil man den Tag über ordentlich malocht hat, um den Hundis abends ordentlich Happahappa (siehe vorheriger Beitrag) servieren zu können, muss es nu nich auch noch ne halbe Stunde Fahrt zum abgelegenen Örtchen sein.
Sehr gut also, dass oberhalb unseres Grundstücks ein Wanderweg läuft, den kaum ein Spaziergänger einfach so findet. Also die gefühlten 1 Mio. Stufen hochkraxeln und sich dabei nicht von 4 an der Leine laufenden Hunden über den Haufen rennen lassen. Könnte schmerzhaft werden.

Einen Nachteil hat dieser abgelegene Weg am Waldrand allerdings...Katzen. Die sieht man da oben eher selten, aber nachts muss da die Luzie abgehen. Merkt man als naturbegeisterter Läufer daran, dass vereinzelt die Hunde weit zurückbleiben und ihre Schnauze schmatzend in irgendwelche Grasbüschel stopfen.
Jeder, der selber Katzen zu Hause hat, weiß wahrscheinlich wovon ich rede. Hunde lieben Katzenkacke.

Ich hatte den Nachteil dieser Gassistrecke schon verdrängt. Als wir nämlich kurz nach unserem Umzug diese Strecke entdeckten, schlug sich Loki bei diesem Spaziergang den Ranzen so derartig mit KK voll, dass er eine viertel Stunde nachdem wir wieder zu Hause waren, seinen Mageninhalt wieder los werden wollte.
Er kam irgendwann leicht schwankend, die Treppe von oben herunter und kotzte in großem Schwall auf die Fliesen im Flur. *würg*
Es stellte sich realtiv schnell die Frage, warum Monsieur sich zum Kotzen nach unten bewegt...? Mir schwante böses. Tatsache: im Bett war es nicht mehr ganz so bequem, da sich dort bereits ein Malheur befand. *doppelwürg*
Nachdem Kotzloki versorgt war, fiel mir auf, dass sich Nomi einiges an Souveniren mitgebracht hatte:
Zecken !!! Aber wieviele! Unvorstellbar. Und noch Stunden später!
Nachdem Zeckenuschi mit Scalibor (Zeckenhalsband) und Absammeln versorgt war, fasste ich den Entschluss diesen Weg in näherer Zeit nicht mehr aufzusuchen.

Das war im Frühling. Im Herbst dachte ich nun, ich kann mein Glück nochmals versuchen.
Irgendwann traf ich dort oben ein allein rumlaufendes Mädel (an sich schon seltsam, weil eigentlich menschenleer und so). Ich rief die sich fleissig den Bauch vollschlagenden Hundis zu mir (dauert ein wenig...), naja, zumindest in meine Nähe. War nicht ganz so verkehrt, weil mir das Mädel in einem Abstand von ca. 50 m zurief, dass sie panische Angst vor Hunden hat. Na gottseidank ist ein Riesenkalb wie Odin, der bellend klar machte, wer hier die größere Angst hat, auch überhaupt nicht angsteinflößend.
Die anderen hatten sich um mich versammelt. Loki fehlte noch und kam dann schmatzend in vollem Lauf angeflitzt um an mir vorbeilaufend einen Bogen um das Mädel zu laufen und ca. 30 cm neben ihr seinen Haufen zu setzen.*peinlich*
Das Mädel fing an mit hochgezogenen Armen in dem Augenblick als Loki seinen Bogen um sie lief, zu kreischen und die Augen zuzukneifen. Loki kratzte das nicht die Bohne und wir anderen sahen uns das aus 50 m Entfernung etwas irritiert an. Als er fertig war, kam er brav an und ließ sich anleinen...
Das Mädel bedankte sich artig (wofür eigtl....? *doppelpeinlich* vielleicht wars ironisch gemeint....) und jeder setzte seinen Weg fort.

Zuhause angekommen braucht man dann nur noch die dreckigen Schnüssen abwischen und sich und seinen Hunden in die Pfoten zu versprechen, dass es die nächsten mindestens wenn nicht noch mehr Stunden/Tage/Wochen keine Küsschen mehr gibt....

      

Sonntag, 2. Oktober 2011

B.A.R.F. oder wie man zur Morgenübelkeit kommt

B.A.R.F. hört sich komisch an, isses aber gar nicht.

Es handelt sich dabei um einen ursprünglich englischen Begriff, der aber auch zu deutsch ausgeschrieben durchaus Sinn ergibt: Biologisch Artgerechtes Roh Futter.

Das Verb (to) barf bedeuted zu deutsch ungefähr so viel wie sich übergeben.
Was einem anfänglich durchaus passieren kann. Und zwar wenn man als Vegetarier morgens um ca. 7 Uhr noch vor dem ersten Kaffee das Hundefutter zubereitet. Besondere Brisanz dabei: man hat am Abend vorher eine tiefgefrorene Rolle mit rohem grünem Blättermagen oder rohem ungewaschenem Pansen in die Spüle gelegt.

Irgendwie gärt das Zeug beim Auftauen noch nach...Wenn man dann morgens die Plastikrolle zum Entnehmen des "leckeren" (das machen einem zumindest die feuchtglänzenden Hundeaugen um einen herum weis) Inhalts mit einem Messer hineinsticht, spritzt eine grünlichwässrige Flüssigkeit heraus, die (wenn man Glück hat) in der Spüle landet.
Wenn nicht, hat man anschließend ekelerregend riechende grünliche Flecken auf dem Schlafanzug - wenns ganz dumm läuft im Gesicht und den Haaren.

Und das Ganze VOR dem ersten Kaffee. Da hat man eigentlich keine großartige Lust mehr, auch nur einen Schritt aus dem Haus zu tun. Naja, es kann ja nur besser werden.

Beim barfen handelt es sich um eine Art Kult oder Religion, da den Barfern immer irgendwelche sektenähnlichen Ansichten nachgesagt werden. Ne, Spaß beiseite. Es ist ein anderer Ansatz der Hundeernährung und den will ich Euch mal ein bißchen näher bringen.

Die Tierfuttermittelindustrie versucht seit den 70ern ziemlich erfolgreich vor allem den Hunden- und Katzenhaltern einzutrichtern, dass es ihnen nicht möglich ist, ihre Hunde oder Katzen ausgewogen zu ernähren.
Wie erfolgreich diese Botschaften in unseren Köpfen verankert sind, wird mir von Zeit zu Zeit an meinem eigenen Verhalten deutlich. Vor allem wenn die größeren Firmen im Hundefutterbereich ihre großen Kampagnen starten, in denen sie Futter feilbietet für Hunde ab Alter X (natürlich genau das momentane Alter meiner Hunde) oder Hunde mit Verdauungsschwierigkeiten (naja, wer hat nicht mal Durchfall ?), und so weiter und so weiter. Der Zusatz von "natürlichen" Stoffen, wie Yucca, Aloe, Grünlippmuscheln und Granatapfelkernen, gibt einem das gute Gefühl zumindest etwas grüne Seele in sich zu haben.

Blöd nur, wenn man dann , bevor man 17 Euro für ein Kilo Trockenfutter (das die Hunde eh nicht fressen) ausgibt, doch mal einen Blick auf die Inhaltsstoffe auf der Packung wirft. Und feststellt, dass es sich trotzdem um ein Gemisch aus 70% Getreide, 25% Fleisch und 5% zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe handelt.
So viel Geld für CornFlakes mit Fleischaroma? Mal abgesehen davon dachte ich, dass es sich bei meinem Hund um einen Beutegreifer handelt. Und nicht um einen Wiederkäuer...

Ursprünglich kam ich auf das Thema Barf als Nemo sich weigerte, Trockenfutter zu fressen. Und beim Nassfutter bestand er auf einen zweiwöchigen Wechsel der Marke. Weils sonst ja langweilig wird.
Anfänglich hört sich das Thema an als ob es sehr aufwendig in Zeit und Kosten ist und kaum zu schaffen wäre, den Hund mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen.
Und dann kann man auch noch den gesunden Menschenverstand einschalten, der das Pamphlet der Futtermittelindustrie seinem Hund jeden Tag 100% seiner individuell benötigten Kalorien, lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen zuzuführen, ad absurdum führt.
Denke man doch ganz einfach mal an die eigene Ernährung. Führe ich mir jeden Tag 100% zu? Nööö. Und ja, ich lebe noch. Mir fallen keine Haare aus und mein Stuhlgang ist normal.

Und so ist es auch beim Hund. Es zählt nicht, wieviel am Ende des Tages unter Strich steht. Es zählt die Ausgewogenheit, das Gesamte. Wenn man sich das vor Augen hält, ist es weder Teufelswerk noch unglaublich schwierig.

Man kann sich für den Anfang einen sogenannten "Barf-Rechner" zuhilfe nehmen, der anhand des Alters und des Gewichts (am Besten immer Idealgewicht eingeben) ausrechnet, wieviel Fleisch und wieviel pflanzlicher Anteil im Futter sein soll und wieviel die Gesamtportion beträgt.
Mein persönlicher Favorit: http://www.das-boxerforum.de/barf-rechner.php

Der Vorteil beim Barfen ist, dass man die Ernährung seines Hundes selber steuern kann und sehr genau auf Befindlichkeiten (z.B. Probleme mit der Analdrüse, Unverträglichkeiten, Mäkeligkeiten beim Futter, Gewichtsprobleme etc. pp) seines Hundes eingehen kann.
Die Akzeptanz ist bei den meisten Hunden sehr groß, die Hunde stinken nicht mehr, das Immunsystem stabilisiert sich. Man kann Hunden sogar ansehen, dass sie gebarft werden...

Aber nehmen wir die rosarote Brille kurz ab. Es gibt auch Nachteile. Wenn man sein (Muskel)Fleisch beim Metzger holt, wird man (so es sich nicht um einen Chihuahua handelt) irgendwann arm wie eine Kirchenmaus.
Zwar nicht ganz so extrem aber immer noch ziemlich schweineteuer ist das tiefgefrorene Fleisch beim hiesigen Zoofachhandel. Das bieten zwar noch nicht viele an, aber es werden immer mehr.
Am Günstigsten ist es, gerade wenn man große Hunde oder mehrere Hunde zu versorgen hat, im Internet zu bestellen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Qualität gut ist und die Ware so gut verpackt wird, dass sie kaum bis gar nicht antaut - selbst wenn sie einen Tag bei der Post steht.

