Samstag, 27. August 2011

Die Historie

Wie kommt man also zu 4 Hunden?

Eigentlich fing alles ganz harmlos an. Schon als Kind fand ich die Vorstellung einen vierbeinigen Begleiter zu haben sehr verlockend. In einer Münchner Vierzimmerwohnung großgeworden, fanden meine Eltern die Idee allerdings gelinde gesagt "abwegig".
Ein Hund gehört nicht in die Stadt und schon gar nicht in eine Wohnung.Punkt.

Ein Jahrzehnt später in einer Zweizimmerwohnung in Karlsruhe in einer recht unglücklichen Zweibeinerpartnerschaft, keimte der Wunsch nach dem Partner, der mit mir durch Dick und Dünn geht, komme was wolle, von Neuem.

Part I Das Baby:

Ein kleiner Hund sollte es sein, aber kein Fifi...ein gewitzter Kerl, der auch einen eigenen Willen hat.
So kam mir der Jack Russel Terrier in den Sinn. Welpe macht Sinn. Weil einem ja von allen Seiten zugetragen wird, ein "alter" Hund lernt nix mehr.
Kinderverträglich sollte das Kleine auch sein, weil Sohnemann von damaligem Zweibeinerpartner ja auch ab und an mit in der Zweizimmerwohnung rumturnte.

Also fing ich an Inserate zu studieren. Irgendwann stolperte ich über eine Anzeige, in der (ohne Foto) in zwei Zeilen ein 3 Monate altes Rüssel-Baby feilgeboten wurde.
Ein paar Tage später machte ich mich mit einer Freundin zusammen auf den Weg, den Rüssler persönlich live und in Farbe kennenzulernen.
Die Tür ging auf, Rüssler rüsselte und ich war verliebt. Das kleine Teil lag während dem Kaffee-Trinken zwischen meinen Beinen und pennte tiefenentspannt.

Er war zwar weder geimpft noch gechipt, aber hey, wofür braucht man das runde Ding zwischen den Schultern - auch Kopf genannt - eigentlich. Hatte es eh im Auto vergessen.
Ne ordentliche Summe Geld wechselte eine Woche später den Besitzer und ich hatte ein 4 Monate altes Jack Russel Baby auf dem Schoß.

Es war Winter und Nemo fand kaltes Wetter einfach nur beknackt. Er setzte sich mitten auf den Gehweg und bewegte sich keinen Meter mehr. Soviel wusste ich schon, mit Zwang und lauten Worten auf ein Hundebaby einwirken ist böse. Ganz ganz böse. Also saß er am Ende der 5 Meter Flexi-Leine und ich stand am anderen Ende und lockte mit Leckerlis, lieben Worten und Streicheleinheiten.
Nix. Irgendwann fing das kleine Teilchen an zu zittern. War ja kalt. Ich überlegte einen klitzekleinen Augenblick, ob nicht ein Mäntelchen....? Nee. Absolut uncool. Und wenn sich Hundi erstmal bewegt ist ihm ja auch nicht mehr kalt.
Und während ich noch überlegte - auch ob der Stubenreinheit, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ansatzweise vorhanden war -  wie schnell so ein kleines Hundejüngelchen wohl eine Blasenentzündung bekommen kann, fasste ich einen Entschluss, der den kompletten Erziehungsweg auch in Zukunft deutlich beeinflussen würde:

Hundi kommt mit. Fertig. Hat eh Geschirr an (was er übrigens bis heute regelrecht verabscheut), gibt also keine Luftröhrenstauchung mit Spätfolgen für die Schilddrüse. Also lernte er, dass wenn man seine Beinchen nicht bewegt, wenn die Ische am anderen Ende der Leine vorwärtsgeht, man unsanft über den Boden schleift. Knallharte Logik: Beinchen bewegen.
Und siehe da, es ist nicht mehr kalt, man lernt neue Kumpels kennen und die Ische führt Freudentänze auf. Alles gut.

Auch für mich gab es viel Neues. Während ich pflichtbewusst mit Hundekotbeuteln die Mini-Köttel meines Minihundes einsammelte, tat das der Rest der hundebesitzenden Menschheit definitv nicht.
Evidenzen dafür fanden sich fest eingetreten in meinen Profilsohlen. Leider waren das auch keine Mini-Köttel, sondern mindestens Deutsche-Schäferhund-mit-ordentlich-Durchfall-Minen. Die sich dann beim leichten Abgleiten im winterlichen Schneematsch morgens um 6 bis hin auf den Jeans-Saum verteilten.
Besonders großartig: man merkt es erst, nachdem man (die Schuhe hat man ja vor der Haustür stehen gelassen) einmal quer durch die mit Teppich ausgelegte Wohnung gelatscht ist.