Da kommen wir gleich zum nächsten Punkt: die Lagerung befindet sich daher natürlich im Tiefkühlfach. Wenn man nun selbst auch mal gerne Schlemmerfilet, Tiefkühlpizza o.ä. isst oder nur ein Singletiefkühlfach besitzt, wirds schwierig.
Aufgrund der Versandkosten bestellt man ja auch nicht alle 4 Tage oder fährt 1mal die Woche zum Zoohändler.

Beim pflanzlichen Anteil der Nahrung hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man stellt sie mittels Pürierstab und ordentlich Schnippelarbeit selber her (gut, dass kann zeitaufwendig sein) oder man nimmt Barf-Komplettmenüs in denen der pflanzliche Anteil schon mit dem Fleisch vermischt ist und tutti kompletti eingefroren wird.
Ich persönlich schnippel und püriere gerne. Daher mach ich eine größere Menge auf einmal und friere das dann portionsweise ein. Dauer der Herstellung für 7 Tage und 4 Hunde: ca. eine Stunde.
Man bedenke: es kommen platzmäßig nochmal 7 Döschen Gemüse ins Gefrierfach.
Falls man die "grüne Portion" selber machen möchte, hier ein paar Sorten, die in Frage kommen:
Feldsalat, Spinat, Karotten, Petersilienwurzel, Apfel, Banane, Birne.

Man sollte auch dran denken, abends die besagte Rolle Fleisch zum Auftauen rauszulegen. Und zwar am Besten in die Spüle, da man sonst am nächsten Morgen eine blutige wahlweise grünliche Lache auf der Unterlage hat, die ein bißchen nach verwesendem Fleisch riecht...

Weiterer wichtiger Bestandteil ist die Fütterung von Knochen, um Kalzium und Mineralien in die Ernährung einzubringen. Nach der Knochenfütterung bekommen Hunde den sogenannten Knochenkot. Dieser ist sehr trocken bis bröselig und von gelblichweißer Farbe. Das ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil, bei dem harten Kot werden die Analdrüsen geleert. Aber es kann sein, dass der Hund häufiger muss, als üblich. Falls der Hund Probleme beim Kotabsatz nach Knochenfütterung hat, kann man auf weichere Knochen (z.B. Ochsenschwanz oder Knorpel) umsteigen, um die Kalziumzufuhr zu sichern.
Man kann sich Knochen beim Metzger holen, z.B. Kalbsbrustbein oder Rindergelenkknochen. Aber im Internet werden auch schon fertig gesägte, portionierte Rinderknochen angeboten. Geflügelknochen können roh verfüttert werden (z.B. in Hühnerhälsen, -rücken, -flügeln oder Putenkeulen), aber niemals zubereitet, da sie dann splittern.

Als Zusatz für Fell und Haut empfehlen sich z.B. Leinöl oder Distelöl. Bei brüchigen Krallen ist ein Zusatz von Kieselerde hilfreich.

Eine wichtige Sache bei der Rohfütterung: kein Schwein ! In den Schlachthäusern in DE wird nicht auf das Aujeszky-Virus getest, weil es für den Menschen ungefährlich ist. Für den Hund aber nicht!

Das Alles ist natürlich nur eine grobe Hilfestellung für den Einstieg. Wenn einen das Thema interessiert, gibt es inzwischen gute Bücher, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.

Und so hat man auch als Vegetarier immer ordentlich Fleisch im Haus....

Dienstag, 27. September 2011

Interessentenalarm

Wie das ja so ist, als Pflegestelle, kommen irgendwann die ersten Interessenten. Da es sich bei Galgos ja doch um was "Spezielleres"handelt, war ich etwas überrascht, wie schnell sich die ersten Interessenten meldeten.
Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass es Mitte der zweiten Woche war. Sie hatten ihn auf der Seite des Vereins entdeckt und sich dann über die Vermittlerin mit mir in Verbindung gesetzt.
Eine nette, junge Familie aus der Rastatt (nur ca. 20 km entfernt) mit Haus und Garten. Die Kinder schon über 10 Jahre alt, hörte sich alles supergenial an. Vor allem, als man mir dann noch mitteilte, dass die Schwiegereltern einen Galgomix im gleichen Alter hatten!

Perfekt. Also kamen Mr. und Mrs. X zum Beschnüffeln. Ich hatte sie schon vorgewarnt, dass Odin sich nicht anfassen lassen würde. Mr. X war hin und weg vom Nasenbärli. Mrs. X fragte mich, wie groß er mal werden würde.
Da ich leider auch noch nicht in der Lage bin in die Zukunft zu sehen, gab ich anhand der dicken Pfoten und seiner momentanen Größe eine Schätzung (die sich im Nachhinein als gar nich so verkehrt erwies *hüpf*) ab, die sich auf eine Schulterhöhe von uuuungefääähr 70 cm belief.
Tja, dann kam als Antwort: der is ja viel größer als der von den Schwiegereltern. Ich startete dann den vorsichtigen Versuch, dass sich der Rassestandard bei Rüden ja auch um die 65 bis knapp 70 cm bewege.
Joa, zwei Tage später kam die Absage - aber immerhin erhielt ich eine !

Numero Due war eine Frau aus der Nähe von Gießen, die sich auch über den Verein meldete. Sie hatte bereits ein Galgo-Rudel, wusste worauf sie sich einließ und war von Vorne bis Hinten auf Windhund eingestellt. Großartig ! Ich wurde leicht euphorisch. Bis sich rausstellte, dass sich die Gutste bei diversen Vereinen für Galgobabys interessierte und auch noch diverses - sagen wir mal - Unseriöses im Hintergrund abspielte.

Es wurde irgendwie immer dubioser... Die dritten Interessenten waren aus Ettlingen (Katzensprung von Karlsruhe entfernt) und meldeten sich über eine Kleinanzeige.
Auch dabei handelte es sich um ein junge Familie mit Kind (aus den Untiefen der Erinnerung erscheint die Zahl 7 oder 8 (Jahre alt)) . Der Vater hatte Kontakt aufgenommen. Hundeerfahrung nahe Null.
Die Mutter hatte eher Angst vor Hunden, da der Golden Retriever mit dem sie als Kind das Haus teilte, durch einen Gehirntumor unberechenbar aggressiv wurde.Windhunde hatten sie bestenfalls auf Fotos gesehen.
Naja, ich bin ja nich so. Und wer weiß...?

Nachdem an dem kommenden Wochenende in der Nähe auf einer Windhundrennbahn "Der Tag des Windhundes" stattfand, lud ich die Drei dorthin ein. So konnte man sich kennenlernen und die Familie sich mit dem Thema Windhund anfreunden.

Es stellte sich heraus, dass der Sohnemann am Liebsten einen bällchenspielenden Kumpel haben wollte, dem auch der Mann sehr zugetan gewesen wäre - wenn, ja, wenn da nich Frau Mama gewesen wäre, die die Windis einfach "schön" findet. Weiterhin sollte der Sohnemann (Alter siehe oben) mit dem Hund auch mal Gassigehen. Mal ganz abgesehen von Größe, Gewicht und Verhaltensproblemen auf Odins Seite, ist es in Deutschland schlichtweg verboten, Kinder unter 14 Jahre allein mit dem Hund auf Tour zu schicken. Damit waren sie als Odin´s Familie disqualifiziert.
Das musste nicht ausgesprochen werden, sie meldeten sich einfach nicht mehr.

So und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, kam Interessentenfamilie Nummer 4.
Die hatten Odin auf der Vereinsseite entdeckt. Ihr eigener Hund, ein Galgo-Mix, war 4 Tage bevor ich das erste Mal deren Namen hörte, auf Bahnschienen überfahren worden. Suum cuique, jeder trauert auf seine Art...
Ich schwörte die Dame am Telefon ausgiebigst darauf ein, dass Odin ein Angstproblem mit Fremden hat und er sich daher weder über deren Auftauchen freuen, noch sich anfassen lassen würde. Jaja, das wäre okay.
Ich fasste den Entschluss, wenn es diesmal auch nicht sein sollte, bleibt Hoshi-Hamster bei mir.

Wunderbar. Den Tag drauf fielen sie drei Mann hoch bei mir ein: Die Frau, mit der ich telefoniert hatte, der Lebensgefährte (arbeitslos, daher zu Hause) und die 16jährige Tochter der Dame (körperlich ungepflegt und mit einem - harmlos ausgedrückt - muffligen Gesichtsausdruck).
Sooo. Man pflanzte sich auf die Couch, ich machte fleissig Kaffee (Odin immer an meinem Rockzipfel) und verteilte die Tassen. Die anderen drei Hunde versuchten durch eine höfliche Freundlichkeit die Situation aufzulockern..."Uns könnt Ihr anfassen, haaalloooo, wir sind auch dahaaa"
Als man dann so auf der Couch saß, stellte sich heraus, dass es sich bei dem Lebensgefährten um einen Hundeflüsterer handelte. Leider hatte man das den Hunden so nicht mitgeteilt und daher interessierte es sie nicht sonderlich - und die hatten den Vorteil, dass sie das Gebabbel von dem Kerl nicht verstanden. Im Gegensatz zu mir.
Der Kerl plumpste mit Bauchplatschern von einem Erziehungs-Fettnäpfchen ins Nächste. 

Naja, auch das ist Ansichtssache. Die absolute Dreistigkeit kam dann relativ zum Schluss. Man unterhielt sich auf der Couch. Odin klemmte zwischen Lehne und mir in der Ecke und hatte seine Nase in mein Dekolleté vergraben.
Der Typ rückte immer näher und begann dann irgendwann Odin am Kopf zu streicheln. Am Liebsten hätte ich kräftig zugebissen. Mal abgesehen davon, dass Odins Angst nicht zu übersehen war, war UNSERE Individualdistanz aber sowas von deutlich unterschritten...!
Ich beförderte die Sippe relativ zügig zur Tür hinaus. Sie wollten sich melden. Haben sie nie getan, was ihnen eine Gardinenpredigt ohne Gleichen erspart hat.