Mit einem Hund lernt man in relativ kurzer Zeit sehr viele Menschen kennen. Solche und solche. Aber solche haben IMMER Tips und Ratschläge mit denen sie einem frischgebackenen Hundebesitzer (manchmal auch schon langjährigen) die Hundewelt und vor allem den eigenen Hund erklären.
Irgendjemand meinte, für die Sozialisierung des "Babys" sei es besonders wichtig eine sogenannte Welpenspielgruppe zu besuchen. Dort lerne er den Umgang mit Seinesgleichen.

Also meldete ich Nemo bei einer Hundeschule in der Welpenspielgruppe an. Wollte ich doch alles richtig machen und wusste irgendwie noch nicht richtig wie. Und Hundeschule ist doch immer gut.

Nemo fand das richtig klasse. Jede Menge Spielkameraden - vom Neufundländer über Beagle und diversen Fusshupenmixen war da so ziemlich alles dabei.
Ich hatte auch Spaß, vor allem an dem Tag, an dem der 9 Monate alte Schäferhund der Trainerin freudig grüßend an mir hochsprang und seine Pfoten auf meinen Schultern plazierte. Wäre es ein sonniger, trockener Nachmittag gewesen, hätte ich wohl schmunzelnd das Tier von mir geschoben und den Sabber aus dem Gesicht gewischt. War es aber nicht. Es war ein schlammiger Februarnachmittag, an dem es sowohl geregnet wie auch geschneit hatte. Und das Hundespiel"zimmer" ist weder mit Teppichboden noch mit PVC ausgelegt.
Es handelt sich schlicht und ergreifend um eine Wiese. Naja, irgendwann mal. An dem Tag war es eine einzige Matschpfütze. Und so sah ich danach auch aus.

Bei Welpenspielgruppen ist es durchaus üblich, die vorhandenen Geschicke und Interessen seines Hundes zu entdecken, um den Hund dann später nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern. Daher werden einige seltsam anmutende (da waren Nemo und ich uns völlig einig) Übungen durchgeführt.
Wahrscheinlich dienen sie nur dem Entertainment der Zuschauer, deren Hunde dem Welpenalter schon entwachsen sind und die daher (immer einen guten Ratschlag auf den Lippen) um den Zaun plaziert, Schwätzchen halten.
Eine dieser Übungen bestand darin, sich unauffällig aus dem Welpengatter zu entfernen, während die Hunde spielten, und sich dann außer Sicht, hinzuhocken. Die Trainerin beobachtete derweil die Welpen, um herauszufinden welcher Welpe nach seiner Bezugsperson sucht und welcher nicht. So könne man etwas über die Bindung sagen.
Na toll, sowas hat meinem Hund aber keiner gesagt. Während die anderen Würstchen alle heulend nach "Mama" suchen, sagt meiner "Hä, was is denn mit Euch los? Kommt Party machen, yeah!"

Tja, ist halt ein Terrier. An peinliche Situationen in denen man von seinen Mitmenschen mitleidig beäugt wird, hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt eh schon gewöhnt.

Und irgendwie kam er dann auch schon in die Pubertät.


Part II Der Prolet:

Punkt 6. Monat gings los. Kerl hat Eier. Und die sind auch einsatzbereit. Zwischen den Ohren befindet sich nur noch Vakuum. Alles was bis dahin mühsam erarbeitet in den Kopf des Hundes getrichtert wurde, ist auf einmal weg. Im Nirwana. Verzweiflung macht sich auf meiner Seite breit.

Nachdem ich schon seit dem Einzug des Hundis, Mitglied in einer "Forum-Communitiy" rund um den Hund bin, bin ich mit Ratschlägen mehr als versorgt. Das Zauberwort von nun an heißt: Schleppleine.

Nemo findet seine Artgenossen klasse. Zum Spielen, zum Verprügeln, zum *hüstel* sagen wir mal zum Bespringen. Sobald er einen Hund in 10 km Entfernung sieht, interessiert ihn mein verzweifeltes Kreischen in der immer größer werdenden Entfernung nicht mehr. Er muss hin. Und am Liebsten würde er diesen Artgenossen auch mit nach Hause begleiten.
Während ich meinen Hund peinlich berührt und dankbar, dass der andere Hundehalter nicht einfach ignorant mit einem zweiten Hund (MEINEM Hund) nach Hause marschiert, meinen Hund abpflücke, wächst langsam eine Idee in meinem kranken Hirn.

Ein zweiter Hund muss her...Die können dann schön zusammen spielen, man muss nicht mehr auf die Gassigehzeiten anderer Hundehalter Rücksicht nehmen. Man hat sozusagen einen Entertainer für den Entertainer.

Soweit der Plan.






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