Und ich stand nu da. Mit neuem Hund. Ich hatte ne Woche Bauchschmerzen mit der Entscheidung, aber sie war gefallen. Einen Tag nachdem ich das Formelle mit dem Verein geklärt hatte, meldete sich ein junger Mann. Mit Windhunderfahrung, selbstständiger Fotograf, angenehm im Gespräch. Ich sagte ihm, dass Odin bei mir bleibt. Er wollte ihn trotzdem sehen und kennenlernen. Also kam er auf nen Kaffee vorbei und wir unterhielten uns nett.
Eine Woche vorher und Odin wäre nicht bei mir geblieben, sondern zu dem netten jungen Mann gezogen.

Schicksal? Was auch immer...seitdem hab ich ne Menge gelacht und einiges an Nerven gelassen. Aber er ist schon was Besonderes. Eine Mischung aus Schlammschwein, Hamster, Innenarchitekt, Kackbratze, Dackel, Wasserratte und Mistsau (davon ganz besonders viel!).



So was kriegt man nicht an jeder Straßenecke !

Dann kennt Ihr jetzt die Historie und wir können endlich ins Alltagsgeschehen eintauchen...

Dienstag, 20. September 2011

Babyalarm

Die Atombombe Teil II

Das Hundebaby schnubbelte sich anschließend ins Bett, direkt neben meinen Kopf und steckte seine lange Nase zwischen meinen Nacken und meine Haare.
Während ich noch leicht besorgt drüber nachdachte, ob das Tierchen noch eine ausreichende Sauerstoffversorgung - so zwischen Nacken, Haaren und Kissen eingezwitschert - hat, fing es an leise aber bestimmt vor sich hin zu schnarchen.

Odini war eigentlich von Anfang an recht unkompliziert. Er kapierte schnell, wie das mit der Stubenreinheit funktioniert (dem "Welpenklo" hat er nur einen etwas irritierten Blick zugeworfen - toll, 40 Euro im wahrsten Sinne des Wortes fürn A***). Klar, Baby hat noch keine so große Blase und die explodiert natürlich zwischendrin auch mal. Puuh, bei kleinerem Gedöns waren das Pfützchen. Bei einem Hund dieser Größe sieht der Fußboden nach dem Malheur aus, wie die Mecklenburgsche Seenplatte.

Odin war bzw. ist selbst für einen Galgo sehr groß. Er hatte mit 5 Monaten die Schulterhöhe von Nomi (also in etwa 50 cm) und Pfoten, aus denen man ableiten konnte, dass das mal n ordentliches Hoshi wird.

Und ich trug das Tierchen brav und anständig mehrmals täglich die Treppen hoch und runter (er hatte da ungefähr 15 kg). Er war täglich bei der Arbeit dabei und leistete mir brav Gesellschaft.
Die einzige Macke, die er hatte bzw. mitbrachte: Odin findet fremde Menschen doof. Bzw. ist der festen Überzeugung, die wollen ihm was. Und zwar nix Gutes.

Als er ganz frisch da war, hatte er nich ganz so große Schwierigkeiten. Aber je länger er da war, desto dramatischer wurden seine Reaktionen. Von zur Seite springen, bis tiefes fast hysterisches Bellen.
Blöd nur, dass man ihm die Konfrontation mit fremden Menschen nicht ersparen kann. Nochmal blöder, dass er in einer derartigen Panik keine Leckerlis oder sonstige positiven Verstärker annahm, so dass eine anständige Gegenkonditionierung auch nicht funktionierte. Also bleibt als weitere Erziehungsalternative noch die Desensibilisierung.
War leider auch nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Sein Verhalten wurde bestenfalls nicht schlimmer.
Weiterhin stellte sich natürlich auch schnell die Frage, wie man den Hund am geschicktesten mit Geschirr sichert. Normale Geschirre - das stellte sich schon am Flughafen heraus - gingen erstmal gar nicht. Norweger-Geschirre ebenfalls auf gar keinen Fall. Also höchste Sicherheitsstufe: Webmaster-Harness. Dabei handelt es sich eigentlich um ein Trekking-Geschirr mit drei Stegen.

Das Teil kostet zwischen 60 und 70 Euro und Odin schrottete innerhalb kürzester Zeit drei von den Teilen, weil er es total lustig fand an den Schulterstegen zu nagen.
Milchzähne + ausreichend unbeobachtete Zeit = unbrauchbares Geschirr.

Und dann kamen auch noch die Interessenten. Und das während mein komplettes Umfeld unisono irgendwas von wegen "Der bleibt sowieso" vor sich hin babbelte...

Sonntag, 18. September 2011

Ein Hamster namens Odin

Die "Atombombe" Teil I

Die Vermittlerin bei Denia Dogs war ob des wieder freigewordenen Platzes nicht faul und schlug mir prompt einen neuen Pflegehund vor.

In Spanien war im November eine trächtige Galga (Galgo Espagnol = spanische Windhundrasse ähnlich des Greyhounds) eingetrudelt, die 7 Babys zur Welt brachte. Die waren nun Ende März 5 Monate alt und sollten Anfang April nach Deutschland auf ihre Pflege- und Endstellen einreisen. Blöd nur, dass noch nicht alle Welpen einen Platz hatten. Und so kam es, dass mir ein a) Welpe und b) Galgo vorgeschlagen wurde. Sowohl a) wie auch b) eigentlich absolute Ausschlusskriterien für mich. Dazu muss man sagen, dass erwachsene Windhunde als äußerst angenhem und unauffällig im Haus gelten. Die Betonung liegt auf erwachsen... Die Babys werden häufig als "atombombenähnlich" charakterisiert, die alles auseinandernehmen was nicht außerhalb ihrer Reichweite gelagert wird (was bei einer Schulterhöhe von um die 50 cm und Gekraxel, dass einer Bergziege Konkurrenz macht, sich nicht gerade einfach gestaltet) , gerne laut und ausgiebig jodeln, wenn ihnen was nich passt und es äußerst lustig finden, ihre Babyzähnchen einzusetzen.

Hey, nur her damit! Mir is eh grad langweilig. Ächz....

Aufgrund der Tatsache, dass sich meine Wohnung nu im 4.Stock befand, kaufte ich (stolz auf meine weitsichtige Intelligenz) ein Welpenklo und machte mich mit dem Gedanken vertraut, ein Galgobaby jeden Tag mindestens 4 Mal täglich die Treppen hoch und runter zuschleppen (Baby darf ja keine Treppen laufen, um die Gelenke zu schonen *pling*).
Ein Welpenklo ist ein flaches Plastikgestell, dass mit nachkaufbaren Einlagen bezogen wird. Weiterhin kauft man noch ein kleines Fläschen, dass den Hundebabys den Zweck dieser seltsamen Einrichtung vermitteln sollte, und träufelt ein paar Tropfen auf die Einlagen...
Zusätzlich noch ein Riesensack Welpenfutter, speziell auf großrassige Hundebabys zugeschnitten.

Wunderbar. Alles da, Hundi kann kommen.

Anfang April war es dann soweit und ich fuhr mit meinem Zippchen nach Frankfurt und den temporären Zuwachs abzuholen. Ich hatte zur Unterbringung extra eine Faltbox mit im Auto, in die ich das Hundekind stopfen konnte.

Das Baby reiste mit einigen seiner Geschwister nach Deutschland und war mit einem Brüderchen und einem Schwesterchen gemeinsam in einer Flugbox untergebracht. Wir (die Abholer und die Tierschützer vom Verein) entschlossen uns, ob der Geräuschkulisse, die die Welpen von sich gaben, die Tierchen erst am Auto aus den Boxen zu lassen und dann schnell umzuladen.
Während die Schwester fleissig kreischte und jodelte, waren die Rüden in der Box recht ruhig (wahrscheinlich hatten sie kurz nach dem Einladen in Spanien schon einen derartigen Tinnitus, den ihre Schwester verursacht hatte, dass sie vom Rest zumindest akustisch nicht mehr viel mitbekamen).
Auf dem Weg zum Auto konnte sich ein begeisterter Tourist nicht mehr zurückhalten und zwinkerte uns mit wissendem Blick zu "Whippets? Wie schön, hab auch einen."
Als Hundehalter hat man einfach immer nen Senf zum Zugeben...Einhellige Antwort, der so Angesprochenen: "Nää, Galgo-Babys." Was einen etwas verdutzten Gesichtsausdruck zur Folge hatte.

Am Auto angekommen, luden wir die Mäuse kurz und schmerzlos um. Nomi hatte im Auto gewartet und nun endlich einen Grund und ein Opfer, um ihr Organ vorzuführen. Odin wurde in die Box verfrachtet und wagte er es auch nur ein Fiepen von sich zu geben, wurde von Nomis Seite sofort und lauthals geantwortet. Was zur Folge hatte, dass er der Einzige der Geschwister war, der im Auto die Klappe hielt.

Dann gings nach Hause. Und er wurde reserviert aber nicht unfreundlich vom Rest des Rudels begrüsst...

Dienstag, 13. September 2011

Der Nächste bitte!

Leni

Auf den diversen Seiten  im Inet stolperte ich über einen größeren Verein, dem ich anbot Pflegestelle zu machen. Nachdem das Organisatorische geregelt war (genauer gesagt die Vorkontrolle bei mir, weil es keiner der diversen Bekannten geschafft hatte, eine zweizeilige Email an den interessierten Verein zu schicken), schickte mir eine Vermittlerin das Foto einer kleinen schockoladigfarbigen Hündin, die mit rießigen Augen in die Kamera guckte. Durch einen positiven Leishmaniose-Titers und schon fortgeschrittenen Alters (nein, ALT war sie noch nicht, ca. 7 oder 8 Jahre alt) waren ihre Vermittlungschancen vor Ort realtiv bescheiden. Und ich meldete mich an, das Mäuschen zu mir zu nehmen. Durch Lokis Leishmaniose hatte ich mich mit dem Thema eh schon auseinandergesetzt.

Die Süße kam im Winter (ich meine, es war Ende Februar) abends gegen 9 am Baden-Badener Flughafen an. Ein Blick in die Flugbox und mir war klar, dieses Tier hat eine ganz besondere Ausstrahlung.
Leider fiel mir auch gleich eine Trübung in einem ihrer Augen auf, die ich am nächsten Tag gleich beim Tierarzt abklären wollte.
Leni reiste mit einem wuscheligen Welpen in einer Box. Blöd, dass dieser wuschelige Welpe es nicht geschafft hatte, seinen Output erst wieder in "Freiheit" loszuwerden. Also war klar, was die kleine Maus (knapp 25 cm hoch und optisch irgendwas zwischen gedackeltem Mops) in der Wohnung zuerst kennenlernen würde...
Leni fand Schnee ziemlich besch...eiden. Da kann man nicht drauf laufen, Eis is doof hoch drei und bewegen mag man sich da erst recht nicht. So versuchte ich es anfänglich mit einfachem "Mitnehmen" und das Tierchen schlitterte mit vier in den Boden gestemmten Hammelbeinchen hinter mir her. Naja gut, is ja ein Kleines. Also hopp aufn Arm. Im Auto lag sie in meinen Schoß gepresst und genoss offensichtlich menschliche Zuneigung, Wärme und Streicheleinheiten. Die 3 Bekloppten zu Hause hatten mit ihr überhaupt keine Probleme und sie war ruckzuck integriert.
Die erste warme Dusche ihres Lebens fand sie toll. Aber es war wohl mehr die Wärme als das Wasser. Und nach Kokosmilch duftend kuschelte sie sich in ihr neues Körbchen.

Der Tierarzt sah sich das Auge am nächsten Morgen genau an und meinte, dass es sich dabei um eine alte Verletzung (vermutlich von einer Katze) handelte, die keiner weiteren Behandlung bedurfte.

Leni war von Anfang an sowas von unkompliziert. Sie blieb von Anfang an alleine, lief super an der Leine, war ultra verschmust (so weit, dass es mir zeitweise zu viel wurde) und hatte mit Mensch, Hund und anderem Getier überhaupt keine Differenzen.
Die Leishmaniose war mit Allopurinol im Griff und sicherheitshalber gabs noch Nierendiätfutter (als ob ichs schon geahnt hätte).

Das Einzige was sie nicht so schnell raus hatte, war die Geschichte mit der Stubenreinheit. Sie fand es einfach angenehmer auf großen, flauschigen Teppichen zu pinkeln, als im kalten Schnee draußen. Daher hatte sie recht schnell den Beinamen Pissnella.

Sie entwickelte sich prächtig und man hatte von Anfang an das Gefühl, dass sie es gewohnt war mit Menschen im Haus zu leben und von vorne bis hinten verwöhnt zu werden.

Durch einen glücklichen Zufall, erfuhr ich dass eine Freundin einen unkomplizierten Zweithund (der Ersthund war auch ein Spanier) suchte. Ich schlug ihr die Kleine vor und sie kam wenig später zum Kennenlernen vorbei.
Leni zog ihre Joker und kam, sah und siegte. Ihr neues Frauchen war perfekt für sie, eine sehr liebevolle Person, die sich auch mit den spanischen Mittelmeerkrankheiten schon auseinandergesetzt hatte und bereit war, diese neue Herausforderung anzunehmen.

Leni heißt heute Cookie. Gesundheitlich ist sie nicht mehr in Topform. Zu der Leishmaniose hat sich noch eine Autoimmunerkrankung gesellt und ihre Nieren sind weit davon entfernt, anständig zu funktionieren. Ich hoffe, dass Cookie ihrem Frauchen noch ganz ganz viel Zeit mit ihr schenkt. Sie ist so ein fröhliches und liebevolles Mäuschen....

Going with the Flow

Linus - die Fortsetzung

...schon auf dem kurzen Weg zum Auto und in Richtung Wohnung stellte sich heraus: Linus fand an der Leine laufen irgendwie doof.
Vor allem wenn sie durchhängt. Also tat er sein Möglichstes um diesen Zustand zu vermeiden. Kurz gesagt: er zog wie ein Ochse.

Nachdem wir die Hunde in der Grünanlage vor Ort "behutsam" aneinander geführt hatten, ging es dann in die Wohnung. Linus fand selbst nach dem Fressen keine Ruhe und wuselte wie ein Geisteskranker durch die Wohnung was meine Hunde und mich ziemlich jeck machte.
Irgendwann parkte ich ihn dann bestimmt in einem Körbchen und hieß ihn an, dort zu bleiben. Sehr beeindruckend festzustellen, dass man innerhalb von 15 Minuten gefühlte 1000 Mal von der Couch aufstehen konnte, um den Hund mit reiner Willensgewalt wieder auf den Platz zu nageln. Ha, ich kann konsequent sein (wenn ich will).
Mein Ex unterstellte mir kurz vor dem 699. Mal tierquälerische Absichten und beschloss, dass der "arme" Hund die Nacht bei ihm verbringt. So passierte es dann auch.

Um kurz nach 7.30 Uhr am nächsten Morgen erhielt ich eine MMS mit einer Nahaufnahme eines Kothaufens. Hä? Also angerufen und gemeint "Super, Kerle hat seinen ersten Haufen gelegt! Glückwunsch. Auch gut geschlafen?" "Ja, ne, da im Haufen sind so weiße Dinger." "Puh, ja, kann sein, dass er nochmal entwurmt werden muss." "Ich bring ihn Dir rüber."

Gut, dann war das soweit auch geklärt, der Hund war 2 Minuten später wieder bei mir und ich eilte zum Tierarzt, um mich mit Wurmtabletten für die ganze Bagage einzudecken.

Linus fand Menschen toll. Andere Hunde fand er auch toll. Er fand eigentlich alles toll. Aber Passanten finden es meistens nicht ganz so klasse, mit Zungenkuss auf dem Trottoir von fremden Hunden begrüßt zu werden. Und so war Linus für mich aufgrund seiner Ausmaße doch eine ganz neue Herausforderung.

Einmal stand er abends mit einem leicht abwesenden Gesichtsausdruck im Flur und glotze leer durch die Wohnzimmertür. Bis ich realisierte, dass er grade die Wand im Flur mit seinem Eau de Pisse tränkte.
DAS hatte noch keiner gebracht. Durch die schiere Höhe hatte ich aber noch Zeit mit Taschentüchern bewaffnet Richtung Flur zu stürzen bevor sich das Malheur in die Ritzen der Laminatzierleiste verteilen konnte.

Linus sah aus wie eine Mischung aus kleinem und großem Münsterländer und schenkte mir am zweiten Tag sein Herz auf einem Silbertablett. Seine Schnute passte perfekt in die Handflächen und war einfach nur warm, angenehm und weich. Mit dem treudoofen Blick gesegnet, war er durch und durch Herzensbrecher und einfach nur ein toller (aber dem Alter entsprechend - ca. 1,5 Jahre - sehr sehr sehr anstrengender) Hund.
Allerdings war er mit neuen Situationen schnell überfordert, was sich durch eine extreme Hibbeligkeit äußerte. Sobald man ihn in der Situation aber anfing zu steuern und an die Hand zu nehmen, war er in der Lage innerhalb von 5 Minuten in einen Tiefschlaf in Komanähe zu meinen Füßen zu fallen.

Es dauerte nicht lange und es meldete sich eine Frau aus der Nähe von Essen. Sie hatte schon mal einen kleinen Münsterländer gehabt, ihre Tochter war viel mit Pferden unterwegs, bei denen der Hund auch gerne mitlaufen sollte und sie arbeitete selbstständig als Psychologin mit eigener Praxis, so dass der Hund den ganzen Tag mit dabei wäre. Ansonsten natürlich Haus mit Garten in wunderschöner Lage. Geld für Versorgung etc. pp. natürlich auch mehr als vorhanden.
Aufgrund der Entfernung sollte Linus, wenn das "Kennenlern-Schnuppern" positiv verlaufen würde, gleich mit ausziehen.
Und so kam es, dass sich Mutter und Tochter an einem Samstag zwei Wochen nach Linus´ Einzug in ihr Auto setzten und nach Karlsruhe düsten. Ich wartete mit dem Kerlchen schon unten. Sie stiegen aus, sagten O-Ton "DER isses!" und da war eigentlich schon alles in Tüten. Kurzer Spaziergang auf der Grünfläche und sie packten meinen Dicken ins Auto.
Er hätte es nicht besser treffen können, ich freu mir bis heute ein Loch in den Bauch, dass dieser Hund ein so tolles Zuhause gefunden hat.

Linus heißt heute Sammy, die Bilder stammen von seiner neuen Familie :-)


Montag, 12. September 2011

...und wenns zu langweilig wird?

Ungefähr ein Jahr später, nachdem sich alles etwas beruhigt hatte und meine Finanzreserven wieder Puls hatten, dachte ich Irre doch tatsächlich wieder darüber nach Pflegestelle zu machen.

Pippa Lee, genannt Pips

Wie passend, dass sich in dem Forum, in dem ich zu der Zeit unterwegs war, eine Userin meldete, deren Verein dringend einen Pflegeplatz für ein Hundebaby suchte. Mutter und Bruder waren schon unter, so dass nur noch das kleine schwarze Zottelmäuschen einen Platz suchte.
Sie kam abends in Frankfurt am Flughafen an (den kannte ich ja schon) und saß mit ihrer Mutter und ihrem Bruder, die ihr beide nicht mal annähernd ähnlich sahen, in einer Flugbox. Während Mutter und Bruder verschüchtert durch die Gitter linsten, war sie schon ordentlich am Knurren als sie Nomi sah.
Och nöö und ich muss ausgerechnet das Tierchen mitnehmen...

Aber so schlimm wars gar nicht. Pippa Lee war ein ausgesprochen anhängliches Tier, dass sich wie Kaugummi an meine Fersen heftete, wenn es nicht gerade voller Inbrunst in die Wohnung pinkelte. Das tat sie dann auch gerne ohne mich. Mit fremden Menschen war sie eher vorsichtig und so war ich etwas skeptisch als sich eine Familie mit zwei Jungs im Alter von 4 und 7 Jahren meldete. Beim Vorstellungsbesuch relativierte sich das allerdings sehr schnell, weil Mutter und Vater mit ihren beiden Söhnen und dem Hundchen vorbildlich umgingen und den Söhnen auch erklärten, dass Pips anfangs einfach etwas schüchtern ist.

So zog Pippa nach zwei Wochen in den Schwarzwald (lustigerweise nur 2 Ortschaften von unserem jetzigen Wohnort entfernt) und treibt seitdem dort ihr Unwesen. Sie heißt immer noch Pippa, wie mir ihre neue Familie mitteilte. Es standen zur Auslosung Luna und Pippa als Name und als bei der Ziehung Luna herauskam, brach der jüngste Filius in Tränen aus. Also blieben sie bei dem Namen.
Bei mir bleibt sie als Madame Pippinella in Erinnerung. Ich habe in den zwei Wochen ca. 2 Sprühdosen Teppichschaum verbraucht und das morgendliche Aufspringen nach dem ersten Blinzeln, Hund untern Arm klemmen und nach unten rasen (immer 2 Stufen auf einmal), vermisste ich ehrlicherweise auch nicht wirklich.

Emma

Ein paar Wochen später ging es dann weiter. Konkret erzählte mir eine Freundin, die von der Schweiz aus ordentlichen spanischen Tierschutz betreibt, dass sie eine Podenco-Mama mit ihren Babys hat. Und die Babys alle schon in Pflegestellen oder Endstellen untergebracht waren. Aber die Mama blieb wie so häufig übrig. Das konnte ich so irgendwie nicht lassen.

Also kam ein paar Tage später in einem Transporter irgendwo im Breisgau ein Hundemädchen an, dass nach einigen Stunden mit ihren Blagen in einer Box zusammen, sich drei mal bekreuzigte und ihren Kindern keinen letzten Blick zuwarf.
Emma war bzw. ist das, was man sich unter einem perfekten hündischen Begleiter vorstellt. Tolle Größe, sehr angenehmer Charakter. Gut, etwas Jagdtrieb hatte sie unter ihrem kecken Pony: da kann sie ihre rauhaarigen Podencoverwandten nicht komplett verleugnen.
Nachdem sie unkastriert (konnte ja wegen ihren Babys nicht schon in Spanien kastriert werden) kam, stellte sich recht schnell heraus, dass sich bei ihr eine Gebährmuttervereiterung anbahnte und so wurde sie in der hiesigen Tierklinik noch kastriert.
Es dauerte keine zwei Wochen und Emmas zukünftiges Frauchen klopfte bei uns an der Tür. Eine noch recht junge Frau, die einfach nur sympathisch war und auch ansonsten alles mitbrachte, was für diesen Hund richtig und wichtig war.

Und so zog Emma nach 2 Wochen in ihre neue Familie in Karlsruhe. Emma entwickelte und entwickelt sich prächtig und hat sich zu einer souveränen (naja, irgendwie werden alle spanischen Mädels im Laufe der Zeit zu zippigen Damen *ächz*) Hundedame gemausert...Ihr Frauchen ist nach wie vor sehr glücklich mit ihr.

Mimi
Nachdem man ja nu wieder angefangen hatte, dauerte es nicht lange und ich entdeckte auf einer Seite (den Verein nenne ich absichtlich nicht) ein kleines rotes Podenco-Mädel, das keck und etwas dünn in die Kamera schielte.
Mimi kam eines Nachts am Münchner Flughafen an. Ziemlich spät. Genauer gesagt um 12 Uhr nachts. Sie latschte aus der Box und lief an der Leine als ob sie nie etwas anderes gemacht hätte. Ein wirklich klasse Hund, von Anfang an.
Nachdem noch eine andere Familie ihren Mastino-Pflegling (zur Erklärung: bei einem Mastino handelt es sich um eine spanische Herdenschutzhundrasse, die ungefähr die Größe und Statur eines 2monatigen Kalbes hat) mit diesem Flug abholte, standen wir dann zu dritt mit zwei Flugboxen (davon eine der Größe des Mastinos angepasst) mitten in der Nacht am Flughafen und sahen uns damit konfrontiert, dass die große Box nicht in die mitgeführten Fahrzeuge passte. Toll. Vom Verein war um diese Uhrzeit auch keiner zu erreichen.
Also latschten wir mit den beiden Hunden und der Riesenbox einmal quer über den Flughafen, um die Box bei der entsprechenden Station für "geringes" Entgelt zu parken. Ein Vereinsmitglied sollte sie dann am Folgetag dort auslösen.
Danach gings nach Hause. Mimi war genauso relaxt im Auto wie am Flughafen. Ich konnte mein Glück nicht fassen, hatte ich doch so ein entspanntes Tier a) nicht erwartet und b) noch nicht in meinem Besitz gehabt.
Sie war von Anfang an stubenrein, lief nach wie vor tiefenentspannt an der Leine und erwies sich auch sonst als nicht sonderlich problematisch. Gut, auch sie war eine fleissige Mäusejägerin. Aber wir haben es hier ja auch mit Beutegreifern zu tun.

Es meldete sich auch recht schnell ein Interessent, der allerdings erst ein paar Wochen später den Hund zu sich nehmen konnte. Sollte kein Problem sein. Zwischendrin stellte sich der Tierarzt, der Mimi in Spanien kastriert hatte, als Kurpfuscher heraus. Hatte der Depp nicht zum wiederholten Male, Nahtmaterial im Hund gelassen, was sich natürlich fleissig aus dem Tier herausarbeitete.
Die kontaktierten Damen des betreffenden Vereins stellten als Ferntherapie, die sie auch bezahlen würden, Cortison und Antibiotika in Aussicht. Also bezahlte ich die OP selbst und übergab den Hund an seine neuen Besitzer kurz vor Weihnachten.
Es stellte sich im Nachhinein bei den neuen Besitzern noch heraus, dass auch im Inneren des Hundes ordentlich Murks fabriziert wurde, was den Hund beinahe das Leben und die Besitzer ca. 1500 Euro kostete.
Mimi geht es jetzt sehr gut, sie ist pumperl gesund und hat auch schon ihr erstes Reh gejagt. Fleissig, Madämchen!

Linus

Nach Mimi kam Anfang Februar ein Überraschungspaket. Ich hatte im Dezember schon eine Vorkontrolle gemacht, bei Leuten, die sich für diesen Hund entschieden hatten. Und äußerst kurzfristig wieder absprangen...
Suuupi. So was hat man als Tierschützer besonders gerne und bringt viele Sympathiepunkte.
Wohin also mit dem Hundi? Gut, er hätte auch noch in Spanien bleiben können. Aber irgendwie fühlte ich mich verantwortlich und sagte meiner Freundin "nur her mit dem Kerle". Hatte er auf den Fotos auch so einen traurigen Hundeblick mit dem ganzen Elend der Welt in den Augen.

Und so holte ich Linus irgendwann gegen 10 Uhr (ja klar, wieder nachts) an einem Baden-Badener Rasthof ab. Das Tier, das da dem Transporter entsprang, hatte aber irgendwie so gar nix mit dem armen armen traurigen Hundchen auf dem Foto gemein. Es handelte sich um einen jungen (bestes Alter, ca. 1,5 Jahre in vollem Safte),großen, kräftigen Rüden, der schon da fragte "Was kostet die Welt?". Ich fragte mich bloß "Oh mein Gott, was hab ich mir da ins Haus geholt..." und sah meine drei zuhause hockenden Hunde vor meinem geistigen Auge, die alle drei mit gefletschten Zähnen "Du kommst hier nicht rein" kläfften. Absolutes Feindbild. Große Pfoten, kein Körpergefühl und sich auch noch über gefletschte Zähne freuen....

Naja, irgendwie musste auch das gehen.

Donnerstag, 1. September 2011

Wenn man eh schon 2 Hunde hat...

...dann fällt ein Dritter nicht weiter auf. Vor allem nicht so einer.

Part III das Phantom

Ich hatte die Pflegestelle von "Rufus" darum gebeten, mir noch 2 oder 3 Tage Ruhe zu lassen zwischen dem Auszug von Ruby und dem "Neuen". 
Tja, war nich, bitte schnell und sofort.
Also fuhr ich mit meinen zwei Irren zum Treffpunkt, wo ich den "Neuen" entgegennehmen sollte.

Man traf sich am Rande eines Kaffs in der Nähe von Ulm für die Übergabe. Lustigerweise fanden meine Beiden den schmächtigen, zarten Kerl sofort sympathisch. Das Kerlchen war von Anfang an zurückhaltend aber freundlich. So wies die Irren am Liebsten haben.

Körperlich war er allerdings in einem desolaten Zustand. Aber dazu später mehr. Er fuhr auf dem Beifahrersitz mit uns zurück nach Karlsruhe in sein neues Leben.
Was ziemlich lustig war, weil er die ganze Zeit press aus der Frontscheibe glotzte und alles so spannend fand, dass er ganz vergaß wie müde er war.
Zuhause angekommen fiel Loki dann in sein Körbchen und pennte.

Er war (oder sagen wir mal wäre) von Anfang an stubenrein (gewesen) und einfach nur ein perfekter Mitläufer.
Allerdings wurde er mir schon mit blutigem Durchfall übergeben.
Mit Ananas-Enzymen, die man mir freundlicherweise zur Behandlung mitgegeben hatte, war nach 2 Tagen Schluss.
Dem Hund ging es immer schlechter, mal abgesehen von der haarlosen und stark juckenden Stelle an seinem Kinn.

Also ab zum Doc. Nach ein paar Tagen war klar, dass es sich nicht einfach nur um Durchfall handelte. Der hörte nämlich trotz medikamentöser Behandlung nicht auf. Also erstmal ordentlich Blut von dem Tier abzapfen und alles abklären.
Er war zwar noch in Spanien auf die sogenannten Mittelmeerkrankheiten (Infektionskrankheiten, die hauptsächlich in den südlichen Ländern vorkommen und über Parasiten übertragen werden) getestet worden - und zwar negativ - aber das hieß erstmal gar nix.
Also auch nochmal die Mittelmeerkrankheiten mittesten, großes Blutbild, Urin- und Stuhlprobe, Bauchspeicheldrüse (der Kot sah verdächtig aus).
Achso, nicht zu vergessen das Hautgeschabsel an der Stelle am Kinn.

Diagnose: akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), Demodikose (Befall mit Demodexmilben am Kinn) und ein positiver Leishmaniose-Titer vervollkommnete das Bild des Jammers.

Die Demodex-Stelle wurde fort an (gottseiesgedankt: es war Sommer) einmal täglich auf dem Balkon mit einer widerlichst stinkenden Tinktur "betupft".
Die Pankreatitis wurde mit Spritzen, die anfangs alle 2 Tage und später einmal wöchentlich gegeben werden mussten, behandelt. Zusätzlich, je nachdem wie es ihm ging, waren noch Infusionen nötig, bei denen man 3 Stunden ausgiebigst Zeit hatte, die wahnsinnig spannende Inneneinrichtung der Tierklinik zu betrachten. Nach 2 Wochen konnte ich die Abstammung der Katzen ab der Falbkatze bis hin zu den einzelnen Rassekatzenlinien (Dank an Eukanuba) referieren. Das Poster hing genau gegenüber im Wartebereich.

Die Leishmaniose ließen wir erstmal in Ruhe, da der Titer nicht so hoch war und man nicht genau sagen konnte, ob er nur wegen seines bescheidenen Allgemeinzustandes (=miserables Immunsystem) verursacht war oder umgekehrt: sein schlechter Allgemeinzustand und seine Pankreatitis als Ursache die Leishmanien hatten.

Nach einem dreiviertel Jahr war er stabil und es ging ihm deutlich besser. Die Tage ohne Durchfall wanderten in den zweistelligen Bereich. Das Immunsystem wurde besser und besser. So gut sogar, dass er beim letzten Blutcheck vor 2 Jahren sogar negativ auf Leishmaniose getestet wurde.
Man muss dazu sagen, dass die Canine Leishmaniose als nicht heilbar gilt.

Heute ist er ein äußerst agiler, lustiger Kerl (nach 3 Jahren fing er auch endlich an zu spielen), der durch die Pflegehunde, die da noch kamen, immer selbstbewusster wurde. Bis auf ein nicht ganz so tolles Hautbild - aber da kann ja beim Menschen ein ganzer Industriezweig von leben -  merkt man bei ihm von seiner langen Rekonvaleszenz überhaupt nichts mehr.



Er ist von Anfang an voll ins Rudel integriert worden und heute sogar so selbstbewusst, dass er mit Nomi zusammen andere Hunde ordentlich verbellt.
Loki ist ein sehr spezieller Charakter, der Eigenheiten hat, wo man sich, wenn man fertig mit am Kopf kratzen ist, eigentlich nur noch vor Lachen beäumeln kann.

DEN muss man kennengelernt haben, Spitznamen sind u.a. "Prinz Valium" und "Mickey Maus".

Dienstag, 30. August 2011

Ruby...kleines Angsthäschen

Ein paar Monate später, die ich neben fleissig arbeiten an Nomi und ihren kleinen Verhaltensbaustellen und ordentlich Tierschutzarbeit verbrachte, stolperte ich bei einem befreundeten Verein über ein kleines Bündel Elend.

Eine kleine rauhaarige (optisch einfach nur zottelig) rote Hündin, die ein wenig Ähnlichkeit mit einem Dackel hatte, sah mit einem entsetzten Blick umgeben von Gittern und Betonboden in die Kamera.

Sie wurde einem Jäger geklaut und war zu dem Zeitpunkt auch noch trächtig. Die Tierschützer in Madrid kümmerten sich darum, dass die Welpen nicht dem gleichen Elend entgegenblicken mussten.

Aber die "Mama" war ja da...und sie traute den Zweibeinern nicht mehr über den Weg. Kein Wunder bei ihrer Geschichte.
So wollte ich mich ganz bewusst, dieses kleinen Hundemädchens und des Themas "Angsthund" annehmen.

Die Vermittlungschancen für so einen Hund sind gleich Null. Aber ich wollte diesem Tier seine Chance geben.

Also kam Ruby an einem Nachmittag am Stuttgarter Flughafen an. Allein sie aus der Flugbox zu holen, war schon sehr abenteuerlich, da nich wirklich klar war, ab welchem Zeitpunkt es nicht mehr bei einem Zurückweichen mit Fluchtversuch bleiben würde.

Es dauerte 4 Wochen - und das obwohl sie mit zur Arbeit kam, ich also quasi 24 h mit ihr zusammen war - bis sie mir ein Leckerli aus der Hand nahm.

Das Zusammenleben mit ihr glich einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Hoffnung und Freude über Verzweiflung, ja, bis hin zu Wut...

Morgens wenn man aufwachte und anfing zu blinzeln, hörte man ein lautes "klackklackklack". Das war ihre Rute, die anfing auf die Matratze zu schlagen. "Jipiieh, ein neuer Tag". Dann robbte sie sich langsam auf dem Bauch Richtung Gesicht und fing an, einem mit kleiner flinker Zunge das Gesicht zu waschen.

6 Monate vergingen, keiner interessierte sich für das süße Mäuschen. Gut, ihr extrem ausgeprägter Jagdtrieb machte das Ganze nicht leichter.
Ich ließ mich nicht stressen, so lange wie sie bleibt, bleibt sie. Fertig.

Im April fuhr ich einen Teil einer Fahrtkette für einen vermittelten Hund und traf am Ankunftspunkt des Transportes das erste Mal auf "Rufus". Ich kannte ihn von Vermittlungsfotos und war erstaunt, wie klein und zart der Hundebub war, der dort im Schnee herumstakste. Ich hatte ihn für mindestens doppelt so hoch gehalten...
Bevor sich mein Hirn weiter in Fantasien verlor, klinkte der Verstand wieder ein und der sagte ziemlich laut und deutlich: der Hund geht in eine Pflegefamilie, die sich schon auf ihn freut. Und Du hast Ruby auch noch nicht vermittelt.

So fuhr ich leichten Gewissens nach Hause, lieferte den Hund, für den ich die Fahrtkette übernommen hatte, bei seinen Adoptanten ab und kehrte zu meiner Bande zurück.

Ein paar Tage später, nahm ich mit einer Tierschützerin eines anderen Vereins Kontakt auf, da sie bei sich in der Umgebung eine Vorkontrolle übernehmen sollte. Zufällig stellte sich heraus, dass sie Rufus zu sich geholt hatte (mit ein paar anderen Hunden dieses Transportes) und sie schnellstmöglich die Hunde weiterbringen musste, da sie sich verletzt hatte und so nicht Gassi gehen konnte.
Die Hunde waren bei ihren Eltern einquartiert, die nach 2 Wochen wieder arbeiten mussten und die Hunde nun Gefahr liefen über 8 h allein im Keller zu sitzen.

So. Meine ersten Gedanken zu dieser Frau will ich nicht weiter ausbreiten. Und ich befand mich in einer Zwickmühle. Mit einer guten Freundin, die mittags mit meinen Hunden Gassi ging, sprach ich über meine Schwierigkeiten und da kam sie *plopp*, die Lösung.

Meine Freundin meinte nämlich "Ich will Ruby. In meinem Rudel, in meiner Familie, in meinem Leben." Das war für Ruby wie ein 6er im Lotto. Sie kannte meine Freundin seit dem Tag ihrer Anreise, hatte Vertrauen und kannte auch die andere vorhandene Hündin.

Und "Loki" konnte kommen.

Bevor ich allerdings von Loki erzähle, will ich Rubys Geschichte fertig erzählen.
Sie hatte zwei Monate ihre eigene Familie. Genau das, was sich jeder Hund wünscht und jeder Hund verdient hat. Sie wurde geliebt, mit ihren Macken und für ihre Macken.
2 Monate später wand sie sich durch einen unglücklichen Zufall beim Spazierengehen aus ihrem Geschirr. Nachdem mehrere Spaziergänger sie versuchten einzufangen (was in so einem Fall IMMER kontraproduktiv ist!!!), entschied sie sich, schon mal heimzulaufen und vor Ort auf ihre Familie zu warten.
Der Weg führte über eine 4spurige Schnellstraße. Wir hatten noch die Chance uns in der Tierklinik von ihr zu verabschieden.

Run Free, mein Schatz....

Montag, 29. August 2011

Der Weg in den Wahnsinn...oder wie man zur Pflegestelle wird

Bandido

Nachdem ich mich nun also in einem Verein engagierte, um dem Elend nicht untätig gegenüberzustehen, kam ich nun mit allerhand Hunden in Kontakt.
Dies beschränkte sich im Allgemeinen auf Fotos, Beschreibungen und den Kontakten mit möglichen Interessenten.

Irgendwann stellte eine der Kontaktpersonen im andalusischen Hinterland das Foto ihres neuesten Findlings ein. Es handelte sich um einen Podenco Ibicenco Rüden im zarten Alter von ca. 10 Wochen. Sie hatte ihn Zigeunern abgenommen, die ihn an einer Kette an ihrem Wohnwagen festgebunden hatten. Das Tierchen wog knappe 2,5 kg, was für einen Hund dieser Größe natürlich viel zu wenig war und so fackelte sie nicht lange und nahm ihn mit.

Die Gemeinschaft der TierschützerINNEN des Vereins suhlte sich von nun an in einem Oxitocin-Bad (Oxitocin=umgangssprachlich "Mutter-Hormon"). "Oooohaaaahhhwiesüüüüüüüß"

Er wurde Bandido getauft und wuchs und gedieh von nun an, was uns mit diversen Fotos auch regelmäßig bewiesen wurde.
Irgendwann war das "Kerlchen" 1,5 Jahre alt und knappe 65 cm groß.
Und es fand alles Kleingetier, was in so in Feld und Flur vor sich hin vegetetierte, mehr als spannend.
So zog er vom Haus der Tierschützerin in die nebenan stehenden Zwingeranlagen, weil er jedes Mal, sobald die Tür aufging erstmal 3 Std. verschwunden war.
Zwinger fand Bandido einfach nur kacke. Unglaublich öde, nix los und die Katzen vorm Gitter zeigen einem den Stinkefinger.

Also fing er an, seine musikalische Seite zu entdecken und jodelte sein Elend der Welt entgegen. Gleichzeitig um die körperliche Ertüchtigung nicht zu vernachlässigen, begann er aus dem Zwinger zu kraxeln...

In DE derweil interessierte sich niemand für diesen ausgesprochen hübschen Hund, so dass er die Chance auf ein eigenes Zuhause hätte.

Elena war irgendwann verzweifelt. Sie wusste nicht mehr weiter mit dem Kerl und war ernsthaft am Überlegen den Kerl einschläfern zu lassen.

Tja, und da kam dann mein Oxitocin zum Einsatz. Gesunder Menschenverstand ade.

In einer Einzimmerwohnung mit zwei eigenen Hunden, gottseiesgedankt zu mindest zu dem Zeitpunkt nicht voll berufstätig, mitten in der Stadt. Naja, was solls. Irgendwie muss. Und nachdem sich die anderen, bei denen es vielleicht einen Deut einfacher gewesen wäre, sich mit Floskeln aus der Affäre zogen, kam Bandido dann irgendwann spät nachts mit dem Flieger aus Spanien nach München.
Wo er von mir schon mit flauem Magen erwartet wurde.

Die Fahrt über schlief er gemütlich im Kofferraum. Vor Ort konnte er mit dem Begriff "Gassigehen" erstmal überhaupt nichts anfangen und ließ sich im Dunkeln nachts um halb 3 Uhr morgens über die Wiese führen.
Er machte nichts. Weder "groß" noch "klein".

Dafür aber dann am nächsten Mittag. Ins Hundekörbchen. Kaum das wir wieder vom Spazierengehen zu Hause waren. Mindestens einen Liter.

Bandido war ein lieber, lustiger Kerl. Außer man wollte etwas von ihm, was er nicht wollte. Zum Beispiel Autofahren. Oder dass er nicht jedesmal, wenn die Haustür aufgeht, das Treppenhaus bis zum Keller inspiziert. Da konnte er ungemütlich bis garstig werden.
Nach 6 Wochen hatte ich endlich die passende Familie für ihn gefunden. Sie sind tatsächlich bis heute mit dem Kerlchen glücklich.
Auch wenn er bis heute Autofahren doof findet und seine Menschen daher sehr häufig und teils auch größere Strecken zu Fuß zurücklegen.

Danach war erstmal wieder Ruhe eingekehrt. Bis das Schicksal erneut zuschlug.

Sonntag, 28. August 2011

Historie "Das Schnecki"

Part III Die Zippe


Nachdem ich über besagte "Foren-Community" über das Elend spanischer Hunde stolperte, wurde das Projekt 2. Hund konkret.


Einige Inserate auf den Internet-Seiten von diversen Tierschutzorganisationen später, stand das Hundemädchen, das aus Spanien kommen sollte, fest.
"Astra" hieß das Mäuschen, war rappeldürr und musste noch kastriert, gechipt und geimpft werden. Im August 2005, war es dann soweit.


Die 6 Wochen zwischen "Aussuchen" und "Anreise" verbrachte ich mit einer akuten Scheinschwangerschaft irgendwo zwischen Freude, Irrsinn und Verzweiflung.


War es die richtige Entscheidung? Wird mein Hund den neuen Hund zerfleischen? Zerfleischt der neue Hund, den "Alten"? Komm ich mit dem Neuen zurecht? Achso ja, und es ist ja ein PODENCO (in Fachkreisen wird diese Rassebezeichnung zeitweise als eine Art Beschimpfung für besonders selbstständige Hunde verwendet, deren Besitzer sich gerne Klappstühle mit ins Feld zum Spazierengehen nehmen - damit sie eine bequeme Sitzgelegenheit haben, bis sich ihr Hund nach 3 Stunden Jagdausflug im strömenden Regen wieder sehen lässt).
Kann ich dieses Tier jemals ohne Leine laufen lassen oder bin ich ab sofort stolzer Besitzer zweier Schleppleinenträger?


Irgendwann war die Zeit rum und ich düste mit einer Bekannten Richtung Frankfurter Flughafen...
Dort angekommen stellte ich fest, dass es sich nicht um einen Flughafen, sondern um eine Kleinstadt mit eigener Infrastruktur handelte. Etwas desorientiert eierte ich also - im Schlepptau die Bekannte - durch die Terminals und Ladenzeilen. Immer auf der Suche nach der Flugpatin, die mir meinen Hund übergeben sollte.


Nach diversen Telefonaten, machte mich die Bekannte darauf aufmerksam, dass ca. 10 m entfernt, eine Frau genauso hysterisch mit einem Handy hantierte wie ich. Ob sie das nicht sein könne...? Nö, die hat keine Hundebox dabei. Aber fragen kostet nichts. Und tatsächlich: Genau DIE war es!


Ein Blick in die eine Etage weiter unten geparkte Hundebox, zeigte ein zu einer winzigen Kugel zusammengeklumptes Hundemädchen, das etwas verschüchtert in die neue Welt blickte.
Mit Endorphinen bis unters Kinn, verfrachteten wir Box mit Hund Richtung Auto.
Nicht ohne einer Gruppe Rentner noch eine Anekdote für die Daheimgebliebenen zu liefern. Fingen die nicht an, ihre Finger durch die Lüftungsgitter der Box zu stecken! Zu MEINEM Hund, den ich bis dato selber noch nicht einmal angefasst hatte!


Auf meinen Hinweis, dass ich den Hund selber noch nicht kenne und das Tier durchaus im Besitz eines vollständigen Scherengebisses sei, folgte lautes Gelächter.
"Der hat bestimmt den Nachtwächter gefressen" Die Gruppe war am Grölen. Das aber plötzlich verstummte, als ich in einem Nebensatz fallen ließ, dass das Tier noch nicht versichert sei.


Am Auto angekommen, öffnete ich die Box und Nomi trat in mein Leben.

Relativ schnell stellte sich heraus, dass sie eine begnadete Sopranistin ist und ihre Stimme (die eine Tonlage hat, grad wenns hysterisch wird, die einem wie eine Kreissäge an den Nerven sägt) gerne laut, leise, singend, kreischend, heulend, nölend, grunzend oder einfach nur um überhaupt etwas zu sagen, einsetzt.


Anfangs noch etwas zurückhaltend, schloss Nemo die Neue gleich in sein Herz. Die Zwei spielten und tobten - am Liebsten an der Leine, das verheddert so schön - das einem das Herz auf ging. Während Nomis Unsicherheit fremden Männern gegenüber schnell nachließ, behielt sie ihren Affentanz mit Theater fremden Hunden gegenüber bis zum heutigen Tage bei.


Etliche Trainerstunden, Eigenversuche, viel Gebrülle und noch mehr Leckerlis später, hab ich mich mit ihrer "Macke" abgefunden.
Und Situationen, in denen ich am Liebsten im Erdboden verschwunden wäre, gibt es kaum noch. Weil ich ein Meideverhalten entwickelt habe - wenn's irgendwo pfeift, klimpert oder bellt, such ich schnellstmöglich das Weite.
Falls das nicht geht, weil der Pudel vor mir aus dem Boden gewachsen ist und ich gerade nicht die Straßenseite wechseln kann, weil der Feierabendverkehr mit Tempo 80 vorbeirauscht, heißts Augen zu und durch.
Meistens wird der Hund recht schnell aus unserer Reich- und Sichtweite entfernt, weil "die Bestie" das kleine Püppi kalt machen will.
Will sie nicht, hat sie auch noch nicht - aber sollen's die Leute nur glauben...




Durch Nomi kam ich, wie oben angedeutet, zum Tierschutz in Spanien und wurde in der Folge recht aktiv. Als Vermittler, als Vorkontrolle, als Fahrtkette...kurzum Mädchen für alles.

Und so kommen wir zum zum nächsten Teil...

Samstag, 27. August 2011

Die Historie

Wie kommt man also zu 4 Hunden?

Eigentlich fing alles ganz harmlos an. Schon als Kind fand ich die Vorstellung einen vierbeinigen Begleiter zu haben sehr verlockend. In einer Münchner Vierzimmerwohnung großgeworden, fanden meine Eltern die Idee allerdings gelinde gesagt "abwegig".
Ein Hund gehört nicht in die Stadt und schon gar nicht in eine Wohnung.Punkt.

Ein Jahrzehnt später in einer Zweizimmerwohnung in Karlsruhe in einer recht unglücklichen Zweibeinerpartnerschaft, keimte der Wunsch nach dem Partner, der mit mir durch Dick und Dünn geht, komme was wolle, von Neuem.

Part I Das Baby:

Ein kleiner Hund sollte es sein, aber kein Fifi...ein gewitzter Kerl, der auch einen eigenen Willen hat.
So kam mir der Jack Russel Terrier in den Sinn. Welpe macht Sinn. Weil einem ja von allen Seiten zugetragen wird, ein "alter" Hund lernt nix mehr.
Kinderverträglich sollte das Kleine auch sein, weil Sohnemann von damaligem Zweibeinerpartner ja auch ab und an mit in der Zweizimmerwohnung rumturnte.

Also fing ich an Inserate zu studieren. Irgendwann stolperte ich über eine Anzeige, in der (ohne Foto) in zwei Zeilen ein 3 Monate altes Rüssel-Baby feilgeboten wurde.
Ein paar Tage später machte ich mich mit einer Freundin zusammen auf den Weg, den Rüssler persönlich live und in Farbe kennenzulernen.
Die Tür ging auf, Rüssler rüsselte und ich war verliebt. Das kleine Teil lag während dem Kaffee-Trinken zwischen meinen Beinen und pennte tiefenentspannt.

Er war zwar weder geimpft noch gechipt, aber hey, wofür braucht man das runde Ding zwischen den Schultern - auch Kopf genannt - eigentlich. Hatte es eh im Auto vergessen.
Ne ordentliche Summe Geld wechselte eine Woche später den Besitzer und ich hatte ein 4 Monate altes Jack Russel Baby auf dem Schoß.

Es war Winter und Nemo fand kaltes Wetter einfach nur beknackt. Er setzte sich mitten auf den Gehweg und bewegte sich keinen Meter mehr. Soviel wusste ich schon, mit Zwang und lauten Worten auf ein Hundebaby einwirken ist böse. Ganz ganz böse. Also saß er am Ende der 5 Meter Flexi-Leine und ich stand am anderen Ende und lockte mit Leckerlis, lieben Worten und Streicheleinheiten.
Nix. Irgendwann fing das kleine Teilchen an zu zittern. War ja kalt. Ich überlegte einen klitzekleinen Augenblick, ob nicht ein Mäntelchen....? Nee. Absolut uncool. Und wenn sich Hundi erstmal bewegt ist ihm ja auch nicht mehr kalt.
Und während ich noch überlegte - auch ob der Stubenreinheit, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ansatzweise vorhanden war -  wie schnell so ein kleines Hundejüngelchen wohl eine Blasenentzündung bekommen kann, fasste ich einen Entschluss, der den kompletten Erziehungsweg auch in Zukunft deutlich beeinflussen würde:

Hundi kommt mit. Fertig. Hat eh Geschirr an (was er übrigens bis heute regelrecht verabscheut), gibt also keine Luftröhrenstauchung mit Spätfolgen für die Schilddrüse. Also lernte er, dass wenn man seine Beinchen nicht bewegt, wenn die Ische am anderen Ende der Leine vorwärtsgeht, man unsanft über den Boden schleift. Knallharte Logik: Beinchen bewegen.
Und siehe da, es ist nicht mehr kalt, man lernt neue Kumpels kennen und die Ische führt Freudentänze auf. Alles gut.

Auch für mich gab es viel Neues. Während ich pflichtbewusst mit Hundekotbeuteln die Mini-Köttel meines Minihundes einsammelte, tat das der Rest der hundebesitzenden Menschheit definitv nicht.
Evidenzen dafür fanden sich fest eingetreten in meinen Profilsohlen. Leider waren das auch keine Mini-Köttel, sondern mindestens Deutsche-Schäferhund-mit-ordentlich-Durchfall-Minen. Die sich dann beim leichten Abgleiten im winterlichen Schneematsch morgens um 6 bis hin auf den Jeans-Saum verteilten.
Besonders großartig: man merkt es erst, nachdem man (die Schuhe hat man ja vor der Haustür stehen gelassen) einmal quer durch die mit Teppich ausgelegte Wohnung gelatscht ist.

Mit einem Hund lernt man in relativ kurzer Zeit sehr viele Menschen kennen. Solche und solche. Aber solche haben IMMER Tips und Ratschläge mit denen sie einem frischgebackenen Hundebesitzer (manchmal auch schon langjährigen) die Hundewelt und vor allem den eigenen Hund erklären.
Irgendjemand meinte, für die Sozialisierung des "Babys" sei es besonders wichtig eine sogenannte Welpenspielgruppe zu besuchen. Dort lerne er den Umgang mit Seinesgleichen.

Also meldete ich Nemo bei einer Hundeschule in der Welpenspielgruppe an. Wollte ich doch alles richtig machen und wusste irgendwie noch nicht richtig wie. Und Hundeschule ist doch immer gut.

Nemo fand das richtig klasse. Jede Menge Spielkameraden - vom Neufundländer über Beagle und diversen Fusshupenmixen war da so ziemlich alles dabei.
Ich hatte auch Spaß, vor allem an dem Tag, an dem der 9 Monate alte Schäferhund der Trainerin freudig grüßend an mir hochsprang und seine Pfoten auf meinen Schultern plazierte. Wäre es ein sonniger, trockener Nachmittag gewesen, hätte ich wohl schmunzelnd das Tier von mir geschoben und den Sabber aus dem Gesicht gewischt. War es aber nicht. Es war ein schlammiger Februarnachmittag, an dem es sowohl geregnet wie auch geschneit hatte. Und das Hundespiel"zimmer" ist weder mit Teppichboden noch mit PVC ausgelegt.
Es handelt sich schlicht und ergreifend um eine Wiese. Naja, irgendwann mal. An dem Tag war es eine einzige Matschpfütze. Und so sah ich danach auch aus.

Bei Welpenspielgruppen ist es durchaus üblich, die vorhandenen Geschicke und Interessen seines Hundes zu entdecken, um den Hund dann später nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern. Daher werden einige seltsam anmutende (da waren Nemo und ich uns völlig einig) Übungen durchgeführt.
Wahrscheinlich dienen sie nur dem Entertainment der Zuschauer, deren Hunde dem Welpenalter schon entwachsen sind und die daher (immer einen guten Ratschlag auf den Lippen) um den Zaun plaziert, Schwätzchen halten.
Eine dieser Übungen bestand darin, sich unauffällig aus dem Welpengatter zu entfernen, während die Hunde spielten, und sich dann außer Sicht, hinzuhocken. Die Trainerin beobachtete derweil die Welpen, um herauszufinden welcher Welpe nach seiner Bezugsperson sucht und welcher nicht. So könne man etwas über die Bindung sagen.
Na toll, sowas hat meinem Hund aber keiner gesagt. Während die anderen Würstchen alle heulend nach "Mama" suchen, sagt meiner "Hä, was is denn mit Euch los? Kommt Party machen, yeah!"

Tja, ist halt ein Terrier. An peinliche Situationen in denen man von seinen Mitmenschen mitleidig beäugt wird, hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt eh schon gewöhnt.

Und irgendwie kam er dann auch schon in die Pubertät.


Part II Der Prolet:

Punkt 6. Monat gings los. Kerl hat Eier. Und die sind auch einsatzbereit. Zwischen den Ohren befindet sich nur noch Vakuum. Alles was bis dahin mühsam erarbeitet in den Kopf des Hundes getrichtert wurde, ist auf einmal weg. Im Nirwana. Verzweiflung macht sich auf meiner Seite breit.

Nachdem ich schon seit dem Einzug des Hundis, Mitglied in einer "Forum-Communitiy" rund um den Hund bin, bin ich mit Ratschlägen mehr als versorgt. Das Zauberwort von nun an heißt: Schleppleine.

Nemo findet seine Artgenossen klasse. Zum Spielen, zum Verprügeln, zum *hüstel* sagen wir mal zum Bespringen. Sobald er einen Hund in 10 km Entfernung sieht, interessiert ihn mein verzweifeltes Kreischen in der immer größer werdenden Entfernung nicht mehr. Er muss hin. Und am Liebsten würde er diesen Artgenossen auch mit nach Hause begleiten.
Während ich meinen Hund peinlich berührt und dankbar, dass der andere Hundehalter nicht einfach ignorant mit einem zweiten Hund (MEINEM Hund) nach Hause marschiert, meinen Hund abpflücke, wächst langsam eine Idee in meinem kranken Hirn.

Ein zweiter Hund muss her...Die können dann schön zusammen spielen, man muss nicht mehr auf die Gassigehzeiten anderer Hundehalter Rücksicht nehmen. Man hat sozusagen einen Entertainer für den Entertainer.

Soweit der Plan.






Der Blick hinter die Kulissen

Wenn man mit 4 Hunden die öffentlichen Straßen, Wege oder Parkanlagen betritt, gerät man ganz automatisch in den Fokus der dort wohnenden, flanierenden und vorbeifahrenden Mitbürger.

Während die meisten brav die Klappe halten und sich ihren Teil denken ("oh mein Gott, ein MESSIE ! Da hab ich doch erst letztens im Fernsehen einen Beitrag drüber gesehen !!!"), kann ein anderer Teil den netten Kommentar im Oberstübchen nicht für sich behalten und posaunt - während sich meine Hündin im Gras erleichtert - "Aber schön wegmachen, die Sauerei !!!" woraufhin ich mir denke, wie ich neben Kacktüten, Leckerlis und Hundepfeife, zukünftig auch noch Urinfläschchen mitnehmen soll...Mal abgesehen davon, müsste ich das ja dann während sie pinkelt, drunter halten....?? Ja, wie...?

Bevor ich mir das Prozedere noch weiter in sämtlichen Farben ausmale, brülle ich dem "Anwohner" (der stand im 3. Stock des gegenüberliegenden Hauses und telefonierte nebenher) ein "DIE pinkelt nur, das is ne HÜNDIN!" entgegen.

Der 3. Teil zeigt ernsthaftes Interesse und stellt Fragen, wie z.B. "Sind Sie Hundegassigänger?" oder "Sind DAS ALLES Ihre?" (mit einem extrem ungläubigen Unterton).

Dem will ich nun Rechnung tragen und das Rätsel lüften wie man ruckzuck von einem Ottonormalverbraucher zu einem Assi wird -> wie kommt man (bzw. frau)  zu vier Hunden?

Freitag, 26. August 2011

Aller Anfang braucht ... müde Hunde !

So, nun denn...

Der erste Eintrag. Spannend. Draußen stürmts und die Meute liegt seelig pennend verteilt im Umkreis.
Nachdem eine Hälfte vorher noch bei "Oma" je 1,5 hartgekochte Eier (nein, die waren nicht eh schon übrig, die wurden EXTRA für den vierbeinigen Besuch gekocht) verschnabuliert hat um danach bei den Zweibeinern am Tisch nach ner netten Beilage zu "fragen". Die andere Hälfte blieb zu Hause, schwitzte und langweilte sich ein wenig.

Also endlich mal Zeit das Projekt "Beklopptenkarussell" anzupacken.

Das Beklopptenkarussell besteht aus 4 Hunden unterschiedlichster Farben, Größen, Alterskategorien und Geschlechter - achso ja: und Rassen.
Für die Wartung, Pflege und Bespaßung des Karussells sind 2 Zweibeiner je einmal weiblich und einmal männlich zuständig, die sich seit Mai einen Haushalt teilen.

Figur 1 im Karussel: Nemo

Nemo ist ein 7jähriger Parson Russel Terrier, schwarzweiß und wie es sich gehört mit ordentlich Grips zwischen den beiden Ferkelohren.
Mit 5 kastriert worden, hat ihm das leider jemand vergessen zu sagen. Seitdem hat er aber ein neues Hobby: Fressen. Alles.

Figur 2 im Karussell: Nomi

Aus der spanischen Tötung über den Frankfurter Flughafen direkt auf die Couch. Alter schwierig zu sagen, irgendwas um die 7. Ihres Zeichens rote Pommestütenlanghaarzippenpodenca. Im Rudel absolute "Queen of f*** everything". Hobbies: wenn sich etwas bewegt, kann man es jagen. Oder ausgraben.

Figur 3 im Karussell: Loki

Auch aus der spanischen Tötung, aufgrund seines damaligen desolaten Zustandes, in einer deutschen Tierklinik inzwischen vergoldet. Ebenfalls Pommestütenkurzhaarphantompodenco in schwarzweiß und ungefähr 5 Lenze. Spitzname "Prinz Valium".
Jagt nichts, was nicht mindestens 6 Beine hat - wenns fliegen kann, umso besser!

Figur 4 im Karussell: Odin

Und der dritte Spanier...ein nicht erwachsenwollenwerdender Chaot (noch nicht ganz zwei Jahre alt) im Körper eines rotweißen, windschnittigen Galgos verpackt. Begnadeter Innenarchitekt, der sich gerne in dreckigen Pfützen an Feldwegen wälzt. Eleganz und Grazie sind für ihn Fremdwörter und Leckerlis lutscht er am Liebsten anstatt sie schnell und gierig einzuatmen, wie das jeder normale Hund tun würde...

Dann sind die Hauptbeteiligten unseres Alltags ja schon mal in der Kurzfassung vorgestellt.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und vielleicht entdeckt sich der Ein oder Andere in unseren Alltagsgeschichten...Ach ja, und es wäre großartigst, wenn Ihr das dann auch kommuniziert.
Dann fühl ich mich nicht mehr ganz so alleine in meinem Irrenhaus ;)